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Lebensmittel im Tank

Lebensmittel im Tank
(Enovos)

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Enovos hat seine vierte Biogasanlage gekauft. 38.000 Tonnen Mais werden dort jährlich in Energie umgewandelt. „Statt im Kochtopf landet der Mais, den Landwirte in der Provinz Limburg in Belgien produzieren, nun in der Biogasanlage 'Biopower Tongeren'“, schrieben gestern unsere Kollegen von Tageblatt.lu.

Von wirtschaftlicher Seite betrachtet mag dies nun eine gute Nachricht für Enovos und die Zulieferer sein. Alternative Energien werden – ob man will oder nicht – eine wichtige Rolle spielen, da irgendwann die Ölquellen versiegen werden.

Claude Molinaro cmolinaro@tageblatt.lu

Mit Bioenergie soll aber nicht nur dem drohenden Ende der Ölreserven entgegengewirkt werden, sondern es sollen auch die CO2-Emissionen gesenkt werden, die ja anscheinend unser Klima beeinflussen. Diese These des vom Menschen gemachten Klimawandels wird übrigens mittlerweile von über 1.000 internationalen Forschern angezweifelt (cf. www.climatedepot.com).

Klima schützen, koste es, was es wolle?

Die Frage, die sich also stellt, ist, sollen wir das Klima schützen, koste es, was es wolle? Anfang vorigen Jahres gab es in einigen Metropolen Hungerrevolten. Die Lebensmittelpreise waren in kürzester Zeit regelrecht explodiert, und sie tun es gerade wieder. Schon vor Jahren schrieb der Schweizer Soziologe Jean Ziegler, Biosprit schüre den Hunger in der Welt. Er illustrierte seine These mit folgender Rechnung: „Um den 50-Liter-Tank eines Mittelklassewagens mit Bioethanol zu füllen, werden 358 Kilogramm Mais verbrannt. Mit 358 kg lebt ein Kind in Mexiko oder Sambia, wo Mais Grundnahrungsmittel ist, ein Jahr lang.“

Die 38.000 Tonnen jährlich von Enovos werden den Hunger in der Welt kaum verschärfen, dafür ist der Anteil am Weltmarkt zu gering. Auch gehört Mais in unseren Breitengraden nicht gerade zu den Grundnahrungsmitteln. Die Nachricht über die Biogasanlage wirft trotzdem eine moralische Frage auf: Alternative Energien zu finden, ist zwar eine Notwendigkeit, aber müssen diese aus Lebensmitteln gewonnen werden?

Die Vereinigten Staaten von Amerika erlebten diesen Sommer die größte Dürre seit 50 Jahren. Offizielle Stellen rechneten Ende August mit 13 Prozent weniger Ertrag. Das Problem wird in den USA dadurch verschärft, dass 40 Prozent der Ernte in die Biotreibstoff-Produktion gehen müssen. Bürgerinitiativen wehren sich mittlerweile dagegen, auf Futter und Lebensmittel zu verzichten, nur um das Klima zu schützen.

Näher bei uns zeigt sich eine weitere Seite des Problems. In Deutschland z.B. verdrängt der Maisanbau mittlerweile andere Nahrungsmittel wie Kartoffeln und anderes Gemüse. Der Verdienst mit Mais, wird er als Biomasse verheizt, ist höher. Einige Politiker befürchten, dass irgendwann der Anbau von heimischen Lebensmitteln verschwindet und diese dann importiert werden müssen.

Die Ursache des Hungers in der Welt allein der Produktion von Bioenergie anzukreiden, ist natürlich unsinnig. Nichtsdestoweniger ist sie ein Teil des Problems, da mehr und mehr Lebensmittel verheizt werden.