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BGL LigueWarum bei der Marisca Mersch die Edeltechniker fehl am Platz sind

BGL Ligue / Warum bei der Marisca Mersch die Edeltechniker fehl am Platz sind
Inzwischen wird Benny Bresch (in Gelb) von den Gegnern unter Dauerbewachung gestellt Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Marisca Mersch hat zum Auftakt seiner allerersten Saison in der BGL Ligue eine knappe 1:2-Heimniederlage gegen Rosport kassiert. Warum das für Kapitän Benny Bresch und Co. noch kein Beinbruch ist und welche Ziele der 27-jährige Luxemburger ansteuert, erzählte er am Montagmorgen im Interview.

Tageblatt: Was hat der Marisca-Kapitän seinen Mitspielern am Sonntag vor und nach dem ersten Auftritt in der BGL Ligue mit auf den Weg gegeben?

Benny Bresch: Vor dem Spiel gab es eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Wir haben während der Woche und der Vorbereitung darüber geredet, dass wir die Euphorie der vergangenen Saison mitnehmen müssen – es aber trotzdem eine neue Meisterschaft und neue Gegner sind. Wir müssen genauso hart dagegenhalten und mit der gleichen Intensität auftreten wie vergangenes Jahr, dann wäre auch etwas zu holen. Nach dem Spiel war nur zu sagen, dass wir den Kopf hochhalten müssen und eigentlich nichts passiert ist. Natürlich waren wir etwas enttäuscht, aber es bleiben uns noch 29 Spiele und ich bin mir sicher, dass wir mit so einer Leistung unsere Punkte holen werden. 

Wie lange kann die Euphorie der Aufstiegssaison anhalten?

Gute Frage. Ich denke, dass sie schon etwas verflogen ist, weil wir auch ein paar Veränderungen im Kader hatten. Es sind Leute dazugestoßen, die nichts von der Euphorie mitbekommen haben. Das heißt, wir müssen eine neue Gruppendynamik finden. Das muss sich erst entwickeln. Wir dürfen uns nicht zu sehr auf der vergangenen Saison ausruhen und müssen das Ganze als neue Aufgabe sehen. 

Was erfordert es, um sich von einer Saison voller Höhen und Erfolge auf einen Kampf gegen den Abstieg einzustellen?

Das Wichtigste ist, eine Einheit zu sein und zu bleiben – und zwar vom ersten bis zum letzten Mann. Nach drei Niederlagen in Folge darf diese Einheit nicht auseinanderbrechen. Wir müssen diese Zeiten, die sicher kommen werden, zusammen durchstehen. Wir kennen dieses Gefühl einer anhaltenden Durststrecke noch nicht unbedingt so, das müssen wir erst lernen. Dann müssen wir uns anpassen. 

Gegen Rosport konnte Mersch 90 Minuten auf Augenhöhe mitspielen. Was gab letztlich den Ausschlag?

Es waren Kleinigkeiten. In der ersten Hälfte haben wir teilweise dominiert und eine starke Leistung abgeliefert. Nach der Pause hat uns das Glück vor dem Tor gefehlt. Nutzen wir unsere Chancen, stehen wir am Ende mit einem, wenn nicht sogar drei Punkten da. Sinnbildlich dafür war, dass wir beim Stand von 0:0 eine Riesenmöglichkeit nicht ausnutzen konnten und dann per Konter das 0:1 kassierten. Das sind die Kleinigkeiten, die in der BGL Ligue entscheiden. Das hat uns gefehlt. In den letzten 30 Minuten hatten wir keinen Zugriff mehr, haben uns keine Chance mehr herausgespielt. Vielleicht hätten wir dieses Spiel vergangene Saison 2:1 gewonnen – und nicht verloren.

Wie schnell kann man es lernen, diese Fehler abzustellen?

Wir müssen uns an den Rhythmus gewöhnen und anpassen. Ich denke, dass das schnell passieren wird. Wir haben gegen Mondorf, Wiltz und auch Déifferdeng 03 gezeigt, dass wir in der Lage sind, mitzuhalten. Allerdings müssen wir das jetzt jedes Wochenende schaffen. Sobald wir uns an den Rhythmus gewöhnt haben, werden wir die Fehler abstellen und cleverer werden. Ich denke, dass wir teilweise auch zu hektisch und nervös gegen Rosport aufgetreten sind. 

Sie hatten den Kader bereits angesprochen. Wie hat er sich verändert?

