Irgendwie scheint eine Gesetzmäßigkeit in diesem immer wiederkehrenden Phänomen zu liegen. Zur Erinnerung: Als unser kleiner luxemburgischer Staat nach den Napoleonischen Kriegen eingangs des 19. Jahrhunderts über Dekaden hinweg immer unabhängiger wurde, wusste man lange Zeit nicht, wie er überhaupt wirtschaftlich am Leben bleiben konnte.
" class="infobox_img" />Sascha Bremer sbremer@tageblatt.lu
Aus eigener Kraft und auf das eigene Territorium beschränkt konnte kaum etwas geschaffen werden. Ohne ausländisches Kapital, ohne den ausländischen Markt, hätte sich die Stahlindustrie trotz der Tatkraft der Arbeiter und Ingenieure bei weitem nicht so entwickelt. Dasselbe gilt für die Jahre nach dem Stahlboom.
Man soll sich demnach nichts vormachen. Luxemburg ist stets auf das Ausland angewiesen – oft viel mehr, als man sich dies eingestehen mag.
Allein im vergangenen Jahr wurde einem dies wieder mal durch das Ende des Bankgeheimnisses bewusst. Wenigstens konnte man so tun, als ob der Übergang zum Automatischen Informationsaustausch aus freien Stücken, aus eigener Entscheidung, vollzogen worden wäre.
Allein die Umsetzung des Fatca-Gesetzes in den USA kann man aber bereits als Todesstoß für das Bankgeheimnis geltend machen. Eine richtige Wahl hatte man – ähnlich der Schweiz und anderen Ländern – allerdings nicht wirklich. Die Alternative für den hiesigen Finanzplatz hätte den Ausschluss vom US-Markt, also schlicht von den Dollargeschäften, bedeutet. Mit anderen Worten, der Finanzplatz hätte gleich die Lichter ausknipsen können.
So schnell kann es gehen, wenn sich die geschichtlichen Ereignisse verdichten. Eine Lektion, welche Luxemburg eigentlich verinnerlicht haben sollte.
Man tat sich lange Zeit schwer damit, die Wirtschaft zu diversifizieren. Die Anstrengungen der vergangenen Jahre scheinen jedenfalls glücklicherweise ihre ersten Früchte zu tragen. Viele weitere werden noch folgen müssen.
Vorrangig bleibt jedoch die Frage nach der Nachhaltigkeit, die hierzulande nicht nur in der Perspektive der Umwelt, sondern auch in puncto Lebensdauer der Unternehmungen – die Steuereinnahmen aus dem E-Commerce lassen grüßen – diskutiert werden muss. Letzteres scheint jedoch in der sich rasch wandelnden Welt viel schwieriger geworden zu sein. Ein Problem liegt schlicht und einfach in der wirtschaftlichen Machtverschiebung nach Asien, ein anderes in der Schnelligkeit des Wandels durch die Innovationen der Informationstechnologie.
Viele Länder können nur schwer deuten, in welche Richtungen sich ihre Wirtschaften weiterentwickeln können.
Mehr als nur klein und fein
Gerade diese Situation kommt den kleinen Ländern zugute. Sie können schneller als die Großen die Chancen ergreifen, die sich ihnen bieten. Nur müssen die Chancen von der gesamten Gesellschaft erkannt werden, nicht nur vom Staat.
Sind wir uns wirklich bewusst, welchen Reichtum an Möglichkeiten, an Know-how wir bereits in Luxemburg haben – wegen der ansässigen europäischen Institutionen, des internationalen Bankenplatzes, der Industrie, der vielen innovativen Betriebe usw.?
Leider werden noch allzu oft seit Jahrzehnten nebeneinander lebende „Welten“ nicht genug oder kaum miteinander verquickt. Woran liegt das?
(Sascha Bremer/Tageblatt.lu)
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