Vielleicht meinten auch Leser, das Tageblatt sei nicht damit einverstanden, dass Muslime in Luxemburg Geld aus dem Ausland erhalten. Mitnichten.
" class="infobox_img" />Claude Molinaro cmolinaro@tageblatt.lu
Wir wollen uns hier nicht mit dem Für und Wider des Glaubens an Jesus oder an das Spaghettimonster auseinandersetzen, sondern mit der Frage, ob es besser ist, dass der Staat Glaubensgemeinschaften unterstützt, oder ob diese sich selbst finanzieren sollen.
Die muslimische Vereinigung „Le juste milieu“ aus Bonneweg hat in ihrer Stellungnahme nach der Veröffentlichung des Tageblatt-Artikels die Regierung kritisiert. Die Muslime in Luxemburg würden quasi zweimal für die Religionsgemeinschaften hier im Land zur Kasse gebeten: das erste Mal über ihre Steuern und das zweite Mal durch ihre Spenden, die sie nicht von den Steuern absetzen können. Die Muslime besäßen nicht die gleichen Steuerrechte wie die Glaubensgemeinschaften, welche eine Konvention mit dem Staat unterschrieben haben. „Le juste milieu“ fordert – das ist ihr gutes Recht – die gleichen Rechte wie die Katholiken, Anglikaner, Juden und Orthodoxen.
Obligatorische Mitfinanzierung
Die grundsätzliche Frage aber lautet: Warum eigentlich muss jemand eine Glaubensgemeinschaft mitfinanzieren, die nicht seine Weltsicht vertritt? Jede Vereinigung, jeder Klub muss sehen, wie er finanziell über die Runden kommt. Warum gilt dies nicht für Kirchen? Ein oft gehörtes Argument lautet: „Wenn sie kein Geld vom Staat bekommen, erhalten sie es womöglich aus dunklen Quellen.“ Ein absurdes Argument, denn das setzt ja voraus, dass jeder, der seine Religion unterstützt, böse Absichten verfolgt. Dass sich die Kirchen für die Konventionen mit dem Staat aussprechen, ist normal. Wer lehnt schon staatliche Gelder ab? Allerdings wird auch mit jeder weiteren Konvention die Vormachtstellung der katholischen Kirche zementiert. Die Konventionen gehören deshalb abgeschafft. Will eine Gemeinschaft Priester und Kultstätte, dann muss sie selbst dafür sorgen, dass Geld in der Kasse ist. Interessant wäre zu wissen, wie man mit der „Scientology-Kirche“ verfahren würde. Würde man sie als Kirche anerkennen, würde das ja bedeuten, dass jeder eine Kirche gründen kann. Würde man ihr hingegen den Status der Kirche verweigern, wäre es interessant zu wissen, mit welchen Argumenten.
Prinzipiell sind wir gegen jede staatliche Unterstützung von Glaubensgemeinschaften. Gemeinschaft kommt von „gemeinsam“, ergo sollen die Glaubensbrüder gemeinsam dafür sorgen, dass ihr Laden läuft.
Das Gleiche gilt übrigens für Nicht-Gläubige. Staatlich finanzierte „maisons de la laïcité“ wären unsinnig. Es würde so lediglich eine neue Kirche mit einer neuen Priesterkaste geschaffen. Davon abgesehen gibt es de facto schon über hundert „maisons de la laïcité“ in Luxemburg. Jede Gemeinde im Land führt zivile Trauungen und Begräbnisse durch. Diejenigen, die zusätzlich zivile Taufen oder Kommunionen – wegen der Geschenke – verlangen, sollten sich fragen, ob sie sich nicht doch lieber an eine Religion wenden sollten.
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