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Kaputt im Kopf

Kaputt im Kopf
(Tageblatt)

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Frankreichs Premier Manuel Valls ist ein Realist. Und Realisten sind der Überzeugung, dass man Problemen in die Augen schauen muss, wenn man sie lösen will. Und dass man sie nicht lösen kann, wenn man immer um den Brei herumredet.

Valls hat erklärt, dass Frankreich an „einer territorialen, sozialen, ethnischen und sogar religiösen Apartheid“ leidet. Einem Phänomen, das zur Erklärung der rezenten Attentate in Paris beiträgt. Zur Erklärung, nicht zur Rechtfertigung dieser barbarischen Taten.

Frankreich hat ein enormes Problem: In den Vorstädten, in den Cités, wachsen zehntausende junge Männer heran, die das durchaus nicht unberechtigte Gefühl haben, dass niemand sie braucht. Dass sie schlicht überflüssig sind. Dass es am besten wäre, wenn sie niemals geboren worden wären. Und denen man immer wieder zu verstehen gibt, dass sie mit ihren ethnischen Wurzeln immer eine Art Citoyen zweiter Klasse bleiben werden.

Und da darf man sich nicht wundern, wenn einige dieser jungen Unerwünschten irgendwann anfangen, Mist zu bauen, und zwar massiv. Erst als Kleinkriminelle und dann als Dschihadisten.

Es hat in Frankreich allzu lange die Überzeugung vorgeherrscht, dass man den Problemen mit dieser unerwünschten Jugend am besten und billigsten dadurch beikommen könne, indem man sie – nach dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“ – in Plattenbau-Siedlungen weitab der Stadtzentren wegschließt und sie dort bei lebendigem Leibe verrotten lässt.

Natürlich kann Valls’ Anklage gegen die Apartheid (Ausgrenzung) der Vorstadt-Bewohner nur einen unter mehreren Erklärungsansätzen liefern. Denn ein nicht unerheblicher Teil jener jungen Männer, welche plötzlich die religiöse Erleuchtung trifft, stammen aus Mittelklasse-Familien, die zudem oft nicht mal besonders religiös sind. Sie scheinen in den Dschihad zu ziehen, weil ihnen ihr Dasein einfach fad ist, weil sie den ultimativen Kick suchen. Zum Beispiel beim Kopfabschneiden.

Was einen bei den Tätern am meisten schockiert, ist ihre totale Verrohung.
Bereits wiederholt wurden sogar Feuerwehr- oder Rettungswagen in den Gettos mit Steinen bombardiert. Selbst Menschen, die sonst nichts wollen, als anderen zu helfen, können dort brutal attackiert werden. Was doch eigentlich nur Typen tun können, die bereits in jungen Jahren völlig kaputt im Kopf sind. Nun stellt sich natürlich die Frage, wie man verhindern kann, dass so viele junge Menschen im Kopf kaputt gehen.

Zuerst einmal muss der Kampf gegen den Dschihadismus notwendigerweise ein Kampf gegen jede Form von Apartheid sein. Aber es ist halt auch ein Kampf gegen menschliche Verkommenheit, Barbarei, Zynismus und schiere Rohheit, der nicht zuletzt in den Schulen geführt werden muss, vor allem dort, wo die Elternhäuser in dieser Hinsicht total versagen.