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Solidarität zeigen

Solidarität zeigen
(Tageblatt)

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Die Shoah war nicht der erste Völkermord und, wie wir leider wissen, auch nicht der letzte. Sie steht dennoch einzig da: allein schon durch die Tatsache, dass hier erstmals Menschen regelrechte industrielle Anlagen entwickelten und betrieben, die dem alleinigen Zweck der massenhaften Vernichtung anderer Menschen dienten.

Wobei es ja nun nicht irgendwelche wilden Horden aus der Steppe waren, die hier neue Dimensionen der Barbarei und Rohheit verwirklichten, sondern ein Volk, das sich selbst bis dahin gerne als jenes der Dichter und Denker zu bezeichnen pflegte.

Ein Volk, das sich ja nun nicht grundsätzlich von den benachbarten europäischen Völkern unterschied und das, nachdem seine Terrorherrschaft über Kontinentaleuropa gewaltsam und unter Verlust von Millionen von Menschenleben beendet worden war, wieder zu einem ganz normalen europäischen Volk wurde. Zu einem, das heute keine andere europäische Nation mehr als (militärische) Bedrohung empfindet.

Die Pflicht der Anständigen

Die wichtigste Verpflichtung, die den nachgeborenen aus der Shoah erwächst, ist das «nie wieder!». Leider ist man versucht, darauf «vergiss es» zu antworten.

In den siebzig Jahren nach 1945 gab es bereits mehrfach millionenfachen, aus politischen Erwägungen befohlenen Mord: etwa in China, Biafra, Kambodscha, Bangladesch oder Ruanda.

Und dennoch bleibt das «nie wieder!» eine Verpflichtung für jeden zivilisierten Menschen. Umso mehr als heute, 70 Jahre nachdem die Todesfabriken befreit wurden, mitten in Europa wieder Menschen aus dem alleinigen Grunde weil sie Juden sind, um ihr Leben fürchten müssen. Sicher ist der islamistische Dschihadismus nicht in der Lage, eine „Endlösungs“-Kampagne im Stile der Nazis in die Tat umzusetzen.

Doch im Grade seiner Barbarei und moralischen Verkommenheit unterscheidet sich ein Coulibaly, der in einem Koscher-Supermarkt «nur» vier Juden umbringt, in nichts von einem SS-Büttel, welcher deren hunderte auf dem Gewissen hat.

Und woran es nicht den Schatten eines Zweifels geben darf: Die fortlaufenden Verbrechen des Staates Israel am palästinensischen Volk können grundsätzlich nicht als Rechtfertigung dafür herhalten, dass auch nur einem Menschen wegen seines Judeseins Gewalt angetan wird!

Wenn im Jahre 2015 in der EU Juden wieder mit Tod und Vertreibung bedroht werden, dann ist das für das Vereinte Europa eine Schande, die zum Himmel schreit.

Und es ist die Pflicht eines jeden anständigen Menschen, Solidarität mit den Bedrohten zu zeigen und aktiv dazu beizutragen, dass den Hasskrämern und Mördern das Handwerk gelegt wird.

Zugleich zeigen die rezenten Gewaltakte, wie wichtig es ist, das Wissen um die Shoah bei den nachwachsenden Generationen lebendig zu halten. Auch und gerade nachdem der letzte Zeitzeuge uns verlassen hat: Kaum etwas ist in der Tat dem Hass so förderlich wie Lügen und Ignoranz.