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EditorialDer Fall Rubiales – gut, dass geredet wird

Editorial / Der Fall Rubiales – gut, dass geredet wird
 Foto: AFP/Pau Barrena

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Fast drei Wochen sind seit dem Skandal bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft vergangen und Luis Rubiales ist noch immer der Boss des spanischen Verbandes. Der Hintergrund: Bei der Siegerehrung hatte der Funktionär die Nationalspielerin Jennifer Hermoso ohne ihre Zustimmung auf den Mund geküsst. Fast drei Wochen hat es auch gedauert, bis der spanische Verband sich am Dienstag endlich für das Verhalten seines Oberhaupts entschuldigte. „Es darf nie wieder so einen Vorfall geben. Der Schaden für den spanischen Fußball, den spanischen Sport, die spanische Gesellschaft und die Werte des Fußballs und des Sports insgesamt ist enorm“, hieß es im Schreiben der RFEF. 

Späte Einsicht, denn noch vor nicht allzu langer Zeit wurde Hermoso der Lüge bezichtigt. Der Verband drohte ihr sogar mit einer Klage. Rubiales stellte sich selbst als Opfer dar.

Es war schlussendlich der Druck von ein paar Männern, der den Verband wohl dazu bewegt hat, eine andere Position einzunehmen. Die Herren-Nationalmannschaft – bekanntlich das Aushängeschild des Verbandes – solidarisierte sich in einer Pressemitteilung mit den Frauen und sprach von einem „inakzeptablen Verhalten“. Beim chauvinistisch geführten Verband RFEF hat wohl genau diese Aussage eine Reaktion ausgelöst. Die Angst war zu groß, dass einige der Stars aus ethischen Gründen der Nationalmannschaft den Rücken kehren würden.

Das Problem Rubiales bleibt aber weiterhin bestehen. Der 46-Jährige denkt offenbar nicht an einen Rücktritt. Derzeit ist er vom Weltverband FIFA für drei Monate gesperrt.

Währenddessen ist diese Affäre in Spanien zum Thema Nummer eins geworden. Fast täglich gibt es feministische Protestmärsche. Der Kuss-Skandal ist zum spanischen #MeToo geworden. Es ist aber nicht das erste Mal, dass Frauen sich in Spanien mobilisieren. Die dortige Gesellschaft ist noch immer deutlich patriarchalischer als beispielsweise hierzulande. Häufige Proteste sind nötig – das zeigt nicht zuletzt der Fall Rubiales.

Aber auch in Luxemburg gibt es mit Sicherheit noch immer genügend Männer, die eine solche Kuss-Aktion als nicht sonderlich erwähnenswert empfinden. Sie kennen es nicht anders, denn sie gingen jahrzehntelang davon aus, dass die Frauen solche „Späßchen“ schon verstehen. Als ich noch zur Schule ging, gehörte es fast schon zum guten Ton (nicht zu meinem guten Ton), dass die Jungs den Mädchen ab und zu einen Klaps auf den Popo gaben.

Die wenigsten Männer und Jugendlichen haben sich jedoch jemals die Frage gestellt, was in diesen Momenten in den Frauen vorgeht. Glücklicherweise haben wir ein Zeitalter erreicht, in dem sich die Frauen ohne falsche Scham gegen ein solches Verhalten wehren können. Und genau deshalb sind die vielen Diskussionen um den Kuss-Skandal enorm wichtig.

weltuntergang
8. September 2023 - 16.02

ein tritt in die Eier und diese show wäre uns erspart geblieben.

JJ
6. September 2023 - 12.03

..und die Arroganz dieser Machos muss abgestraft werden Was heißt hier "denkt nicht an Rücktritt",er muss zurückgetreten werden. Und vielleicht noch eine Klage obendrauf von der betroffenen Dame.In den USA wäre der Schurke ruiniert.