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„Institution Saint-Willibrord“125 Jahre und trotzdem modern und zeitgemäß

„Institution Saint-Willibrord“ / 125 Jahre und trotzdem modern und zeitgemäß
Marc Diederich leitet seit mehr als 16 Jahren die Geschicke der „Institution Saint-Willibrord“ Foto: Editpress/Julien Garroy

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Das Internat „Institution Saint-Willibrord“, im Volksmund auch liebevoll „d’Bullett“, gibt es in seiner heutigen Form seit 125 Jahren. Am 19. April wird dieser Geburtstag im Trifolion gefeiert. Hauptsächlich ehemalige „Bullettaner“ sollen an den Feierlichkeiten teilnehmen.

Die erste Adresse des Internats war allerdings in der rue de l’Hospice. Erst im Jahr 1898 zogen die Schüler in die ehemalige Benediktinerabtei. Die Feierstunde soll vor allem die ehemalige „Bullettaner“ wieder zusammenbringen. Doch Marc Diederich, der Direktor der Einrichtung, hat ein Problem: „Wir haben nicht mehr alle Adressen der Ehemaligen. Außerdem dürfen wir sie aus Datenschutzgründen nicht einfach anschreiben, auch wenn wir ihre aktuelle hätten“, erklärt Diederich. Da die Plätze für die Feierlichkeiten im Trifolion begrenzt sind, müssen sich alle Teilnehmer bis zum 25. März anmelden. „Wir haben in den sozialen Medien einen Flyer gepostet, auf dem es einen QR-Code zur direkten Anmeldung gibt, und hoffen, dass ausreichend Nutzer diesen Post teilen“, erzählt Diederich. (Hier der direkte Link)

Das Programm für diesen speziellen Abend wurde von den Schülern mit ihren Erziehern zusammengestellt. „Eine Erzieherin hat einen Sketch geschrieben. Darin treffen die heutigen Bewohner des Internats auf ihre Altersgenossen aus der Vergangenheit, um den Alltag im Internat humoristisch aufzuarbeiten. Auch die musikalische Untermalung kommt von den Schülern“, verrät Diederich.

Die Räumlichkeiten des Internats befinden sich im zweiten Stock der ehemaligen Benediktinerabtei in Echternach. Das Gebäude wurde 1727 aus Sandstein gebaut. Heute teilen sich das Gymnasium und das Internat die Räumlichkeiten im Schatten der Basilika. Um in die „Bullett“ zu gelangen, muss man eine breite Steintreppe hinaufsteigen, vorbei an langen Säulengängen. Die vier Gänge sind in freundlichen Farben gestrichen. Die Bewohner können ihre Zimmer nach ihrem eigenen Geschmack gestalten. Nur Nägel in den Wänden sind tabu. Jeder Flur hat seine eigenen Duschen und Toiletten. 

Auch wenn seit der Französischen Revolution keine Mönche mehr in dem Gebäude leben, erinnert die Architektur immer noch an ein Kloster. „In den 1960er Jahren schliefen noch bis zu 160 Schüler in Etagenbetten in den großen Schlafsälen. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Die Schüler schlafen mittlerweile in Doppelzimmern. Die Schüler der oberen Klassen bekommen sogar ein Einzelzimmer. Wir haben Platz für 54 Jungs und Mädchen. Doch wir sind zurzeit nicht vollständig belegt“, schildert der Direktor des Instituts.

Der Legende nach soll die populäre Bezeichnung „Bullett“ daher stammen, dass zu den Anfangszeiten in der Kantine relativ oft Buletten aufgetischt wurden. Mittlerweile ist der Speiseplan allerdings ausgewogener. Den Bewohnern des Internats werden täglich vier Mahlzeiten serviert. 

Keine Etagenbetten mehr

Der gesamte Tagesablauf im Internat ist – und das erinnert wirklich fast an ein Kloster – komplett durchgeplant. Manche hassen das, andere sind genau deshalb im Internat. „Wir haben dieses Jahr eine Schülerin, die nur zu uns gekommen ist, um hier ungestört für ihren Abschluss lernen zu können“, erzählt Diederich. Früh, um 6.40 Uhr, werden die Schüler von ihren Erziehern geweckt. Doch die Schüler gehen auch nicht nur in Echternach zur Schule. Einige von ihnen nehmen täglich nach dem Frühstück den Bus, um beispielsweise ins „Maacher Lycée“ oder das „Lënster Lycée – International School“ zu fahren. Der Schüler, der nach Grevenmacher fahren muss, wird allerdings noch früher geweckt. Und zwar schon um 5.45 Uhr, da er noch zum Bus muss.

Auch nach der Schule werden die Schüler betreut. Um 15 Uhr beginnen die Aktivitäten, die für die unteren Klassen verpflichtend sind. Die Schüler können an Kunstworkshops teilnehmen oder sich sportlich betätigen. „Wir haben einen großen Aufenthaltsraum, wo die Jugendlichen Billard spielen können oder einfach nur zusammensitzen. Für die Sportliebhaber haben wir auch einen Fitnessraum“, sagt Diederich. Danach müssen sich die Schüler ihren Hausaufgaben widmen und den Lernstoff vertiefen. Die Schüler dürfen das Internat in ihrer Freizeit auch auf eigene Faust verlassen. Allerdings müssen sie die ganze Zeit auf dem Gebiet der Gemeinde Echternach bleiben. Bei Bedarf helfen die Erzieher auch bei den Hausaufgaben. Um 21.45 Uhr müssen Licht und Handys ausgeschaltet werden.