Sportminister Dan Kersch versucht, in Krisenzeiten den Vereinen und Verbänden das Licht am Ende des Tunnels zu zeigen. Dazu gehört auch die Schnelltest-Strategie, die gestern offiziell vorgestellt wurde. Allerdings bleibt es vorerst beim guten Willen. Die nationale Sportbewegung hat, bis auf etwas mehr sanitäre Sicherheit, nicht sehr viel von dieser gut gemeinten Initiative.
Da wäre zunächst die geplante Studie. Die Ergebnisse werden nicht sehr aussagekräftig sein, weil sich die Spitzensportler aus den Mannschaftssportarten nicht in einer sogenannten „bubble“ befinden. Da eine große Mehrheit der betroffenen Sportler weiterhin einem geregelten Arbeitsleben nachgehen, werden Job und Sport bei der Suche nach der Infektionsquelle vermischt und präzise Resultate werden so quasi zur Unmöglichkeit.
Die Umsetzbarkeit und die Kosten sind ein weiteres Problem dieser Strategie. Nur medizinisch geschultes Personal darf die Tests durchführen und soll den dazugehörigen Papierkram ausfüllen. Bei einer Fußballmannschaft würde ein solcher Prozess pro Woche rund acht bis zehn Stunden in Anspruch nehmen – neben den normalen Trainingseinheiten. Zeit, die Amateursportler im Prinzip nicht haben. Bei der gestrigen Pressekonferenz zu diesem Thema (siehe Seite 25) wurde den Vereinen zwar eine finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt. Schwarz auf weiß gibt es diese Hilfe jedoch nicht – weshalb viele Vereine die Tests wegen Mangel an Personal und Budget nicht durchführen wollen und können.
Und daraus ergibt sich das nächste Problem. Es wird bei den Tests zu Ungleichheiten kommen, da es aus juristischen Gründen keine Testpflicht gibt. Es wird Vereine geben, die vorbildlich agieren werden und zweimal die Woche testen lassen. Der Nachteil: Das Risiko, dass ihr Spiel wegen positiver Ergebnisse ausfällt, ist höher als bei Schnelltestverweigerern. Der Vorteil: Durch das ständige Testen wird die sanitäre Sicherheit stärker garantiert.
Eigentlich waren die Schnelltests auch als Methode vorgesehen, um zu zeigen, dass Sport an sich kein „spreader“ ist – wie es bereits etliche internationale Studien belegen. Nach Durchführung der Schnelltest-Studie sollten im besten Fall alle Meisterschaften wieder aufgenommen werden. Bis dies geschehen ist, wird es jedoch für den „Restart“ in den unteren Divisionen schon zu spät sein. Frühestens Mitte März ist mit den ersten Erkenntnissen zu rechnen. Die ersten Spiele könnten dann Anfang April angesetzt werden. Der Basketballverband FLBB hat deshalb bereits entschieden, dass es in dieser Saison keine Auf- und Absteiger geben wird (siehe Seite 27).
Bis vor einigen Wochen hatten noch die meisten Vereine und Verbände die Hoffnung, dass man im Februar zu einer Halb-Normalität würde übergehen können. Die Infektionszahlen sind seit Wochen besser als im Herbst, als der Spielbetrieb mit Zuschauern ausgetragen wurde. Doch spätestens als die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel das Damoklesschwert über ihre Nachbarländer hielt, war der Traum geplatzt. Auch wenn die Schnelltests jetzt wieder Hoffnung geben sollten, ist die Chance auf einen Neustart für den Breitensport jetzt endgültig gestorben. Es lebe die Saison 2021/22.
In Zeiten wo in Altersheimen Leute vereinsamen oder wie Gestern bekannt wurde sich massiv mit dem Virus anstecken und sterben, in Zeiten wo Kranke und Behinderte seit fast 1 Jahr kaum Sportkurse bestreiten können die als Therapie dienen, in Zeiten wo Kinder seit fast 1 Jahr eingesperrt sind und kaum Sport und soziale Kontakte pflegen können, in Zeiten also wo grosse Teile der Bevölkerung erhebliche gesundheitliche und phsychische Schäden durch die Einschränkungen davontragen, denkt ein sozialistisch geführtes Sportministerium nur daran das Hobbie von einigen wenigen erwachsenen gesunden Menschen zu unterstützen. Die 60.000 Schnelltests oder der hohe Geldbetrag von über 1/2 Million € wäre an vielen Stellen besser investiert gewesen. Vor allem weil der Nutzen dieser Schnelltest gleich Null sein dürfte. Das ist kein Zeichen von gutem Willen, sondern ganz einfach nur skandalös.