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Ein „heißer Sommer“

Ein „heißer Sommer“
(Isabella Finzi)

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Revolte in Schrassig

Als die Haftanstalt von Schrassig vor 30 Jahren gebaut wurde, da zählte das Land noch 200.000 Einwohner und 100.000 Grenzgänger weniger. Mit diesem Satz brachte Justizminister Felix Braz gestern das Dilemma des Strafvollzugs hierzulande auf den Punkt. Denn Schrassig ist überbelegt. Was, wie wir nicht erst seit gestern wissen, Zwischenfälle provoziert.

pmichel@tageblatt.lu

Die Probleme sind seit langem bekannt. Schon seit vielen Jahren hagelt es Kritik, zum Beispiel vonseiten der EU und Ombudsfrau Lydie Err, die u.a. den Ausbau alternativer Strukturen und mehr Transparenz fordert. Immerhin stehen Reformen unmittelbar bevor, was man Braz in Anbetracht der fast schon sträflichen Untätigkeit seiner Vorgänger durchaus zugutehalten muss.

Grundlegend aber wird sich an der Situation in Schrassig bis 2022 nicht viel ändern, denn erst dann wird das neue Gefängnis für Untersuchungshäftlinge in Sanem in Betrieb gehen. Eben jene U-Häftlinge, die rund die Hälfte der Insassen in Schrassig stellen und von denen in letzter Zeit einige Zwischenfälle wie z.B. der gestern bestätigte Sitzstreik ausgegangen waren.

Es war ein „heißer Sommer“ in Schrassig, wie es Direktor Vincent Theis gestern lapidar ausdrückte. Die Revolte vom Montag bezeichnete er als absolute Ausnahme, eben weil man das Gefängnis so führe, wie man das tue. Wenn das mal nicht des Eigenlobes etwas zu viel ist, zumal Theis gleichzeitig ziemlich herumdruckste, als es darum ging, die Vorfälle dieses Jahres zu beziffern.
„Es ist wichtig, über das Gefängnis zu kommunizieren“, sagte Justizminister Felix Braz gestern. Wohl wahr.