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Entspannt und offen

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Gleich mehrere Initiativen wurden in den vergangenen Wochen und Monaten in die Wege geleitet, um in Luxemburg eine Debatte zur Liberalisierung von Cannabis zu starten.

Die Jugendorganisationen praktisch aller Parteien fordern die Entkriminalisierung. Wie wir gestern berichteten, läuft zurzeit ebenfalls eine öffentliche Petition zum Thema auf der Internetseite des Parlaments (www.chd.lu).

Logo" class="infobox_img" />Robert Schneider rschneider@tageblatt.lu

Und es wäre tatsächlich an der Zeit, dass das Thema auf die politische Tagesordnung kommt. Längst ist klar, dass das Verbot, das hierzulande in letzter Zeit mit besonderem Eifer durchgesetzt wird – Zoll und Polizei kontrollierten massiv während gleich mehrerer Open-Air-Veranstaltungen, ob da nicht etwa der eine oder andere Musikfan sich die Konzerte mit einem Joint versüßte –, einer wissenschaftlichen Analyse nicht standhält. Wir wollen übrigens nicht wissen, wie die erwachsenen Sicherheitsbeamten sich fühlen müssen, wenn sie angewiesen werden, samt Spürhund bei Kulturveranstaltungen Jagd auf harmlose Kiffer zu machen …

Die nachweislich ineffiziente prohibitive Gesetzgebung, die bei Jugendlichen höchstens einen reaktiven „Jetzt-erst-recht-Reflex“ auslöst (gemeinhin als Trotzreaktion bekannt) und von Erwachsenen kaum ernst genommen wird, scheint mittlerweile auch Justizminister Braz ins Grübeln gebracht zu haben. Eine Überarbeitung der aktuellen restriktiven Gesetzgebung will er nicht ausschließen.

Den Befürwortern des Verbotes gehen nicht erst nach der Liberalisierung des bis ins beginnende 20. Jahrhundert als Nutz- und Heilpflanze bekannten Hanfes in mehreren US-amerikanischen Staaten die Argumente aus. Das Beispiel Niederlande, die historisch eine liberale Politik um Verkauf und Konsum von Haschisch betreiben und wo Jugendliche im europäischen Vergleich weniger kiffen als ihre Altersgenossen in repressiv vorgehenden Staaten, widerlegt das Argument des unkontrolliert zunehmenden Konsums nach einer Freigabe. Neben Ökonomen (z.B. die Nobelpreisträger Milton Friedman, Georges Akerlof und Vernon Smith), die auf die Ineffizienz, ja Kontraproduktivität von Verboten im Drogenbereich verweisen, vertreten laut deutschem manager magazin (einer Publikation, die wohl nicht im Verdacht steht, cannabisrauchgeschwängerte Redaktionskonferenzen abzuhalten) 120 deutsche Strafrechtsprofessoren schon lange die Forderung nach einer kontrollierten Drogenfreigabe.

Die Frankfurter Allgemeine (auch weit entfernt vom Verdacht, eine Kifferzeitung zu sein) schrieb kürzlich im Rahmen der Berichterstattung über einen entsprechenden Modellversuch in der Mainmetropole: „Juristen, Suchtexperten, Mediziner sind sich einig: Der Eigenverbrauch von Cannabis sollte nicht bestraft werden.“ Die Beispiele positiver Auswirkungen im medizinischen Bereich sind daneben Legion, die medizinischen Gefahren sind praktisch exklusiv jene des Tabakkonsums (wenn das Mittel zusammen mit Tabak geraucht wird).

Wenn es also bei der Frage nicht ausschließlich um ein Verbot um des Verbotes willen geht, drängt sich eine offene und sachliche Debatte, die unaufgeregt geführt werde sollte, auf.