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Trotz alledem

Trotz alledem
(AFP/Archiv)

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Meursault tötet, weil die Sonne ihn blendet. Der Pest, als Parabel auf jedes totalitäre Regime, fallen Tausende unschuldige Kinder zum Opfer. Gestern, heute und auch morgen.

Das Auto kracht gegen einen Baum, das Manuskript in der Manteltasche des Beifahrers bleibt für immer unvollendet. Wir rollen den Stein den Berg hinauf, er rollt wieder hinunter. Das Leben ist absurd. Niemand hat diese Erkenntnis mit solcher Intensität und Klarheit literarisch in Szene gesetzt wie Albert Camus.

Doch sein Denken geht weit über die bloße Feststellung von der Absurdität der Welt hinaus. Camus verpflichtet sich der täglichen Revolte und definiert sie als eine bestimmte Lebenshaltung, die sich niemals abfindet und grundsätzlich Doktrinen und Ideologien misstraut. Hier gilt es, anzusetzen, wenn wir Camus’ Denken für heute fruchtbar machen möchten. Wollen wir Camus zu seinem 100. Geburtstag ernst nehmen, dann sollten wir es uns niemals leicht machen, um Entscheidungen ringen und unser Handeln je nach Situation neu überdenken. Unabhängig von temporären Einflüssen aus der Wirtschaft, der Politik, der Religion oder der Mode.

Wer Camus heute liebt, der liebt ihn für seine kompromisslose Haltung, dank der er es aushält, dass es nun mal keine Antworten gibt. Und dafür, dass er uns immer wieder daran erinnert, dass es Empfindungen wie zum Beispiel Sonnenstrahlen auf nackter Haut sind, die das Leben kostbar machen. Trotz alledem.