LeichtathletikCharles Grethen erfährt am Donnerstag, ob er das Olympia-Ticket erhält

Leichtathletik / Charles Grethen erfährt am Donnerstag, ob er das Olympia-Ticket erhält
Charles Grethen (l.) wird sich in St. Moritz auf die Olympischen Spiele vorbereiten Foto: Gerry Schmit

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Inzwischen dürfte Gewissheit herrschen: Am 1. Juli wird Charles Grethen endlich erfahren, ob seine 1.208 Weltranglistenpunkte für ein Tokio-Ticket reichen. Für den Mittelstrecken-Spezialisten, der in Rio über 800 m gestartet war, wäre es bereits die zweite Teilnahme an den Olympischen Spielen. Der CSL-Athlet ist aktuell Nummer 44 der Welt über 1.500 m und guter Dinge, dass eine kurzfristige Planänderung ihre Früchte getragen hat.

Tageblatt: Wie groß ist die Zuversicht, dass Sie das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio gelöst haben?

Charles Grethen: Der Weltverband (World Athletics) wird am 1. Juli (also am heutigen Donnerstag; d.Red.) die offiziellen Qualifikationslisten veröffentlichen. Es sind also noch ein paar Stunden, bevor Gewissheit herrscht. Ich denke aber, dass ich zu 95 bis 99 Prozent dabei bin. Es müsste schon sehr komisch zugehen, wenn es nicht so wäre und irgendwo jemand noch die Norm unterboten hätte. 

Das heißt, Sie werden ruhig schlafen können?

(lacht) Ja, das denke ich schon.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, nach den Landesmeisterschaften (am Samstag) noch ein zusätzliches Rennen in Luzern (CH) zu laufen?

Vor allem, da noch viele Punkte für die Weltrangliste verteilt worden sind. Einerseits wollte ich Punkte holen und gleichzeitig auch meine Wertung verteidigen. Es hätte ja sein können, dass ein Konkurrent die Norm geschafft hätte. Zudem wollte ich auch im Wettkampfmodus bleiben. Jetzt werde ich aber erst einmal zweieinhalb Wochen nach St. Moritz ins Trainingslager fahren. Ich habe mich der polnischen Trainingsgruppe um den polnischen Bronzegewinner bei der letzten WM, Marcin Lewandowski, angeschlossen und werde also top betreut. Ob ich dann noch ein weiteres Rennen vor Tokio laufe, steht noch nicht fest. Ich bin ohnehin nur eine Woche wieder zu Hause, bevor wir nach Japan abreisen. 

Sie haben beeindruckende Monate hinter sich, inklusive mehrerer Landesrekorde über 1.500 Meter. Wie blicken Sie im Nachhinein auf diese Zeit zurück?

Es sind nicht nur diese paar Monate, sondern lange Jahre, in denen ich darauf hingearbeitet habe. Nach der Achillessehnen-Operation sollte es eigentlich bereits für 2020 reichen, dann wurden die Spiele verschoben. Dass ich dann gleich in der Halle so gut gestartet bin, hat mich selbst überrascht. Ich wusste, dass das Potenzial für 3:36 Minuten vorhanden wäre, aber das muss man dann auch erst einmal zeigen. Auf dem Papier ist eine Sache, aber auf der Strecke eine andere. Es ist ein gutes Gefühl, auf diese Zeiten schauen zu können. 

Sie werden zum zweiten Mal an den Olympischen Spielen teilnehmen. Wie groß ist der Unterschied gegenüber der Qualifikation für Rio?

Aufgrund der Pandemie wird der Wettkampf komplett anders verlaufen. Wir reisen eigentlich nur für unser eigenes Rennen nach Japan. Das wird eine andere Erfahrung werden. Es ist vieles nicht erlaubt, wie beispielsweise ein Ausflug in die Stadt oder die Häuser anderer Nationen zu besuchen. 48 Stunden nach dem Lauf müssen wir wieder raus. Das ist eben der Kompromiss, der eingegangen werden musste, damit die Spiele überhaupt stattfinden können. Aber das macht mir nichts aus. Im Endeffekt geht es ja darum, dort seine Leistung abzurufen. Ich brauche das ganze Drumherum nicht, obschon die Stimmung eigentlich dazugehört. 

Die Norm liegt nach wie vor bei 3:35 Minuten. Wie realistisch ist es, dass Sie diese Zeit in Kürze knacken werden?

Es ist jedenfalls ein realistisches Ziel. Man muss eben das richtige Rennen dafür erwischen. Wir haben unseren Qualifikations-Plan in den letzten Wochen etwas umgestellt, um eben gezielt die Weltranglistenpunkte zu holen und die Norm erst einmal außen vor zu lassen. Die Chancen, dass es auf diesem Weg reichen würde, waren größer. In Tokio spielt die Zeit sowieso keine Rolle, da es wohl taktische Rennen werden und es für mich dort vor allem um die Platzierung geht. 

Was wäre denn eine gute Platzierung?

Ein Halbfinale wäre definitiv super. Das ist allerdings ein sehr hohes Ziel. Aber darauf arbeite ich hin.