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Horrorsekte

Horrorsekte
(Tageblatt)

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Die Syrienfrage wird zusehends komplizierter. Frankreichs Außenminister Laurent Fabius forderte am Dienstag Moskau zu Luftschlägen gegen die islamistischen Terroristen vom Islamischen Staat (IS) auf.

Und es kann wohl keinen Zweifel geben, dass alle zivilisierten Nationen dieser Welt ein Interesse daran haben, dass diesen Barbaren ein Riegel vorgeschoben wird. Denn hier handelt es sich um eingefleischte Gegner jedweder moderner Zivilisation.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

An der Wiege des IS steht natürlich gleich eine ganze Reihe von Hebammen: Allen voran US-Präsident George W. Bush, der durch die Zerstörung des irakischen Staates, insbesondere die Zerschlagung dessen Staatsapparats, das Fundament für die Entstehung dieser Horrorsekte legte. Denn das Saddam-Regime verfügte in der Tat über enorm weit entwickeltes Know-how auf den Gebieten der Geheimdienste sowie der gewaltsamen Unterdrückung jedweder Form von Opposition.

Und dieses Savoir-faire wurde, nachdem der Machtapparat der Baath-Partei zerschlagen worden war, ohne dass den darin Beschäftigten eine berufliche Alternative angeboten worden war, nun für das Albtraum-Regime des IS recycelt.

Ein anderer Geburtshelfer des IS ist natürlich der syrische Diktator Assad, der Daesh ursprünglich aktiv förderte, weil er sich von ihm völlig zu Recht wirksamen Beistand bei der Bekämpfung der „gemäßigten“ Regimegegner erhoffte. Zudem kalkulierte er mit unüberbietbarem Zynismus, dass er selbst im direkten Vergleich zu den Schergen des IS vor der Weltöffentlichkeit am Ende geradezu als Lichtgestalt dastehen würde.

Doch scheint Assad zusehends in die Rolle des Zauberlehrlings zu geraten. Der IS zögert jedenfalls nicht, jene Hand zu beißen, die ihn einst fütterte, und so ist es mittlerweile evident, dass der Siegeszug der radikalen Fous d’Allah ohne massive Luftschläge nicht zu stoppen sein wird. Daher wird im Westen mehr als ein militärischer Planer heilfroh über die Schützenhilfe aus Russland sein.

Denn während die Wirksamkeit von Drohnen und Laserbomben durchaus nicht unumstritten sein mag – besonders im Hinblick auf „Kollateralschäden“, d.h. die Tötung Unbeteiligter –, so gibt es über die enormen Kosten dieser Art der Hightech-Kriegsführung keinen Zweifel.

Die Russen scheinen jedenfalls entschlossen, nun Nägel mit Köpfen zu machen, was sie u.a. durch ihr Abkommen zum Informationsaustausch mit Syrien, dem Irak und dem Iran dokumentierten. Nicht vergessen sollte man allerdings, dass Assad mit seinen Fassbomben-Angriffen auf zivile Wohngebiete einer der Hauptauslöser der gegenwärtigen Flüchtlingskrise ist. Immer unerträglicher wird die Rolle der Saudi-Araber, die weltweit genau jene Sorte von Islam predigen, die dem IS seine ausländischen Kämpfer zutreibt, die sich aber andererseits systematisch der Solidarität mit den Vertriebenen verweigern.