Headlines

Öffentlich, elektrisch

Öffentlich, elektrisch

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Diese Woche fand in der lombardischen Metropole Mailand der Weltkongress der „Union internationale des transports publics“ (UITP) statt.

Wie Alain Flausch, der Generalsekretär dieses Verbands, feststellte, werden in 20 Jahren gut 70% der Weltbevölkerung in städtischen Räumen leben (Luxemburg heute bereits rund 85%).

Logo" class="infobox_img" />Francis Wagner, Mailand fwagner@tageblatt.lu

Und das Leben in diesen urbanen Räumen wird auf menschenwürdige Weise nur mit einem möglichst effizienten öffentlichen Transport möglich sein. Wobei Flausch die Wichtigkeit der nahtlosen Komplementarität der einzelnen Transportmodi unterstrich: Auto, Zug, Bus, Tram, Fahrrad, Zu-Fuß-Gehen müssen aufeinander abgestimmt sein, weshalb übrigens beim neuen hauptstädtischen Tramprojekt großen Wert auf einen möglichst reibungslosen Modalwechsel gelegt wird.

In München wird derzeit ein Ausbau der Straßenbahn auf der sog. Westtangente geplant: Präzise Zählungen in der Planungsphase haben dort ergeben (www.mvg.de), dass zur Beförderung von 218 Menschen – jener Anzahl von Passagieren, die in eine einzige der dort verwendeten Trams reinpassen – normalerweise 145 Autos zum Einsatz kommen. In Luxemburg dürfte eine einzige Tram (mit maximal 450 Passagieren) demnach in der Rushhour bis zu 300 Autos ersetzen, ein Doppelgelenkbus bis zu 120!

Dieses Beispiel macht einmal mehr deutlich, dass der größte Feind des Autofahrers nicht der öffentliche Transport ist, sondern vielmehr das Automobil selbst: Wenn alle Auto fahren wollen, fährt am Ende niemand, weil alle zusammen im Stau stehen. Autofahren ist ergo in der Stadt dann am wenigsten frustrierend, wenn möglichst viele andere Verkehrsteilnehmer sich für den öffentlichen Transport entscheiden. Und damit sie dies tun, muss der ÖT wirklich was taugen.

Städte bieten ganz einfach nicht mehr den Raum, um einen ständig wachsenden Autoverkehr verkraften zu können. Innerstädtische „Autobahnen“ sind der Tod der lebenswerten Stadt und werden heute daher vielerorts rückgebaut. Eine autogerechte Stadt kann keine lebenswerte Stadt sein, da in ihr der Maschine Priorität gegenüber dem Menschen eingeräumt wird.

Die diesjährige Auflage des UITP-Kongresses zeigte einmal mehr interessante Entwicklungen auf, dies besonders im Bereich der Elektromobilität (beim UITP-Kongress steht jeweils die Bustechnologie im Vordergrund, während das Neueste in Sachen Tram in der Regel auf der Innotrans-Messe in Berlin präsentiert wird).

In der Tat macht die Technik im Bereich der Aufladung und Speicherung elektrischer Energie an Bord von Bussen und Trams beeindruckende Fortschritte, sodass die Zeit, wo Busse zumindest im Innenstadtbereich ohne Dieselmotoren auskommen, zusehends näherrückt.

Zwar sind Dieselaggregate im Laufe der vergangenen Jahre deutlich sauberer und effizienter geworden, dennoch verursachen sie immer noch ein gerüttelt Maß an Lärm und Abgasen. Busse werden auch in Zukunft die Hauptlast des ÖT zu tragen haben, sodass die Steigerung ihrer Umweltverträglichkeit durch Elektrifizierung für eine bessere urbane Lebensqualität unerlässlich ist.