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Werbung und Realität

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(Tageblatt)

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Luxemburg soll besser vermarktet werden. In der Sichtweise einer Wirtschaftspolitik, die Wettbewerbsfähigkeit ganz oben auf der Prioritätenliste ansiedelt, ist das nur logisch.

Anstatt im Sinne der Bürger zu kooperieren, konkurrieren die einzelnen Staaten und buhlen um die Gunst internationaler Konzerne. Was liegt da näher, als ein Land vollends zum Produkt zu machen und ihm ein schönes Markenimage zu verpassen – ein Nation Branding?

Logo" class="infobox_img" />Yves Greis ygreis@tageblatt.lu

In der letzten Woche hat die Regierung nun ihr Konzept eines Nation Branding vorgestellt. Demnach wird Luxemburg zukünftig als zuverlässig, dynamisch und offen vermarktet. „Die Offenheit spiegelt sich im Multikulturalismus, dem großen Anteil von Ausländern in der Bevölkerung und der Mehrsprachigkeit wider“, ließ die Regierung verlautbaren.

Es stellt sich die Frage, ob das nicht eine sehr rosige Sicht ist. In Luxemburg lebt und arbeitet unbestritten eine bunte Vielzahl an Menschen, die keinen luxemburgischen Pass besitzen und aus vielen unterschiedlichen Kulturen kommen. Das reicht jedoch nicht, um Luxemburg als ein offenes Land zu bezeichnen. Multikulti bedeutet nicht, dass verschiedene Kulturen nebeneinander leben, sondern dass sie miteinander leben und sich gegenseitig bereichern. Multikulti bedeutet auch nicht, dass Immigranten sich assimilieren lassen müssen, um akzeptiert zu werden.

In Luxemburg ist Alltagsrassismus jedoch immer noch an der Tagesordnung. Es ist gang und gäbe, unsere Nachbarn als „Heckefransousen“ oder „houer Preisen“ zu beschimpfen. Schlimmer noch: Plakate mit der Aufschrift „Luxemburg den Luxemburgern“ hängen unbehelligt dort, wo jeder sie sehen kann. Viele Äußerungen in den sozialen Netzwerken gehen sogar weiter.

Auch mit der Vielsprachigkeit ist das so eine Sache. Luxemburg ist unbestritten ein vielsprachiges Land. Es ist Usus, dass sich in öffentlichen Reden von Politikern die Sprachen abwechseln. Einige Regierungsmitglieder sind geübt darin, eine Rede auf Luxemburgisch zu beginnen, auf Englisch fortzufahren und sie in Französisch ausklingen zu lassen. Dem gegenüber steht so mancher Zeitgenosse, der sich strikt weigert, in einem Geschäft etwas anderes als Luxemburgisch zu sprechen. Wer hierzulande lebt und arbeitet, soll gefälligst Luxemburgisch („Letzeboiesch“) lernen, lautet die Forderung.

Zuverlässig, dynamisch und offen. Das sind lobenswerte Ziele, auf die es sich lohnt, hinzuarbeiten. Noch sind sie aber nicht Realität. Die Universität könnte bei der Umsetzung eine wichtige Rolle spielen. Hochschulen bieten immer ein sehr internationales Umfeld mit Lehrenden und Studierenden aus aller Welt.

Eine wichtige Rolle kommt auch der Politik zu. Rassismus und rechte Strömungen müssen aktiv angegangen werden. Die Parteien dürfen auch nicht der Versuchung erliegen, mit Rechtspopulismus auf Stimmenfang zu gehen, so wie einige Politiker großer Parteien aus dem europäischen Ausland. Solange dies nicht erreicht ist, riskiert das Nation Branding der Regierung nur eine billige Fassade zu werden, die einer genaueren Beobachtung nicht standhält.