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Schulen im AusnahmezustandWie das Luxemburger Bildungsministerium auf das Virus reagiert

Schulen im Ausnahmezustand / Wie das Luxemburger Bildungsministerium auf das Virus reagiert
Bildungsminister Claude Meisch ist fest entschlossen, alle nur möglichen Hebel in Bewegung zu setzen, damit der Ausnahmezustand in den Schulen nicht zulasten der Schüler geht Foto: Editpress/Julien Garroy

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Ab Montag und voraussichtlich bis zum 29. März ist der Unterricht in allen Schulen und Bildungseinrichtungen Luxemburgs ausgesetzt. Der Freitag wurde genutzt, um in den Schulen Anweisungen zu geben, wie die nächsten zwei Wochen organisiert werden können, so Bildungsminister Claude Meisch. Denn es handle sich nicht um Ferien, sondern um eine andere Form des Lernens. Neben dem Austausch zwischen Schulen, Lehrern und Schülern gibt es weitere Informationen.

Es könnte ein Novum für Bildungsminister Claude Meisch sein. Selten zuvor dürfte nämlich eine seiner Pressekonferenzen ein solch großes Interesse geweckt haben, dass Schüler sogar in ihren Klassen den Live-Stream aus dem Ministerium gespannt mitverfolgen.

Es sei ein schwerer Eingriff in die gesamte Bildungslandschaft des Landes, eine außergewöhnliche Maßnahme, die den Ernst der Situation widerspiegle, so der Minister. Betroffen sind 150.000 Kinder und Jugendliche sowie 20.000 Lehrer(innen).

Letzter Auslöser – wenn dann noch einer nötig war – dürfte der sprunghafte Anstieg der Infektionen diese Woche gewesen sein. „Es gilt, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, die Ansteckungsgefahr zumindest stark zu bremsen“, sagt Claude Meisch.

Alles dicht

Ab kommendem Montag und bis zum 29. März ist der Unterricht in allen Schulen und Bildungseinrichtungen  in Luxemburg ausgesetzt. Das gilt auf der ganzen Bandbreite. Von der Kinderkrippe bis zur Universität. Grundschulen, Gymnasien, Musikschulen, der Förderunterricht für Kinder mit einer Behinderung, Sprachkurse oder Erwachsenenbildung – einfach alles.

Im Ministerium werden aber Diskussionen geführt, ob nicht die eine oder andere Betreuungsstruktur unter gewissen Bedingungen geöffnet bleiben kann, beispielsweise eine Krippe für Kinder, deren Eltern im Gesundheitsbereich arbeiten.

Am 30. März wäre aus heutiger Sicht dann wieder „Normalität“ angesagt, außer es wird aus jetzt nicht klar absehbaren Gründen anders entschieden sprich eine Verlängerung angesetzt. So wie es derzeit aussieht, werden Prüfungen und Tests, die in den nächsten Wochen gemacht werden sollten, auf die Woche vor und auf die nach den Osterferien verschoben, sagt Meisch. Damit ist dann auch klar, dass die Woche vor den Ferien eine komplette Schulwoche sein wird, da die Schulkonferenzen ebenfalls verschoben werden.

Keine Ferien

Minister Meisch betont, dass wohl der Betrieb in den Schulen gestoppt wird, nicht aber das Lernen. Es seien keine Ferien. Und Schüler und Lehrer befänden sich nicht in Quarantäne. „Niemand muss also den ganzen Tag zu Hause hocken bleiben, vielleicht sollte man aber auch keine größeren Veranstaltungen aufsuchen“, so Meisch. Mit am wichtigsten sei es, nicht mit Risikopatienten in Kontakt zu kommen.

Zwei Wochen Unterricht, die fehlen, ist nicht nichts, sagt der Minister. Aufgabe muss es deshalb sein, die nächsten Tage zu nutzen, um zu lesen, zu üben, also eigentlich so zu lernen, wie wenn Schule wäre. Der Freitag sei genutzt worden, um den Schülern zu erklären, wie das ablaufen werde. In anderen Worten, wie eine gewisse Kontinuität des Lernprozesses garantiert werden kann. „Perfekt wird das nicht sein“, so Meisch, aber es sei das Bestmögliche.

Zum Glück gebe es Kommunikationswege, damit Lehrer und Schüler in Kontakt bleiben können. Da habe sich in den vergangenen Jahren einiges getan, was in den nächsten zwei Wochen genutzt werden kann. Stichwort: iPads.

So viel Hilfe wie möglich

Das Bildungsministerium setze jedenfalls alle Hebel in Bewegung, hieß es am Freitag auf der Pressekonferenz, damit Schüler, Lehrer und Eltern begleitet werden, Antworten auf ihre Fragen bekommen sowie Anregungen und Anweisungen, wie „Schoul Doheem“ funktionieren kann.
So gibt es zum einen eine telefonische Hotline, die 8002 9090, sowie die Webseite: schouldoheem2020.men.lu.

