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Ernüchterung

Ernüchterung
(AFP/Angelos Tzortzinis)

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Die Freude war groß, einige Analysten zeigten sich überrascht, allerdings kann all dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass der klare Syriza-Sieg bei den griechischen Parlamentswahlen etwas Ernüchterndes hat.

Genau wie im Januar hat Alexis Tsipras die Wahlen mit einem deutlichen Vorsprung für sich entschieden und geht erneut mit der rechtskonservativen ANEL ein Bündnis ein, um … ja, um was eigentlich zu tun, möchte man fragen. Mit der Verabschiedung des dritten EU-Hilfspakets war die griechische Innenpolitik bereits stark eingeschränkt. Tsipras kann sich dennoch über eine Festigung seines Parteienbündnisses freuen beziehungsweise über die ohne Schaden überstandene Abspaltung seines „unbequemen“ linken Flügels. Zudem scheinen sich 35,5 Prozent der Griechen trotz ihres mächtigen „Oxi“ beim Referendum gegen die Austeritätsauflagen der EU-Institutionen weiterhin hinter Tsipras stellen zu wollen. Zu Recht. Trotz zahlreicher Fehler seiner alter Regierung muss man erkennen, dass niemand in der EU ernsthaft über einen menschlicheren Umgang mit Griechenland diskutieren wollte. Demnach musste Tsipras gezwungenermaßen die EU-Sparmedizin schlucken. Bleibt zu hoffen, dass er viele der harten Forderungen entschärfen kann und zu einem ernst zu nehmenden Reformer wird, der die Oligarchen und korrupten Parteifunktionäre – nicht aber die Bürger erneut zur Kasse bittet.

Dhiraj Sabharwal dsabharwal@tageblatt.lu