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ArbeitTarkett will in Clerf 126 Stellen streichen

Arbeit / Tarkett will in Clerf 126 Stellen streichen
Mitarbeiter in der Produktion von Bodenbelägen im Tarkett-Werk in Wiltz Foto: Editpress/Alain Rischard

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Mit dem Erhalt der 4M-Beschichtungsanlage im Werk Clerf hatten die Arbeitnehmer nach der jüngsten Verlängerung des „Plan de maintien dans l’emploi“ (PME) gerechnet. Nun entschied der Konzern, dass er doch 126 Angestellte vor die Tür setzen will.

Der Gewerkschafter Alain Rolling ist fassungslos. Die Luxemburger Firma Tarkett GDL wird laut einer Pressemitteilung der Gewerkschaften OGBL und LCGB im Werk Clerf eine Produktionslinie schließen. 126 der insgesamt 562 Beschäftigen sollen ihren Job verlieren. Dabei wurde erst vor wenigen Wochen ein Plan zur Erhaltung der Arbeitsplätze („Plan de maintien dans l’emploi“ – PME) erneuert.

„Es kann nicht sein, dass ein Plan beschlossen wird, und ein paar Wochen später entlässt man 126 Leute“, sagt Rolling im Telefonat mit dem Tageblatt. Die Arbeitnehmervertreter fühlen sich hintergangen. „Letzten Monat hatten wir noch Unterredungen mit Tarkett. Dann bekomme ich gestern einen Brief von einem Anwalt, dass wir einen Sozialplan verhandeln sollen, um die Leute auf die Straße zu setzen!“

Plan zur Weiterbeschäftigung erst im März erneuert 

Dass das Tarkett-Werk in Clervaux vor wirtschaftlichen Problemen steht, war bereits bekannt. Im August 2023 einigten sich OGBL und LCGB mit der Direktion auf einen Plan zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung (PME), da der Betrieb aufgrund „konjunktureller Faktoren sowie der Folgen der Covid-Krise“ in Schwierigkeiten sei. Dieser Plan wäre am 30. April 2024 ausgelaufen, jedoch wurde der PME Anfang März erneuert und von Arbeitsminister Georges Mischo bewilligt.  

Die Zusage von Tarkett wurde als Bekundung zum Erhalt der 4M-Beschichtungsanlage im Werk in Clerf gedeutet, doch nun kam für die Beschäftigten die Schreckensnachricht. Gewerkschafter Allain Rolling vermutet, dass die Entscheidung aus der Konzernleitung in Paris kam. Dass die Firma einen Anwalt zur Verhandlung über den Stellenabbau beauftragte, zeige, dass die lokale Direktion in Luxemburg bei der Entscheidung nichts zu melden hatte.  

Die Gewerkschaften seien von der Ankündigung schockiert, auch wenn es in den letzten Tagen bereits Gerüchte im Betrieb gegeben habe. „Die haben mit uns nie darüber geredet“, sagt Rolling aufgebracht.  

Angestellte halfen, wo sie konnten 

Die Beschäftigten der Produktionslinie gaben seit dem letzten Sommer alles, um eine Schließung zu verhindern. Die getroffenen Maßnahmen zur Abwendung von Entlassungen bestanden in der „Nutzung der Vorruhestandsregelung, der Nutzung freiwilliger Abgänge und der vorübergehenden Änderung des Arbeitsorganisationsplans für die Beschichtungsanlage“. Abteilungen haben bis zu zehn Stunden gearbeitet, berichtet Rolling. „Wir haben geholfen, wo wir nur konnten!“

Tarkett ist hauptsächlich auf Bodenbeläge und Schallisolierungen für die Autoindustrie spezialisiert. Der zweite Standort des Unternehmens in Wiltz ist nach jetzigem Stand von den Entlassungen nicht betroffen. 

Intervention des Ministers gefordert 

Die Gewerkschaften kündigten an, bei Minister Mischo um eine Dringlichkeitssitzung zu bitten. Käme die nicht zustande, werde Rolling mit seinen Kollegen des LCGB nicht an der Sitzung am 29. April teilnehmen, bei der die Direktion ihren Plan zur Entlassung der 126 Arbeitnehmer vorstellen will. Das Unternehmen habe in der Vergangenheit bei der Politik auf gute Miene gemacht. Vor vier Jahren besuchte der damalige Premier Xavier Bettel (DP) das neue Werk.

Insbesondere die jüngste Verlängerung des PME wird von den Arbeitnehmervertretern als trügerische Handlung aufgefasst. Die Gewerkschaften sehen nun Arbeitsminister Mischo in der Verantwortung, sich für die Angestellten einzusetzen. Wenn das Unternehmen mit den Entlassungen durchkomme, „dann sind Verträge nichts mehr wert“, schlussfolgert Rolling mit Blick auf die jüngst vereinbarte Fortführung des PME. Abgesehen davon gehe es um die Zukunft von 126 Familien. Für Alain Rolling ist klar: „Der Minister muss sagen: Schluss mit lustig!“