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Manta, Manta

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Opel macht zu in Bochum. Die Erinnerung an einige Modelle bleibt. Besonders an den Manta. Erinnern Sie sich noch an die Opel Manta-Witze? Und an die Autos, die Sportwagen-Feeling zu einem erschwinglichem Preis ermöglichten und deren Wert man mit allerhand Zusatzspoilern, Radkastenverbreiterung, Rennfelgen, Spezialnockenwellen und Doppelauspuffrohren und vollem Tank glatt verdoppeln konnte? An Fuchsschwanz, Oliba und Vokuhila-Frisuren?

Mantas sieht man heute so gut wie keine mehr, typische Manta-Fahrer im unverwechselbaren Outlook dagegen bevölkern heute noch die Tribünen der Fussballvereine in Erfurt, Dresden, Magdeburg oder Leipzig. Damals, in der BRD, war der Manta King auf dem Dorf und in den Schluchten des Ruhrgebiets, heute besser bekannt als Schluchten des Balkans. Als Mitte der Siebziger der Golf auftauchte, und der GTI und die Schnösel aus den besseren Vorstadtviertel, die keine Friseuse an Bord hatten und eine Parfüm-Tanne anstelle des Fuchsschwanzes am Rückspiegel, wurde es laut, kariert und bunt auf den Landstrassen und die ersten Werbekampagnen für Organspenden flimmerten im Fernsehen. Ganz oben auf der Liste: Gehirn, dann Leber, dann Meniskus. Das Innenleben der Autos war damals so ausgerichtet, dass Zündschlüssel, Drehknöpfe und andere Bedienungselemente am Armaturenbrett bei einer Vollbremsung oder einem Aufprall den rechten Meniskus und damit zahlreiche Fussballerkarrieren gnadenlos zerstörten. Es sei denn, man hatte sogenannte Hosenträgergurte, aber die halfen auch nichts, wenn Manni mit 180 Sachen in einen Baum knallte und der Rücksitz sich krachend selbstständig machte.

Es ist nicht chic, heute zuzugeben, dass man einen Manta gefahren ist, auch nicht einen anderen Opel damals, als Käfer und Enten auf den Parkplätzen der Uni den Ton angaben. Ich war nahe dran, muss ich zugeben, doch mit einem Opel Ascona bewegte ich mich eher auf Spiesser-Ebene, aber bei MFG mit BKB (Mitfahrgelegenheit mit Benzinkostenbeteiligung) war ich immer ein gefragter Mann. Mein Ascona, das war ein Zweiliter Vierzylinder mit Vergaser und 100 PS. Das reichte für gut 12 Liter, aber das war egal, denn das Platzangebot war grosszügig und die Rückenlehne meines Sitzes liess sich vollständig umlegen, was dann auch erklärte, warum so oft Gras und Schlamm an den Reifen klebte und überhaupt die Fussabdrücke innen an der Frontscheibe, aber lassen wir das, heute haben Studenten andere Zeitvertreibe, denn es gibt ja Internet und Facebook.

Opel bedeutete übrigens: „Ohne Panne ewig laufen“, sagte man, aber das kann ich nur teilweise bestätigen. Aber ich denke gern an die Zeit zurück.

Marc Schonckert