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TennisHochleistungssport in Luxemburg: Was macht den Reiz des Fed Cup aus?

Tennis / Hochleistungssport in Luxemburg: Was macht den Reiz des Fed Cup aus?
Ein lautstarkes Publikum kann in den entscheidenden Momenten einen wichtigen Einfluss auf den Ausgang eines Spiels haben Foto: Marcel Nickels

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Während vier Tagen herrscht im Escher Tenniszentrum Hochkonjunktur. Der Fed Cup findet erst zum zweiten Mal auf luxemburgischem Boden statt. Doch was macht dieses Event so besonders und wie unterscheidet es sich von einem normalen Turnier? Die FLT-Spielerin Claudine Schaul, Luxemburgs Fed-Cup-Kapitänin Anne Kremer und Fed-Cup-Direktor François Knaff geben Erklärungen aus verschiedenen Blickwinkeln.

Der Fed Cup, das Pendant zum Davis Cup. Im Damentennis ist es der wichtigste Wettbewerb für Nationalmannschaften. Als Team kämpfen die Spielerinnen um Ruhm und Ehre für ihr Land. Der Einzelsportler wird beim Fed Cup zu einem Mannschaftssportler. Die Tennisfans der jeweiligen Nationen stehen voll und ganz hinter ihren Schützlingen. Bei dieser Veranstaltung legt ein Sportler eine ganz andere Emotionalität an den Tag als bei Turnieren auf der Tour. Das beste Beispiel wurde im letzten Jahr geliefert, als Luxemburg den Aufstieg vor heimischem Publikum perfekt machte. Mandy Minella avancierte zur Heldin, als sie ihr Einzel im Play-off gegen Tunesien für sich entscheiden konnte. In vielen Phasen des Spiels hatte sie Gänsehaut – auch, weil das Publikum im Escher CNT sie stets nach vorne pushte. Auch Eléonora Molinaro wuchs in diesem Jahr gegen die Top-100-Spielerin Nina Stojanovic aufgrund der lautstarken Anfeuerungsversuche über sich hinaus. Diese Unterstützung der Fans kann bei einer ausgeglichenen Partie den Unterschied ausmachen. „Das gibt dir einfach einen enormen Motivationsschub. Wenn es nur auf ein paar Punkte ankommt, kann das Publikum schon den Spieler beeinflussen“, sagt die langjährige Fed-Cup-Spielerin Claudine Schaul, die zurzeit mit einer Verletzung (Kreuzbandriss) zu kämpfen hat. 

Der Fed Cup bedeutet für die meisten Spielerinnen – ob Profi oder nicht – eines der Highlights der Saison. „Dieser Wettbewerb hatte stets einen festen Platz in meinem Turnierkalender. Es hat mir immer viel Freude bereitet, in diesem Wettbewerb anzutreten. Ich nahm nur nicht daran teil, wenn ich verletzt war. Es war nämlich immer eine willkommene Abwechslung zum Alltag auf der Profitour“, erinnert sich die ehemalige Weltranglisten-41. 

Nach einer Fed-Cup-Kampagne stand dann jeweils wieder das nächste Turnier auf der Tagesordnung. Nach ein paar Jahren hatte die Rechtshänderin aber gemerkt, dass sie sich nach einem solchen Event eine Pause gönnen musste. „Die Turniere nach diesem Mannschaftsevent sind für mich nie nach Wunsch verlaufen. Ich habe wohl zu viel Energie gelassen. Anders als bei WTA-Turnieren, bei denen alles auf den Einzelsportler ausgerichtet ist, steht beim Fed Cup das Mannschaftsgefühl im Vordergrund. Man bleibt die ganze Woche eng zusammen und unterstützt sich gegenseitig. Die Tage werden definitiv länger. Auf der Tour geht man nach einem Spiel vielleicht noch zum Physiotherapeuten und dann zurück ins Hotel“, sagt Schaul.   

