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Schiiten schlachten

Schiiten schlachten
(AP)

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Alle Jahre wieder, wenn sich die schiitische Fraktion der Moslems anschickt, ihr höchstes Fest „Aschura“ zu feiern, kommen auch radikale Sunniten in Feiertagslaune: Schlachtfest ist angesagt.

Nämlich Schiiten schlachten. Im Irak sprengen sich dann inmitten „häretischer“ Pilger sunnitische Ultras in die Luft, wobei sie sich von der Ermordung Dutzender Unschuldiger nebst ihrer selbst den direkten Zugang zum Paradies sowie ebendort die Benutzung etlicher Dutzend Jungfrauen erhoffen.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Dass in diesen Kreisen übrigens kaum jemand der Ansicht zu sein scheint, dass eine weibliche Attentäterin sich ihrerseits mit ihrer gottgefälligen Mordtat das Recht erwürbe, sich im Jenseits an einer vollzähligen Phalanx „Puceaux“ laben zu dürfen, sagt denn doch einiges über das restlos traurige und verdorbene Frauenbild dieser „Gläubischen“ aus.

Wie pervers müssen eigentlich Prediger sein, die ihre verblendeten oder aber schlicht beknackten Schäflein zu derlei barbarischen Verbrechen anleiten? Nun, wie auch immer, es scheint ihnen keineswegs an Kamikazekandidaten zu mangeln.

Gift für die Stabilität des Libanon

Auch die gestrigen Attentate auf die iranische Botschaft im Libanon waren das Werk von Selbstmördern. Und erneut stand das Ziel, möglichst viele Häretiker auszulöschen, im Vordergrund.

Mindestens ebenso wichtig war dabei aber wohl die Absicht, das Ayatollah-Regime für seine Unterstützung des syrischen Potentaten Assad, der in seinem Land ohne Rücksicht auf Menschenrecht und Menschenwürde gegen die sunnitische Opposition vorgeht, zu bestrafen. Dabei sind fanatische Sunniten und Schiiten keinesfalls immer Todfeinde.

Wenn es „bloß“ darum geht, Juden zu ermorden, marschieren die verfeindeten Brüder im Propheten ganz gerne die Reihen fest geschlossen. So liefern die iranischen Mullahs den sunnitischen Hamas-Extremisten im Gazastreifen, die aus den ägyptischen Moslembrüdern hervorgegangen sind, mit selbstlosester Großzügigkeit einen Teil der für ihre Raketen-Attentate auf israelische Zivilisten benötigten Hardware.

Die Anschläge machen aber auch deutlich, dass der Syrien-Konflikt zusehends zur Bedrohung für den Frieden im Libanon wird. Jahrelang hatten dort die Agenten Assads missliebige libanesische Politiker wie den sunnitischen Premierminister Rafik Hariri aus dem Weg geräumt.

Nun steht zu befürchten, dass die vom Iran geförderte Hisbollah sich an den feindlichen Glaubensbrüdern von der anderen Sekte für die Attacke auf die Botschaft des Mullah-Regimes rächen könnte. Für die brüchige Stabilität des Libanon könnte sich eine solche Spirale der Gewalt sehr rasch als Gift erweisen.