Ein Punkt, der Sorgen macht, ist das Abiturexamen. Gerade bei diesen Klassen sei es nicht ganz so einfach, die fehlenden Unterrichtswochen aufzuholen. Es gehe darum, so Meisch, den Schüler(inne)n die Chance zu geben, ihr Abschlussexamen bestmöglich machen zu können.

Derzeit würden einige Möglichkeiten überprüft. Dazu gehört auch, dass Luxemburg sich auf EU-Ebene dafür einsetzen will, dass beispielsweise Einschreibungen an den Universitäten oder Aufnahmetests verschoben werden. Da sei aber jetzt noch nichts entschieden. Was das Examen in Luxemburg betrifft, könne es durchaus Anpassungen eher kreativer Natur geben. In anderen Worten: ein noch zu klärendes „Entgegenkommen“ den Abiturienten gegenüber.

Claude Meisch wies bei der Pressekonferenz auch noch einmal darauf hin, dass Eltern, die ihre Kinder nicht alleine lassen können/wollen, auf eine recht großzügig bemessene Handhabung des „Congé pour raisons familiales“ zurückgreifen können. Das dafür nötige Formular ist auf der Webseite des Bildungsministeriums zu finden. In dem Kontext wies Meisch aber auch darauf hin, das die aktuelle Situation ein verantwortungsvolles Handeln von allen Seiten verlange. Zum Beispiel, dass die Eltern sich überlegen, wer bei den Kindern bleiben und wer zur Arbeit soll, weil er dort, vielleicht aus vitalen Interessen, gebraucht würde.

Wichtigste Punkte

– Bis zum 29. März ist der Unterricht in allen Schulen und Bildungseinrichtungen gestoppt. Eine Verlängerung des Ausnahmezustandes ist nicht ausgeschlossen.

– Die Woche vor Ostern ist für jeden eine normale Schulwoche, also auch Unterricht in den Sekundarschulen bis inklusive Freitag.

– Ab Freitagabend ist das Formular für die Beantragung des „Congé pour raisons familiales“ auf der Webseite des Bildungsministeriums zu finden. Es muss ausgefüllt und schnellstmöglich an die Gesundheitskasse sowie an den Arbeitgeber abgeschickt werden.

– Die Info-Hotline 8002 9090 versucht, Antworten auf alle möglichen Fragen zu geben.

– Weitere Informationen und Antworten, Anregungen und Anweisungen gibt es unter der Webseite: schouldoheem2020.men.lu.

Wie schützt man sich am besten vor einer Ansteckung?

Die Schutzmaßnahmen sind die gleichen wie bei anderen Infektionen der Atemwege: Hände regelmäßig und gründlich waschen, in den Ellbogen oder in ein Papiertaschentuch niesen und das Taschentuch sofort in einem abgedeckten Mülleimer entsorgen, Händeschütteln und Küssen vermeiden, engen Kontakt mit kranken Menschen vermeiden, zu Hause bleiben, wenn man krank ist, und vermeiden, das Gesicht mit den Händen zu berühren.

Seit dem 2. März ist eine Hotline für die Öffentlichkeit unter der Nummer 8002 8080 in Betrieb.

Menschen mit Symptomen einer Infektion oder solche, die aus einem Risikogebiet zurückkehren, sollen nicht zum Arzt oder in die Notaufnahme gehen, sondern die Nummer 8002 8080 (oder im Notfall 112) anrufen.

Das Coronavirus im Steckbrief

– Name: Coronavirus, Covid-19
– Übertragungsweg: Tröpfcheninfektion
– Am meisten betroffene Körperregion: Lungen
– Symptome: trockener Husten, Fieber, Atemnot
– Inkubationszeit: bis zu 14 Tagen
– Gefährlich besonders für ältere Menschen oder Personen, die schon (schwere) gesundheitliche Probleme haben

J.C.Kemp
13. März 2020 - 21.49

D'Kanner sin eigentlech am mannsten a Gefohr. Kënnen awer Träger sin. Ennert Emstänn, geht de Schoss no hanne lass. Kee vun den Eltere bleiwt doheem well e vun de Grousselteren op d'Kand oppasse kann. De gët da vum Kand ugestach, dat selwer net krank ass. Just dat erreecht, wat en net wollt! Demno wier et besser, wann d'Kanner an der Schoul oder am Foyer wieren.

Tossen
13. März 2020 - 15.42

Dat gëtt flott. Sämtlech Kanner bleiwen doheem an ee vun den Eltere kritt Congé. Ech huelen un dass vun enger Koppel dann de Steierbeamte schaffe geet a seng Fra d'Infirmière bleift doheem bei de Kanner.