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Eine Grundskepsis bleibtGemeindefusionen: Bous-Waldbredimus und Grosbous-Wahl treten in Kraft

Eine Grundskepsis bleibt / Gemeindefusionen: Bous-Waldbredimus und Grosbous-Wahl treten in Kraft
Fotos: Editpress / Claude Lenert

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In Grosbous-Wahl und Bous-Waldbredimus tritt heute die Fusion in Kraft. Freut man sich in Grosbous-Wahl auf das Bevorstehende, so blickt man in der Gemeinde Bous-Waldbredimus und besonders der Ortschaft Bous skeptisch auf die Fusion. Das Tageblatt hat sich vor Ort umgehört, weshalb die Fusion dort nicht gut ankommt.

Seit mehreren Jahren arbeitet das Innenministerium an einer Territorialreform, bei der vor allem kleine Gemeinden mit knapp 1.000 Einwohnern fusionieren sollen – um so auf eine Größe von rund 3.000 Einwohnern anzuwachsen. So geschehen in der neuen Fusionsgemeinde Bous-Waldbredimus, wo heute die Fusion in Kraft tritt. Die Gemeinde Bous, mit den Ortschaften Bous, Assel, Erpeldingen und Rollingen, zählte Anfang des Jahres 1.752 Einwohner. In der Gemeinde Waldbredimus, mit den Ortschaften Waldbredimus, Roedt, Ersingen und Trintingen, wohnen 1.337 Menschen.

In den vergangenen Jahren wurde die Fusion in den ehemaligen Gemeinden Bous und Waldbredimus akribisch vorbereitet. Am 3. April 2022 wurden dann die Einwohner der beiden Gemeinden per Referendum gebeten, für oder gegen die geplante Fusion zu stimmen. In der Gemeinde Waldbredimus stimmten 75 Prozent der Bewohner für eine Fusion. Deutlich knapper fiel die Entscheidung in Bous aus. Hier machten 115 Stimmen den Unterschied, denn lediglich 57 Prozent der Einwohner stimmten für eine Fusion mit der Nachbarsgemeinde. Der 62-jährige Claude wohnt seit 1982 in Bous und glaubt zu wissen, weshalb dieses knappe Ergebnis beim Referendum zustande kam: „Eigentlich wollten die Einwohner der Gemeinde Bous mit Stadtbredimus oder Remich fusionieren. Daraus wurde jedoch nichts. Ich bedauere das zutiefst, da der lokale Fußballclub und die „Gaart an Heem“-Sektion sich schon vor Jahren mit denen aus Remich zusammengeschlossen haben. Das macht meiner Meinung nach mehr Sinn als die Fusion mit Waldbredimus“.

Claude lebt seit 1982 in Bous und hat gegen die Fusion mit der Gemeinde Walbredimus gestimmt
Claude lebt seit 1982 in Bous und hat gegen die Fusion mit der Gemeinde Walbredimus gestimmt  Foto: Editpress/Claude Lenert

Ein Nachbar, der mit seinem Hund Gassi geht, nennt es eine „Fusion zwischen zwei Clownsgemeinden“ und fügt hinzu: „Durch die Fusion haben wir jetzt Geld bekommen, doch man sieht nichts davon. Die Fusionsgemeinde hat mittlerweile einen nagelneuen Fuhrpark, doch damit arbeiten sehe ich nie jemanden.“ Beide haben vergangenen April gegen die aktuelle Fusion gestimmt. Die Fusion der Gemeinden Bous und Waldbredimus wird von einer besonderen staatlichen Finanzhilfe in Höhe von rund 6,6 Millionen Euro begleitet, die aus dem Fonds für die Gemeindereform gezahlt wird, der aus Mitteln des Haushalts des Innenministeriums gespeist wird. Die Mittel sollen dazu genutzt werden, die Verschuldung der neuen Gemeinde zu reduzieren und neue Infrastrukturprojekte zu finanzieren.

Bous darf nicht vergessen werden

An der viel befahrenen rue de Luxemburg wohnt der 42-jährige Jean-Paul. In seiner Freizeit schnitzt er in seiner Garage. Auch er hat gegen eine Fusion mit der Gemeinde Waldbredimus gestimmt. „Mich stört vor allem der Dreck, der im Dorfkern herumliegt. Ich habe Angst, dass die Gemeinde Bous immer mehr vergessen wird. Auch die Wege zum Rathaus sind durch die Fusion länger geworden, da die Gemeindeverwaltung jetzt ihren Sitz in Waldbredimus hat. Das stellt vor allem die älteren Bürger vor neue Herausforderungen. Eigentlich brauchen wir jetzt einen Ruf-Bus“, sagt Jean-Paul.

Die Aufteilung ist folgendermaßen geplant: Gemeinde und Verwaltung kommen nach Waldbredimus; Kultur, Schule und Sport bleiben in Bous. Bis zur Fertigstellung des neuen Rathauses in Waldbredimus bleibt Bous Sitz der Gemeinde.

Der 42-jährige Jean-Paul wohnt in Bous. Auch er hat gegen die Fusion gestimmt.
Der 42-jährige Jean-Paul wohnt in Bous. Auch er hat gegen die Fusion gestimmt. Foto: Editpress/Claude Lenert

Auch, dass der Bürgermeister nicht mehr in Bous, sondern in Erpeldingen wohnt, findet der 42-Jährige nicht gut. „So hat man hier in der Ortschaft keinen Ansprechpartner mehr.“ Er hofft jedoch, dass die rue de Luxemburg in Zukunft wenigstens verkehrsberuhigt wird.

Am 11. Juni hat die neue Fusionsgemeinde Bous-Waldbredimus schon zum ersten Mal gemeinsam abgestimmt. Toto da Costa Arraujo aus Erpeldingen erhielt mit 770 Stimmen die meisten Stimmen und übernahm den Posten des Bürgermeisters. Der aktuelle Gemeinderat setzt sich aus fünf Kandidaten aus der ehemaligen Gemeinde Bous und sechs Kandidaten aus der alten Gemeinde Waldbredimus zusammen. Bei den kommenden Gemeindewahlen wird der Gemeinderat angepasst und sich lediglich aus neun Mitgliedern zusammensetzen. Die alten Bürgermeister, Carlo Kütten (Bous) und Thomas Wolter (Waldbredimus), hatten nicht mehr kandidiert.

Das ältere Ehepaar Carlo und Josée wohnt schon fast sein ganzes Leben in Bous. Sie befürworten die Fusion. „Man weiß ja nicht, was kommt – wie kann man da schon im Voraus dagegen sein?“, fragt sich Josée überrascht, als sie hört, dass viele Einwohner gegen die Fusion waren. Um weitere Skeptiker von der Fusion zu überzeugen, lädt die Gemeinde heute Abend zu einem „Fusionspatt“ ins Kulturzentrum Jos Rennel nach Waldbredimus ein.

Das Ehepaar Josée und Carlo ist für die Fusion der Gemeinden Bous und Waldbredimus
Das Ehepaar Josée und Carlo ist für die Fusion der Gemeinden Bous und Waldbredimus Foto: Editpress/Claude Lenert
Nomi
1. September 2023 - 19.14

Vlaicht haett een Bous mat Gro'usbous missten fusionei'eren an haetten se MegaGro'ussBous genannt ?