Headlines

Für sozialen Fortschritt

Für sozialen Fortschritt
(Tageblatt-Archiv)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Wahlen stellen immer die Möglichkeit dar, die Kräfteverhältnisse zu verdeutlichen oder gar neu zu definieren. Bei den Parlamentswahlen im Oktober wurden die Karten neu gemischt und es zeichnete sich ein klarer Wille zum Wechsel ab.

Folglich findet sich die CSV zum ersten Mal seit Jahrzehnten in der Opposition wieder und die drei künftigen Regierungsparteien LSAP, DP und „déi gréng“ treiben die Koalitionsverhandlungen voran.

Michelle Cloos mcloos@tageblatt.lu

Doch die politischen Kräfteverhältnisse in einem Land beschränken sich nicht auf die Parteipolitik. Auch die Gewerkschaften spielen z.B. eine erhebliche Rolle. Deshalb sind die heutigen Sozialwahlen in den Betrieben und das Votum zur Besetzung der Salariatskammer (CSL), das in den vergangenen Tagen und Wochen per Briefwahl stattfand, von großer Wichtigkeit. Immerhin sind bei dieser Wahl auch über 430.000 Personen, die in Luxemburg arbeiten oder eine Rente beziehen, aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.

Unentbehrlicher Gegendiskurs

In einer Zeit, in der Begriffe wie Kompetitivität, Flexibilität oder Rentabilität immer mehr zu Dogmen werden, der Druck auf die Arbeitnehmer steigt, soziale Errungenschaften in ganz Europa infrage gestellt und das Krisengerede dazu benutzt wird, Sozialabbau zu betreiben, haben die Gewerkschaften sich als unentbehrliche Kraft zur Verteidigung des Salariats und für den sozialen Fortschritt erwiesen. Die europaweite Austeritätspolitik, die in Wahrheit Gift für die Wirtschaft ist, hat Zehntausende Menschen in ganz Europa in die Armut getrieben und sie hat weiterhin verheerende Folgen. Gerade die Gewerkschaften haben der Politik von Anfang an die Leviten gelesen und sich gegen diesen falschen Kurs gewehrt.

So auch die linken Gewerkschaften in Luxemburg (OGBL, FNCTTFEL-Landesverband) und die Salariatskammer, in der der OGBL die absolute Mehrheit stellt. Durch tiefgründige und stichhaltige, wirtschaftliche und sozialpolitische Analysen und Statistiken lieferten sie in den vergangenen Jahren einen dringend notwendigen Gegendiskurs gegen die neoliberalen Abbaubestrebungen und für die Verteidigung der Rechte der Arbeitnehmer, der Löhne und der Arbeitsplätze.

Denn immer wieder wurden in den letzten Jahren Attacken gegen den Index – also den Inflationsausgleich, der das langsame, aber sichere Ärmerwerden der Lohnempfänger verhindert –, gegen das Rentensystem oder gegen andere Errungenschaften des Luxemburger Sozialstaates gestartet. Auch die rezenten Sozialkonflikte, sei es im Bausektor, Reinigungssektor oder in der Stahlindustrie, unterstreichen die Wichtigkeit einer starken und zuverlässigen Gewerkschaft, die konsequent im Interesse der Arbeitnehmer handelt.

Neben dem Einsatz der Gewerkschaften für den sozialen Fortschritt auf nationaler sowie auf europäischer Ebene gibt es natürlich auch den Alltag in den Betrieben. In einer Gesellschaft, in der Stress und Murks am Arbeitsplatz sowie Probleme wie Burn-out sich weiter ausbreiten, ist es wichtig, Personaldelegierte zu haben, die vertrauenswürdige Ansprechpartner sind und die sowohl für die Rechte wie auch für gute Arbeitsbedingungen der gesamten Belegschaft eintreten.

Im Interesse der Beschäftigten, aber auch im Interesse der Betriebe und der Gesellschaft.