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Sandburgen ade?

Sandburgen ade?
(dpa-Archiv)

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„Ich habe gestern auf Facebook gelesen, dass du deinem neuen Freund nach nur wenigen Tagen den Laufpass gegeben hast. Was ist denn passiert?“

„Er hat auf seiner Facebook-Seite geschrieben, ich könnte nicht kochen. Da platzte mir der Kragen!“

Logo" class="infobox_img" />Roger Infalt rinfalt@tageblatt.lu

„Hast du dich mit ihm ausgesprochen?“

„Was heißt hier aussprechen? Ich habe ihm eine SMS geschickt. Basta!“

In irgendeinem sogenannten „sozialen Netz“ ist der Grund für die Trennung der beiden jungen Leute für die ganze Weltbevölkerung lesbar.

Andere Zeit, anderer Ort: Eine junge Familie kam gegen 15 Uhr am Strand an. Die beiden Kinder wollten ihren Vater sofort in Beschlag nehmen, um mit ihm eine Sandburg zu bauen. Doch der winkte ab, er habe noch ein „wichtiges“ Spiel auf seinem Mobiltelefon fertig zu spielen. Um 18 Uhr spielte er immer noch!

Da lob ich mir die Zeit vor den Smartphones, vor Facebook, SMS, MMS, Twitter usw. Da lob ich mir die Kaffeekränzchen und die Stammtische. Da wurde noch miteinander gesprochen, miteinander diskutiert, es gab eine „Streitkultur“, es wurden verschiedene Meinungen gegeneinander abgewogen, vieles wurde kritisch hinterfragt und oft lernte jeder der Gesprächspartner dazu.

Irgendwann kommt der Tag …

Es gab es noch Strukturen, die wirklich eine wichtige soziale Rolle spielten: die Familie, der Bekannten- und Freundeskreis, der Plausch über den Gartenzaun hinweg, das Vereinsleben, das Bistro im Dorfkern, die Feste im Dorf, im Stadtviertel, wo die Geselligkeit großgeschrieben wurde und bei denen man sich wiedersah. Und die Betonung liegt auf „sah“! Man kannte sich.

Ja! Man kannte sich. Die Gesichter waren bekannt, die Namen ebenso. Man redete sich in der Öffentlichkeit nicht mit irgendwelchen Pseudonymen an, sondern mit dem richtigen Vornamen, dem wahren Familiennamen. Man versteckte sich nicht hinter einer Maske, wenn man was zu sagen, zu meckern hatte. Man stand dazu! Mit seinem richtigen Namen.

Man stand dem anderen gegenüber, man sah ihm in die Augen, sah seine Mimik und Gestik, baute Gefühle auf, merkte schnell, wenn es dem anderen schlecht ging, wenn er Probleme hatte, über die er gerne reden wollte.

Und heute?

Hauptsache, der Akku des Smartphones ist aufgeladen, um der ganzen Welt mitteilen zu können, dass man gerade im Kino oder im Bus sitzt, dass man beim Frisör war und die Haare jetzt kürzer sind, dass man heute Mittag Bratkartoffeln zum Fleisch hatte, dass man gestern Abend noch den Rasen gemäht hat usw., usf. Alles Infos, die ja unbedingt jeder wissen sollte!? Außerdem wäre man doch blöd, wenn man seine Flatrate nicht bis zum Äußersten ausnutzen würde.

Und irgendwann kommt der Tag, wo man seine Kinder doch noch bemerkt und sich eingestehen muss, dass sie in Zwischenzeit groß geworden sind … und nun im Alter sind, wo sie ihr eigenes Smartphone haben sollten. Damit wäre dann auch gleichzeitig das Thema „Sandburg“ für die kommenden Urlaube vom Tisch.