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Geld regiert die Welt

Geld regiert die Welt
(AFP)

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Nein, natürlich war es kein Deal, den Formel-1-Boss Bernie Ecclestone mit dem Landgericht München schloss. Einen 83-Jährigen steckt man schließlich nicht mehr einfach so in den Knast.

Zudem kooperierte der alte Mann vorbildlich mit der Staatsanwaltschaft, was die mildernden Umstände also durchaus rechtfertigt. Und außerdem, es reicht doch schon, dass mit Uli Hoeneß ein ehrenwerter Sportfunktionär mit sozialer Ader hinter Schloss und Riegel versauern muss.

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Bernie und Uli in einer Gemeinschaftszelle beim Monopolyspielen auf der Pritsche, dieses Bild hätte zugegebenermaßen seinen Reiz gehabt. Wir werden drauf verzichten müssen, denn für 100 Millionen Dollar (ca. 74 Millionen Euro) wusch Ecclestone sich rein. Das Strafverfahren ist eingestellt, der Brite noch nicht einmal vorbestraft. Dabei waren die Vorwürfe alles andere als eine Bagatelle. Ecclestone riskierte wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall bis zu zehn Jahre Gefängnis. Davon geblieben ist nichts, was die Süddeutsche Zeitung eine „ziemlich perverse Nummer“ und „die Perversion des Perversen“ nannte. „Warum? Weil Wahrheit und Gerechtigkeit keine Handelsobjekte sind.“ So kann man das durchaus sehen. Nicht ohne Grund wird Justitia mit Augenbinde (jeder Mensch ist gleich zu behandeln), Waage (zur genauen Abwägung der Sachlage) und mit dem Richtschwert (für die nötige Härte) abgebildet.

Peanuts

Bernie Ecclestones Vermögen wird auf rund 4,2 Milliarden Euro geschätzt. Da fallen die 74 Millionen Euro für den Deal mit dem Gericht genauso wenig ins Gewicht wie die 33 Millionen Euro Bestechungsgeld, um die es im Prozess vornehmlich ging. Weil er die 33 Millionen annahm, ist übrigens Ex-BayernLB-Mann Gerhard Gribkowsky vor zwei Jahren von derselben Strafkammer zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Aufatmen wird man unterdessen im Formel-1-Zirkus, in dem ohne Ecclestone scheinbar nichts geht. Es war der Brite, der aus der dahinsiechenden Rennserie die wirtschaftlich äußerst erfolgreiche Königsklasse des Autosports machte. Und er sorgt dafür, dass die Formel 1 allen Unkenrufen zum Trotz ein Milliardengeschäft bleibt. In kaum einer anderen Sportart (sofern es sich bei der Formel 1 denn um eben eine solche handelt) spielt das Geld offen eine derart große Rolle. Wobei Bernie Ecclestone der größte Profiteur der PS-Show ist, während die meisten Rennställe und Rennstrecken alles andere als gesund dastehen.

Moral, so Ecclestones Maxime, ist dem „big business“ jedenfalls in den seltensten Fällen förderlich. Mit dieser Meinung steht der F1-Boss im Sport beileibe nicht alleine da. Über einen Grand Prix in Bahrain, in Sotschi oder aber Baku kann man sich genauso echauffieren wie über eine Fußball-Weltmeisterschaft in Russland oder Katar. Wenigstens aber verleugnet Ecclestone nicht, dass es ihm ausschließlich ums Geld geht, ganz im Gegensatz zu den heuchlerischen Fußball-Funktionären.

Spannend wird es, wenn Ecclestone einmal nicht mehr an der Spitze der Formel 1 steht. Wird die populärste Rennserie weltweit auseinanderfallen? Die Antwort auf diese Frage wird auf sich warten lassen. Nicht zuletzt wegen des Entgegenkommens des Landgerichts München.

(Philip Michel/Tageblatt.lu)