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Zeitalter des Teilens

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Die vergangene Woche war landesweit geprägt durch die Diskussionen um den Staatshaushalt. Etwas untergegangen war dabei die Rede von Staatssekretärin Francine Closener zur Eröffnung am vorvergangenen Wochenende der „Hierschtfoire“, die mittlerweile nicht mehr so heißt.

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Zwar hatte die Staatssekretärin die Debatten in der Chamber nicht vorweggenommen, dennoch hatten einige Passagen ihrer Rede einen Bezug zu den Steuereinnahmen der Zukunft. Die Tatsache, dass das Wirtschaftsministerium vorhat, vom Ministerrat in den kommenden Tagen grünes Licht für die Installation von 800 Ladestationen für Elektroautos in Luxemburg zu bekommen, kann schon als kleines Zeichen für die Zeitenwende verstanden werden, die auf die Wirtschaft und auch die Staatsfinanzen, ja auf die Gesellschaft in Luxemburg und anderswo zukommen wird.

Noch wird das Elektroauto lange nicht Benzin- oder Dieselfahrzeuge verdrängen. Dennoch werden sich in nicht allzu ferner Zukunft immer mehr Elektroautos das Straßenbild mit den Benzinern teilen.

Wie schnell dies geschehen wird, ist kaum vorauszuahnen, wie lange diese Koexistenz Bestand haben wird, schon gar nicht. Wohlverstanden, die Elektroautos werden wegen der momentanen Probleme bei der Reichweite und dem „Tanken“ in einer ersten Phase wohl kaum das Gros des Durchgangsverkehrs ausmachen, der täglich über Luxemburgs Autobahnen rollt.

All diesen Wenns und Abers zum Trotz muss man sich jedoch jetzt schon bewusst sein, dass dieser Wandel einen gehörigen Einfluss auf die Staatseinnahmen haben wird. Zur Erinnerung: Die Steuern auf Treibstoffe machen über eine Milliarde Euro oder rund 10 Prozent der Staatseinnahmen aus. Laut einer Erhebung des „Groupement pétrolier“ gehen drei Viertel dieser Milliarde auf das Konto des Tanktourismus. Wahrscheinlich wird noch genügend Zeit bleiben, um finanzpolitisch hier gegenzusteuern. Die Situation kommt einem aber irgendwie bekannt vor – immerhin hatte man beim e-Commerce ein festes Ablaufdatum.

Wahrscheinlich lachen sich die Erdölproduzenten oder Tankstellenbetreiber ja noch kaputt – es wäre nicht das erste Mal, dass ihrem Sektor der Untergang prophezeit wird. Viel eher ist aber davon auszugehen, dass das nicht der Fall sein wird. Mittlerweile schält sich in der Weltwirtschaft ein für manche beunruhigendes Phänomen heraus. Traditionell stark kontrollierte, reife Märkte werden durch technologische und informationstechnische Fortschritte aufgerollt. „Schlimmer“ noch, die Attacken stammen nicht einmal von alteingesessenen Akteuren aus diesen Wirtschaftszweigen.

Es gibt jetzt schon genug Beispiele von Wirtschaftszweigen, die damit kämpfen müssen. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Die Musikindustrie gibt es so nicht mehr, und ab heute fordert Apple die Banken durch sein neues Smart-phone-Bezahlsystem heraus. Die Banken! Ob die Firma aus Cupertino es dabei belassen wird?

Ende des Kapitalismus?

Man könnte meinen, dass dies nur eine weitere Entwicklung der Wirtschaftswelt sei – der Kapitalismus feiert weiter seinen Siegeszug. Nicht wenige sind allerdings dabei, genau dies anzuzweifeln – unter ihnen der amerikanische Philosoph Jeremy Rifkin. Gerade weil kein Tag vergeht ohne weitere Wundermeldungen über neue Technologien oder die Vernetzung des Alltags durch das Internet. Auf der Strecke bleiben immer mehr die Gewinnmargen der Unternehmen. Der Kapitalismus ist dabei, sich sozusagen selbst abzuschaffen. Es kommt laut Rifkin das Zeitalter des Teilens. Mal schauen …

Sascha Bremer