Damit hatte er nicht gerechnet: Cédric Pries überquerte am Sonntagnachmittag beim Straßenrennen als 22. die Ziellinie auf dem Odeonsplatz in München. Damit kam er nicht nur zeitgleich mit dem neuen Europameister Fabio Jakobsen an, sondern auch als bester Luxemburger. „Ich wusste, dass Colin und ich gut in Form sind, und wir haben auch bewiesen, dass wir durchaus in der Lage sind, bei einem so großen Rennen mitzuhalten. Dass ich allerdings als bester Luxemburger ins Ziel kommen würde, das war nicht der Plan“, so der 21-jährige Youngster. Denn eigentlich sollte Cédric Pries den Sprint für Landesmeister Colin Heiderscheid, auch sein Teamkollege beim luxemburgischen Team Leopard, vorbereiten. „Er ist leider kurz vor dem Ziel gestürzt, das hatte ich jedoch zu spät gemerkt, war etwas überrascht und musste so dann improvisieren.“ Und auch wenn er selbst somit als Letzter der ersten Spitzengruppe ins Ziel kam, ist der 21-Jährige stolz darauf, dass er bis zum Schluss in der Gruppe der Favoriten dabei war: „Bei einer EM in der gleichen Zeit wie deine großen Idole ins Ziel zu kommen, das ist schon etwas Besonderes.“ Ein gelungener Einstand, denn die EM in München war für den jungen Luxemburger auch das erste Mal, dass er im Rennen der Elite dabei sein durfte.
In den Top drei
„Im Vorfeld war klar, dass es aufgrund der Distanz ein sehr langes Rennen werden würde. Etwas, das Colin und ich nicht gewohnt sind und aufgrund der mangelnden Erfahrung sicherlich eine Herausforderung war.“ Doch das Duo hatte gute Beine und schlug sich überraschend gut: „Gegen die Nationen, die mit kompletten Mannschaften antraten, war das natürlich nicht einfach, bei den Positionskämpfen ging es hart zur Sache.“ Und bis zu den letzten drei Kilometern, als Heiderscheid zu Fall kam, lief es eigentlich perfekt. Doch auch den 22. Rang nimmt Pries gerne mit, eine Platzierung, die ihm für den weiteren Verlauf der Saison noch einmal einen kleinen Schub an Selbstvertrauen verleihen dürfte. Und nicht nur aufgrund seines persönlichen Resultats wird der junge Leoparde diese EM nicht vergessen: „Die Stimmung in der Innenstadt, die vielen Leute, die dort unterwegs waren, das war schon enorm. Von der Atmosphäre her gehört dieses Rennen auf jeden Fall in die Top drei derer, die ich bisher gefahren bin.“
Kurz nach dem Rennen ging es für Cédric Pries dann auch schon wieder zurück Richtung Luxemburg, denn am Dienstag wird er sich bereits auf den Weg zum nächsten großen Termin machen: der Tour de l’Avenir – eine der bedeutendsten Rundfahrten für Nachwuchsfahrer, die nicht umsonst auch als Mini-Tour de France bezeichnet wird und am Donnerstag in La Roche-sur-Yon startet. Die Ambitionen des luxemburgischen Espoirs-Teams liegen hier vor allem bei Arthur Kluckers, der bekanntlich in der letzten Woche seinen Einstand als Stagiaire beim UAE Team Emirates gab. Doch auch Pries hofft, sich in Frankreich zeigen zu können: „Vor allem die ersten flachen und welligen Etappen könnten mir liegen. Ich hoffe einfach, dass die EM eine gute Generalprobe war und ich diese Leistung auch bei der Tour de l’Avenir umsetzen kann.“ Und auch die WM Ende September im australischen Wollongong hat sich der 21-Jährige rot im Kalender angestrichen und hofft, dort antreten zu können: „Der Parcours ist ähnlich wie der in München, für mich sicherlich schon ein ganz interessantes Rennen.“
Im Überblick
EM-Straßenrennen, Herren:
Murnau am Staffelsee – Odeonsplatz München (207,9 km): 1. Fabio Jakobsen (Niederlande) in 4:38:49 Stunden, 2. Arnaud Démare (Frankreich), 3. Tim Merlier (Belgien), 4. Danny van Poppel (Niederlande), 5. Sam Bennett (Irland) … 22. Cédric Pries alle gleiche Zeit … 45. Colin Heiderscheid auf 0:18 Minuten
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