Es hat sich seit gut drei Jahrzehnten in Sachen politische Ideologie wenig bei den Konservativen getan. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass unabhängig von der politischen Agenda eines konservativen Kandidaten direkt der Vergleich mit der Eisernen Lady Margaret Thatcher oder mit dem US-Sonnyboy Ronald Reagan bemüht wird.
" class="infobox_img" />Dhiraj Sabharwal
dsabharwal@tageblatt.lu
Jüngstes Beispiel: die neu designierte britische Premierministerin Theresa May. Kaum stand fest, dass sie das Rennen um 10 Downing Street für sich entschieden hat, regnete es in der digitalen Welt Thatcher-Vergleiche. Sie sei wie die „witch“, nein, sie sei es nicht. Sie erinnere an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, nein, dann doch eher an den ehemaligen britischen Premier Gordon Brown. Unabhängig von den tatsächlich bestehenden Schnittmengen und Unterschieden wirken rein auf die Vergangenheit gerichtete Vergleiche und Analysen oft wenig zielführend. Es ist zweifellos von großer Wichtigkeit, historische Zusammenhänge zu erkennen, und eine der größten Schwächen vieler Politiker, nicht in historischen Kategorien denken und kommunizieren zu können.
Allerdings sollte der Blick auf neue Kandidaten nicht nur an vermeintliche Polit-Überväter gekoppelt sein. Es braucht nicht den ständigen Vergleich mit François Mitterrand oder Helmut Kohl. Politiker müssen an eigenen Agenden und Visionen gemessen werden. Gesellschaften entwickeln sich wie ihre politischen und wirtschaftlichen Kontexte weiter. Umso stärker müssen Politiker zukunftsorientierte Agenden gestalten, die kein Aufguss alter Rezepte sind. Aber auch für Medien gilt: Der Vergleich von Politikern mit den Größen von einst muss wohldosiert und die Auswahlbegründung des komparativen Ansatzes nachvollziehbar sein.
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