/ Tessy Scholtes über ihre neuen Herausforderungen als Karate-Präsidentin

Foto: Editpress/Julien Garroy
Tessy Scholtes: Mein Herz hängt nach wie vor an diesem Sport. Ich bin noch immer Vizepräsidentin meines Vereins in Walferdingen gewesen. Es war schmerzhaft, die Streitigkeiten der letzten Monate zu verfolgen, auch von außerhalb. Das hat sowohl dem Verband als auch dem Karate nicht gutgetan. Der Abstand, den ich zu dem Ganzen hatte, hat letztendlich auch dazu beigetragen, dass mich der Vorstand für den Präsidentenposten vorgeschlagen hat. Die Situation ist verfahren, da braucht man sich nichts vorzumachen. Aber ich wollte und werde das in die Hand nehmen, mit einem guten Team um mich herum.
Mit welchen Erfahrungswerten kann Ihr neuer Vorstand an diese Aufgabe herangehen?
Es handelt sich um Menschen, die allesamt schon lange mit dem Karate zu tun haben. Sei es im Verein, als Athleten oder im Schiedsrichterwesen. Alle Branchen sind vertreten, was eine gute Mischung ausmacht. Es sind sowohl neue Gesichter dabei als auch Leute, die in die schwierige Phase involviert waren und die Probleme hautnah miterlebt haben. Wir müssen jetzt einen Konsens finden. Insiderwissen ist wichtig. Gleichzeitig wollen wir einen neuen Wind und keine Fehler wiederholen.
Wie wollen Sie es schaffen, der außersportlichen Ebene des Karates wieder Glaubwürdigkeit zu verleihen?
Ein sehr wichtiger Punkt ist, wieder Ruhe einkehren zu lassen. Statt Gerichtsaffären sollen die Sportler wieder im Fokus stehen. Wir müssen sie unterstützen und ihnen vertrauen, damit sie uns vertrauen. Letzte Woche haben wir uns bereits mit dem Elitekader zusammengesetzt und nicht nur geredet, sondern uns ihre Anliegen angehört. Schließlich sind es die Sportler, die Luxemburg vertreten – und nicht der Vorstand. Ich will nicht über die Vergangenheit reden. Es gab Gerüchte über Ungerechtigkeiten bei diversen Nominierungen. Es ist zwar schwer, alle zufriedenzustellen, aber wir werden versuchen, dies transparenter zu machen. Die Kriterien für Nominierungen werden überarbeitet, damit solche Vorwürfe gar nicht erst aufkommen.
Zwei andere Baustellen, die Sie erwarten: die Aufteilung der nationalen Kampfsporthalle und die Besetzung des staatlich finanzierten Postens des „directeur technique“. Wie werden Sie vorgehen?
Als Verband haben wir ein Anrecht auf die Nutzung dieser Halle, sei es beispielsweise für das anstehende Lasel-Championat oder die Kumite-Landesmeisterschaft. Wir werden den üblichen Weg gehen und einen Antrag dafür stellen. Da darf es keine Probleme geben. Was den Posten des „directeur technique“ angeht, handelt es sich um eine unserer Prioritäten. Diese Stelle wird jetzt ausgeschrieben werden, damit wir schnellstmöglich einen passenden Kandidaten finden können.
Ihr Vorgänger, Jean-Claude Roob (Strassen), hat bereits rechtliche Schritte angekündigt und behauptet, die Neuwahlen seien illegal. Welche Probleme stehen noch bevor?
Das können wir nicht genau sagen. FLAM-Präsident Serge Schaul hat mir bestätigt, dass er noch kein Schreiben vorliegen hat, sodass wir zurzeit nicht handeln können. Ohnehin klagen die Klubs (deren Vorstandsmitglieder abgewählt wurden, wie beispielsweise eben Strassen, d.Red.) gegen die FLAM, also nicht direkt gegen die Karate-Sektion. Trotzdem ist es wenig berauschend, dies im Hinterkopf zu haben. Im Moment ist es aber so, dass wir gewählt wurden und die Befugnis haben, zu arbeiten.
Als ehemalige Elite-Athletin haben Sie einen anderen Blick auf die Problematik: Wie kann der Vorstand die Sportler wieder für sich gewinnen?
Ich hoffe, dass dieser andere Blick einen positiven Effekt hat. Die Entscheidungen sollen nicht von oben herab gefällt werden. Wir brauchen regelmäßiges Feedback des Nationaltrainers (Michael Lecaplain), der jeden Tag mit den Athleten zu tun hat. Sowohl dem Coach als auch den Athleten muss zugehört werden. Deshalb wird es im Vorstand auch einen Ansprechpartner geben, der als Bindeglied zwischen beiden Seiten funktionieren wird.
Was ist eigentlich die genaue Rolle der Karate-Präsidentin?
Tessy Scholtes: Mein Herz hängt nach wie vor an diesem Sport. Ich bin noch immer Vizepräsidentin meines Vereins in Walferdingen gewesen. Es war schmerzhaft, die Streitigkeiten der letzten Monate zu verfolgen, auch von außerhalb. Das hat sowohl dem Verband als auch dem Karate nicht gutgetan. Der Abstand, den ich zu dem Ganzen hatte, hat letztendlich auch dazu beigetragen, dass mich der Vorstand für den Präsidentenposten vorgeschlagen hat. Die Situation ist verfahren, da braucht man sich nichts vorzumachen. Aber ich wollte und werde das in die Hand nehmen, mit einem guten Team um mich herum.