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Konsum frisst Welt: 40 Karikaturisten werfen einen kritischen Blick auf das Handeln der Menschen

Konsum frisst Welt: 40 Karikaturisten werfen einen kritischen Blick auf das Handeln der Menschen
Der deutsche Zeichner Rainer Ehrt kritisiert den zerstörerischen Raubkapitalismus der Wohlstandsgesellschaft.

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Humor ist, wenn man trotzdem lacht: 40 Karikaturisten werfen einen humorvollen, aber nicht weniger kritischen Blick auf das selbstmörderische Handeln der Gattung Mensch.

Umweltverschmutzung, Hunger in der Dritten Welt, Klimakatastrophen: Themen, die sich im Prinzip nicht für Witze eignen. Außer man ist Karikaturist, und der Humor hat eine entlarvende Funktion. „Zu Fuß zur Schule?“, fragt z.B. die Cartoonistin Renate Alf den Betrachter einer ihrer Zeichnungen. Natürlich nicht: „Bei dem Verkehr.“
In der Ausstellung „Glänzende Aussichten – 99 Karikaturen zu Klima, Konsum und Gerechtigkeit“ kommentieren 40 Karikaturisten den Wahnsinn unserer heutigen Welt auf ihre Art.

Wir wissen, unser Lebensstil schadet uns, trotzdem führen wir ihn. Würden alle Menschen auf der Erde so leben wie wir in der westlichen Welt, so bräuchte die Menschheit mindestens drei Erden. Über den selbstzerstörerischen Lebensstil der menschlichen Spezies wurde schon viel geschrieben, ob allerdings ebenso viel darüber gelesen wurde, ist zweifelhaft. Und hier setzen Karikaturisten an. „Ein Bild sagt mehr als tausende Worte.“ Und wenn ein Bild seine Botschaft zudem noch mit Humor vermittelt, dann lässt man sich wohl eher auf sie ein als auf lange – und seien sie noch so gut geschrieben – und argumentierende Artikel.

Die noch bis zum 26. Oktober zu sehende Ausstellung „Glänzende Aussichten“ wirft damit den berühmten „anderen Blick“ sowohl auf unsere individuelle Lebensweise als auch auf deren Konsequenzen.

Vorige Woche war der Europäische Tag gegen Menschenhandel. Kein normal denkender Mensch befürwortet Sklaven heutzutage, sexuelle Ausbeutung von Frauen oder Kinderarbeit. Darüber kann man lang und breit schreiben oder diskutieren. Doch ein Bild von zwei Frauen beim Shoppen, wovon die eine ein T-Shirt in der Hand hält und sagt „Oh, mit eingenähtem Hilferuf. Das bringt auf Ebay richtig Geld“, entlarvt nicht nur den Aspekt Sklavenarbeit in der Bekleidungsindustrie, sondern klagt auch die Nutznießer dieses Systems an.

Obwohl, wie anfangs behauptet, ein Bild mehr Ausdruckskraft als viele Wörter besitzt, haben die Karikaturisten bei einigen Zeichnungen Dialoge hinzugefügt, welche die Absurdität der Situation unterstreichen.

Die Karikaturen zeigen oft Situationen aus unserem Alltagsleben wie etwa ein Paar, das seinen Müll nicht trennt. „Müll kann man überhaupt nicht trennen. Es hat nämlich nur eine Silbe.“ Ein blöder Kalauer, der allerdings den Nagel auf den Kopf in Sachen Umweltschutz trifft: Es ist bequemer und einfacher, nichts zu tun, als aktiv zu werden. Oder: Ein Journalist fragt ein Paar vor einem Lidl-Supermarkt, wie sie Strom sparten. Antwort: „Wir kaufen nie Energie-Drinks.“

Selten sahen wir eine Ausstellung, die so „unterhaltend“ ist wie „Glänzende Aussichten“. Das Lachen bleibt einem jedoch meistens im Halse stecken, etwa wie bei dem Bild, auf dem ein Paar sich gegen einen HD-Fernseher ausspricht. „Zu scharf ist auch nix.“ Auf dem Fernseher vor ihnen ist gerade das Bild eines hungernden Afrikaners zu sehen. Kritik jedoch an den Organisatoren der Ausstellung, dem Centre Jean XXIII: Die Karikaturen wirken wie lieblos in der Eingangshalle des Grand Séminaire hingehängt, als hätte man keinen anderen Platz dafür gefunden, als seien sie dort nur abgestellt worden. Es stimmt wohl, dass an der Stelle viele Menschen daran vorbeilaufen, doch einen würdigeren Rahmen für die Zeichnung könnte man sich schon erwarten.

Die Wanderausstellung des Bistums Bamberg ist noch bis zum 26. Oktober im Centre Jean XXIII (Grand Séminaire de Luxembourg) zu sehen.