Es gab ein paar Abgänge, die verständlich waren. Defensiv mussten wir uns verstärken. Der Kern ist aber geblieben, damit wir bestehen können. Der Kader wurde erweitert. Es sind nicht unbedingt die Spieler mit der größten BGL-Ligue-Erfahrung, denn ich denke, dass wir das auch so regeln können. Wir sind keine Edeltechniker, wir kommen über den Kampf und die Leidenschaft auf dem Platz.

Welchen Fußball will Mersch in den nächsten Monaten produzieren?

Keinen anderen als im letzten Jahr. Wir spielen unser aggressives Pressing – auf eine aggressive und eklige Art und Weise für den Gegner, bei der wir unsere Konterchancen ausnutzen wollen. Das ist kein Geheimnis mehr. Die Gegner wissen, was sie erwartet, wir sind kein unbeschriebenes Blatt mehr. Wir müssen in verschiedenen Fällen vielleicht nach alternativen Lösungen suchen. 

Auch Sie selbst sind kein unbeschriebenes Blatt mehr. Stehen Sie mehr unter Beobachtung? 

Das kann man aufgrund dieser Partie gegen Rosport nicht unbedingt sagen. Zum Ende der letzten Rückrunde hin merkte man aber schon, dass die Gegner mich auf dem Schirm hatten. Das heißt, dass es schon ein paar mehr Füße um mich herum gab und es zusätzliche Schläge einzustecken gab. Das ist ganz normal. Unsere Verteidiger teilen aber auch aus, da muss sich jeder dran gewöhnen (lacht). Wir sind zu zweit im Sturm, wenn ich es nicht bin, dann der andere. Solange sie reingehen …

Warum haben Sie sich trotz der Angebote von Konkurrenten, die teilweise oben mitspielen, entschieden, in Mersch zu bleiben?

Ich hatte Angebote. Auch das ist kein Geheimnis mehr, dass ein paar BGL-Ligue-Vereine an mir interessiert waren. Ich wohne und arbeite in Mersch, deshalb bietet sich das an. Der Zeitaufwand, den es benötigen würde, um beispielsweise nach Niederkorn zu fahren, wäre enorm und nicht ganz kompatibel mit meinem Beruf. Ich habe mir geschworen, hundert Prozent für meinen Verein zu geben. Wenn ich dann ein Training pro Woche verpassen würde, ergäbe das für mich einfach keinen Sinn. Hinzu kommt, dass ich mich in Mersch unheimlich wohlfühle und die Stimmung top ist. Nach so einer Saison wäre es mir sehr schwergefallen, das hinter mir zu lassen. Ich habe dem Verein und dem Trainer, der mir viel geholfen hat, einiges zu verdanken. Das war auch ein Grund, warum ich in Mersch geblieben bin. 

Das große Ziel des Vereins ist bekannt. Was wollen Sie als Stürmer persönlich in Ihrer ersten Saison in der BGL Ligue erreichen?

Ich habe eine klare Zahl im Kopf, die werde ich hier aber nicht verraten (lacht). Ich kann allerdings hinzufügen, dass mein Trainer eine andere Zahl im Kopf hat, die deutlich höher ist. Das war letztes Jahr auch so: Da wollte er zwischen 25 und 30 Tore. Am Endeffekt habe ich das auch erreicht, selbst wenn mein persönliches Ziel nicht so hoch war. Ein individuelles Ziel hat man immer, insgesamt ist mir wichtiger, den Klassenerhalt so früh wie möglich unter Dach und Fach zu bringen. Durch dieses Gefühl der Sicherheit im ganzen Team wird es für mich auch einfacher, als wenn man stets unter Druck steht und unbedingt Treffer landen muss.

Was wird Ihnen der erste BGL-Ligue-Treffer bedeuten?

Nicht unbedingt mehr als andere auch. Vielleicht hängt es davon ab, gegen wen und wie. Aber es wird wohl nicht viel anders sein. Es hängt wohl eher vom Gesamtergebnis ab. Ein 1:3-Anschlusstor hat sicherlich nicht die gleiche Bedeutung wie ein 2:1-Siegtor nächste Woche in der letzten Minute …

Am kommenden Wochenende werden Sie beim Progrès erwartet. Was hat sich die Marisca für das erste Auswärtsspiel vorgenommen?

Es ist eine Haushummer. Wir reisen aber sicherlich nicht dahin, um dort „Spilli-Spilli“ zu betreiben. Wir wollen Zählbares. So müssen wir jedes Spiel angehen. Wir wollen punkten.