Sein Land repräsentieren können

Was dieses Turnier aber so besonders macht, sind laut der FLT-Spielerin gleich mehrere Aspekte. „Man ist einfach nur stolz darauf, sein Land repräsentieren zu dürfen. Das klingt vielleicht nach einer Floskel, aber es stimmt tatsächlich. Darüber hinaus hatten wir innerhalb unserer Mannschaft stets das große Glück, dass wir nicht nur Teamkolleginnen, sondern Freundinnen außerhalb des Platzes waren. Das schweißt zusammen. Aus diesem Grund kam auch nie Neid auf“, sagt die Spielerin der „Schéiss“. Doch nicht nur der Zusammenhalt wird gestärkt, sondern für Schaul waren diese Begegnungen im Fed Cup auch wichtig, um wieder Selbstvertrauen tanken zu können, wenn es einmal spielerisch nicht so rund lief. „Ich gab auch immer mehr als hundert Prozent, weil ich meine Teamkolleginnen nicht enttäuschen wollte“, so Schaul.

Die Emotionen sind das eine, doch beim Fed Cup tritt auch ein anderes Regelwerk in Kraft. Anders als bei den meisten Turnieren auf der Tour, bei denen gar kein Coaching oder nur einmal während eines Satzes erlaubt ist, können die Spielerinnen beim Fed Cup auf ihre(n) jeweilige(n) Kapitän(in) zurückgreifen. „Für mich gehört das zur Tradition dieses Wettbewerbs. In den letzten Jahren kommt dieser Trend eines Mannschaftswettbewerbs (Laver Cup und ATP Cup) immer mehr auf“, sagt die luxemburgische Fed-Cup-Kapitänin Anne Kremer, die direkt neben dem Stuhlschiedsrichter auf dem Spielfeld sitzt. Im luxemburgischen Team hat die langjährige Profispielerin seit 2016 diese Funktion inne. „Ich kümmere mich darum, dass meine Schützlinge sich voll auf das Tennis konzentrieren können und nicht mit anderen Sachen belästigt werden“, erklärt Kremer, die Gefallen an der Rolle der Team-Kapitänin gefunden hat. „Es ist schon recht abwechslungsreich. Man muss wissen, auf welche Spielerinnen man mehr einreden muss oder nicht. Manche reden fast gar nicht auf der Bank, andere befürworten den Dialog. Auf jeden Fall ist es meine Aufgabe, die Spieler zu beruhigen oder aufzuheitern“, erklärt die ehemalige Top-20-Spielerin. „Aber dieses Coaching macht ebenfalls den Reiz dieser Feld-Cup-Veranstaltung aus. Das Team steht im Vordergrund“, erklärt sie weiter. 

Promotion fürs Damen-Tennis

Für den Luxemburger Tennisverband (FLT) hat der Fed Cup ebenfalls einen hohen Stellenwert. Nachdem im letzten Jahr der erste Fed Cup auf luxemburgischem Boden stattgefunden hatte, traf die FLT den Entschluss, dieses Event noch einmal auszutragen. „Wir wollen unseren Spielerinnen etwas zurückgeben und somit gleichzeitig etwas für die Promotion des Damen-Tennissports tun. In den Jahren zuvor mussten unsere Spielerinnen stets im Ausland antreten. Dabei waren sie des Öfteren nah am Aufstieg in die Gruppe I dran. Aus diesem Grund wollten wir ihnen im letzten Jahr die Möglichkeit geben, dies vor heimischer Kulisse zu schaffen. Dieser Schachzug ging auf. Des Weiteren konnten wir bei der letzten Auflage mithilfe diverser Sponsoren und des Sportministeriums unsere Anlage für die Ausrichtung eines solchen Top-Ereignisses auf Vordermann bringen. In diesem Jahr ging die Initiative vom internationalen Tennisverband aus, der uns fragte, ob wir Interesse daran hätten, wieder das Event auszurichten. Diese Gelegenheit ließen wir uns nicht entgehen“, sagt Fed-Cup-Turnierdirektor François Knaff.  

Doch eines steht fest: Ob Spielerin, Kapitänin, Verantwortlicher oder Publikumsgast, der Fed Cup ist ein Tennis-Fest für jedermann.