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Der Rückzug

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Der Rückzug von Michel Wurth aus der Konzernverantwortung von ArcelorMittal ist nicht der schlechteste Schachzug. Männer wie Wurth ziehen Verantwortung an sich. Und das kann durchaus zu Konflikten führen.

Die derzeitige Auseinandersetzung zwischen Würth und Arbeitsminister Schmit ist solch ein Konflikt. In großen Ländern ist so etwas kein Problem. Großkonzerne in großen Ländern betrachten es als ihre gesellschaftliche Pflicht, ein Vorstandsmitglied für Verbandsarbeit abzustellen. In kleinen Ländern wie Luxemburg führt das automatisch zu einer Ämterhäufung und zu Auseinandersetzungen, die auch dem Unternehmen nicht gut tun.

Der Rückzug von Michel Wurth lässt ihm die Möglichkeit, in Luxemburg weiterhin gesellschaftspolitisch tätig zu sein und dem Land mit seiner Erfahrung zur Verfügung zu stehen. Der Konzern ArcelorMittal andererseits wird durch den Rückzug seine Position gegenüber Luxemburg verändern. Das Verhältnis wird sachlicher werden, unbelasteter auf der Spitzenebene, zugleich aber wohl auch deutlicher in der Formulierung der Positionen.

Das Unternehmen und die Regierung werden zukünftig ohne die „luxemburgischen“ Verbindungen miteinander reden. Obwohl: Die „luxemburgischen“ Verbindungen bleiben sehr wohl bestehen. Sitzt doch der ehemalige Wirtschaftsminister Jeannot Krecké im Verwaltungsrat des Konzerns. Und ist doch der engste Mitarbeiter des ehemaligen Wirtschaftsministers, Etienne Schneider, sein Nachfolger als Minister.

Mit dem Rückzug von Michel Würth wird eine Organisation deutlich, die längst vorbereitet war. Der Konzern überschreitet Ländergrenzen, ist nicht mehr national sichtbar. Er ist nun nach Produktgruppen gegliedert. Schon Michel Wurth war zum Beispiel sowohl für Algerien wie Polen als auch Luxemburg und Deutschland nur im Langstahlbereich verantwortlich. Das war allerdings so in Luxemburg nicht sichtbar. Diese Verantwortung geht nun auf Aditya Mittal über, der grenzüberschreitend den Langstahl verantwortet.

Der Rückzug von Michel Wurth lässt erkennen, wie sich der Konzern ArcelorMittal seit seiner Gründung entwickelt hat. Schon Arbed war kein rein luxemburgischer Konzern, Arcelor hatte eine klare europäische Ausrichtung mit Blick in Richtung Weltkonzern und ArcelorMittal ist nun der Weltkonzern mit Sitz in Luxemburg.

Interessanterweise hat Michel Wurth alle diese Entwicklungen mitgemacht und sogar gestaltet. Sein Rückzug verändert die Situation und öffnet den Weg für eine neue Etappe der Konzernentwicklung. In Luxemburg wird er einen unbefangeneren Blick auf den Weltkonzern ArcelorMittal zulassen.