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Faites de la musique!

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Fragt man junge Franzosen, an welchem Tag der französische Nationalfeiertag gefeiert wird, lautet die Antwort: „Am 21. Juni!“

Zugegeben, da sträuben sich nicht nur dem Präsidenten der Republik die Haare. Doch diese vorgetäuschte Wissenslücke sagt viel über ein ganz besonderes Ereignis aus, das Jahr für Jahr Millionen von Menschen auf die Straßen lockt: die „Fête de la musique“. Laut einer im Jahr 2010 durchgeführten Umfrage haben sich rund 80 Prozent der französischen Bevölkerung den 21. Juni fett im Terminkalender vermerkt. Ganze 60 Prozent leben diesen Tag, als wäre es ihr letzter. Kaum jemand aber erinnert sich an das Jahr, an dem der internationale Tag der Musik erstmals ausgerufen wurde. Das war vor 30 Jahren, auf Initiative des damaligen französischen Kulturministers Jack Lang, unter der Regierung von Mitterrand.

Logo" class="infobox_img" />Emile Hengen
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In Luxemburg ist die „Fête de la musique“ gerade mal volljährig geworden. Seit 18 Jahren ist sie fester Bestandteil des Kulturlebens der Stadt Düdelingen. In Luxemburg-Stadt ist sie erst zehn und läutet zudem die Konzertreihe „Summer in the City“ ein. Jahr für Jahr schließen sich neue Partner an, neue Städte und dezentralisierte Kulturzentren springen auf den Zug mit auf und rühren für ihr Fest der Musik kräftig die Werbetrommel.

Die Koordinatoren der Luxemburger „Fête de la musique“ begrüßen die Entwicklung und freuen sich über steigende Besucherzahlen: 2010 ließen sich mehr als 40.000 Menschen vom Zauber der Musik berauschen. Durchzieht man jedoch die 16 verschiedenen Städte, in denen in diesem Jahr während vier Tagen die Musikfeste wortwörtlich ausgetragen werden, vermisst man etwas ganz Wesentliches, nämlich das, was die „Fête de la musique“ auszeichnet und so einzigartig macht: ihre Spontaneität.

Gut gezielt, aber schlecht getroffen

Hier in Luxemburg läuft alles nach strengen Regeln ab: Vereinzelte Städte kaufen namenhafte Headliner von internationalem Renommee aus dem Ausland ein, verlegen den 21. Juni auf das Wochenende vor und einzig und allein die Veranstalter treffen die Entscheidung, welche Band an welchem Ort zu welcher Zeit auf die Bühne tritt. Zeiten müssen strikt eingehalten werden. Nichts, absolut nichts darf dem Zufall überlassen sein.

Doch sollte die „Fête de la musique“ nicht vielmehr der Tag sein, an dem sich die Menschen auf die Straße wagen, ohne dass sie dazu aufgefordert werden? Sollte der internationale Tag der Musik nicht der Tag im Jahr sein, an dem sich Musiker und Musikliebhaber ganz spontan an verschiedenen Orten versammeln, um gemeinsam zu musizieren und das Fest der Musik zu feiern, zwanglos und ohne jegliche Verpflichtung? So wie vor 30 Jahren, als trotz des Verbots des Pariser Präfekts eine Million Menschen bis in die frühen Morgenstunden hinein auf die Pauke hauten und die „Fête de la musique“ zu ihrer ganz persönlichen „Faites de la musique“ auserkoren haben.

Doch es kündigt sich ein vorsichtiges Umdenken an. René Penning, Präsident der gemeinnützigen Vereinigung „Fête de la musique“, fordert den Wandel und die Rückbesinnung auf die Grundwerte der „Fête de la musique“: die Ungezwungenheit. Manche Städte wagen den Versuch in diese Richtung. Wie beispielsweise Esch. Sie ist bis dato die einzige Stadt, die ihr Musikfest „Faites de la musique“ getauft hat. Doch auch hier ist das Programm präzise getimed, und nur sehr wenige Musiker erhalten den Zuschlag, auf einer der vier im Stadtzentrum verteilten Bühnen aufzutreten.

Doch die Escher Veranstalter versprechen Besserung. Erzwingen können sie jedoch nichts. Denn es liegt nach wie vor in unserer Hand, ob wir uns die „Fête de la musique“ als reines Entertainment auftischen lassen oder aber, ob wir partizipieren, das Fest der Musik mitgestalten, es auch zu unserem Feiertag werden lassen und uns nicht Punkt 22 Uhr, wenn die Stromkabel gekappt werden, aus dem Stadtkern vertreiben lassen, sondern dableiben, weiter musizieren und feiern, bis in die frühen Morgenstunden hinein. Die „Fête de la musique“, sie ist ein Fest der Musik von allen für alle! Nur so will es die Tradition nach französischem Vorbild.