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Ein geschickter Schachzug

Ein geschickter Schachzug
(Cadu Gomes/dpa)

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Brasiliens neuer Präsident

In Brasilien ist die Mehrheit der Politikerklasse korrupt. Gegen 60 Prozent der 513 Abgeordneten und 81 Senatoren laufen Ermittlungen. Auch gegen Michel Temer, Nachfolger von Dilma Rousseff. Ausgerechnet diese korrupte Bande hat nun die einstige Ikone der linken Politik gestürzt. Und damit auch das Ende der Arbeiterpartei eingeläutet.

erings@tageblatt.lu

Wegen mutmaßlicher Finanztricksereien, die bislang nicht nachgewiesen werden konnten. Auch werden der scheidenden Präsidentin die wirtschaftlichen und sozialen Probleme Brasiliens zur Last gelegt. Von Gegnern wurde Rousseff als „Märtyrerin“, die sich „zu inszenieren“ weiß, verschrien. Ihr Verteidiger sprach von einem „parlamentarischen Putsch“ und sagte: „Auf dass die Geschichte Dilma Rousseff freisprechen wird.“

Der neue Präsident, Michel Temer, ist derart unbeliebt, dass er bei einer Wahl nicht einmal fünf Prozent der Stimmen erhalten würde. Darüber hinaus darf er sich keiner Wahl stellen. Denn Temer wurde wegen illegaler Spenden von einem Gericht für acht Jahre für Wahlkandidaturen gesperrt. Nun darf er aber Brasilien bis 2018 regieren. Ein geschickter Schachzug.

Im März hatte Temer die Koalition seiner Partei PMDB mit der Arbeiterpartei aufgelöst und einen Pakt mit der Opposition geschlossen. Dadurch konnte er sich gestern die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit sichern, um Rousseff abzusetzen und in ihre Fußstapfen zu treten.