Nein, es ist nicht, wie eingangs geplant, der 25. September, denn an dem Tag muss der grüne Bautenminister – oder, wie es heute heißt, der Nachhaltigkeitsminister – an der Eröffnung der „Oekofoire“ teilnehmen. „Vert oblige“.
" class="infobox_img" />Roger Infalt rinfalt@tageblatt.lu
Ganze 18 Jahre sind seit der Verabschiedung des Projekts in der Abgeordnetenkammer vergangen. 18 Jahre für 32 Kilometer Nordstraße! Damit erhält Luxemburg mit Sicherheit einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Doch nicht nur die Dauer dieser für Luxemburg größten Baustelle ist rekordverdächtig, auch die Kosten von schätzungsweise rund 700 Millionen Euro werden unsere Nachbarn und deren Nachbarn zum Staunen bringen. 700 Millionen Euro! Dabei waren vor 18 Jahren bei der Verabschiedung der Pläne in der Abgeordnetenkammer 366,8 Millionen Euro vorausgesagt worden.
Damit nicht genug. Es wird wohl auch in die Geschichte eingehen, dass gerade der Mann, der jetzt als Minister diese Nord-Zentrum-Verbindung am 23. September feierlich eröffnen wird, sich vor zwei Jahrzehnten als Mitglied einer Umweltschutzorganisation im Rollkragenpullover mit einem großen Plakat ablichten ließ, auf dem fettgedruckt «Nordstraße = Mordstraße» zu lesen stand.
Tja, Herr Bausch, lang, lang ist’s her! Damals, ja damals, war alles noch ganz anders, oder? Es geht Ihnen so wie Ihrem deutschen Bündnis 90/Die Grünen-Kollegen Joschka Fischer. Der hatte sich einst am Zaun der Baustelle Startbahn West des Frankfurter Flughafens angekettet, um gegen den Bau dieser 4.000 Meter langen Startbahn zu protestieren, und einige Jahre später lagen die Jeans und der Rollkragenpulli im Keller und der Chauffeur fuhr die achtzylindrige Limousine vor. Aus dem streitbaren Joschka war ein Bundesminister des Auswärtigen und Stellvertreter des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland geworden. So vergeht die Zeit, Herr Bausch. Gestern noch gegen die Nordstraße in der Bütt, heute in der allerersten Reihe bei der Eröffnung derselben. Das Grüne von einst ist eben nicht mehr das Grüne von heute, oder wie soll man das verstehen?
Man darf auf Ihre Ansprache am 23. September gespannt sein. Vielleicht erinnern Sie an dem Tag an den einstigen Bautenminister Robert Goebbels, den Sie und Ihre Umweltorganisation einst als Betonminister hingestellt haben. Wie war das mit der negativen Auszeichnung „de gëllene Bagger“? Wissen Sie es noch? Vielleicht erinnern Sie auch an die unzähligen Informationsversammlungen, die Goebbels damals organisiert hat, um den Mitbürgern die Wichtigkeit sowie die zwei Varianten der Nordstraße, nämlich die West- und die Ostvariante, vorzustellen, und dabei Ungeheuerliches zu hören bekam.
Vielleicht sollten Sie auch ein Wort darüber verlieren, dass – zum Beispiel – Kopstal damals den Bautenminister mitsamt seinem Plan der doch erheblich billigeren und viel schneller zu realisierenden Westvariante zum Teufel jagte, da man den Nordstraßen-Verkehr lieber auf der anderen Seite des Tals sehen wollte.
Mit dem Resultat, dass Ortschaften wie eben Kopstal oder auch Kehlen, Keispelt usw. heute im Verkehr untergehen und ihre Gemeindeväter seit geraumer Zeit nicht müde werden, nach einer Entlastungsstraße zu
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