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Drunter und drüber

Drunter und drüber
(Tageblatt/Robert Spirinelli)

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Während die CSV in der heißen Phase des Wahlkampfs das Land mit überdimensionalen Juncker-Konterfeis zuplakatiert und der Noch-Staatsminister „op den Tour“ geschickt wird, riss sich sein Nachhaltigkeitsminister Wiseler (ebenfalls CSV) das Cargolux-Dossier unter den Nagel und trieb die Verhandlungen mit einem potenziellen chinesischen Aktionär, von dem nicht allzu viel bekannt ist, weiter.

Nachdem das Katar-Experiment des Finanzministers gescheitert ist und der Wüstenstaat mittlerweile während des Baus der Stadien für die Fußballweltmeisterschaft (die durch massive Bestechung in die Wüste geholt wurde) eindrucksvoll demonstriert, wie er mit Arbeitskräften umgeht (Katar behandelt sie wie Sklaven, was bereits Dutzende indische Arbeiter das Leben kostete), setzt Wiseler nun auf HNCA aus der Provinz Henan. Dass die Kammer mittlerweile aufgelöst ist und die Pro-China-Entscheidung somit nicht mittragen kann, scheint die CSV-Minister nicht zu stören und auch die Information der zuständigen parlamentarischen Kommission erfolgte nur auf Anfrage eines Abgeordneten von „déi Lénk“.

Robert Schneider rschneider@tageblatt.lu

Wollte Wiseler da etwa kurz vor der Wahl mit einer „guten Nachricht“ auf sich aufmerksam machen?

Die Polizei und die Medien

Währenddessen macht die großherzogliche Polizei in Medien und investiert mal kurz 400.000 Euro in ein Fernsehstudio, was ja dringend notwendig ist, da die Luxemburger Presse ihre Arbeit nicht anständig macht, wie ein Polizeisprecher es formulierte, der während der Wasserbilliger Spatzennascht-Geiselnahme auf eine Weise gegen die journalistische Deontologie verstieß, dass ihm aus schierer Dankbarkeit ein staatlicher Job inklusive Blaulicht angeboten wurde.

Während der für solcherlei Investitionen eigentlich zuständige Innenminister Halsdorf (CSV) auf Tauchstation gegangen ist und die Beantwortung entsprechender parlamentarischer Anfragen aussitzt, geht die Polizei auf Sponsorenfang, da die Betriebskosten des Internet-Fernsehens doch nicht bei null zu liegen scheinen, wie der Pressemann der „forces de l’ordre“ glauben machen wollte.

Dass die Polizei, die ansonsten gerne über Personalmangel klagt, nun überschüssige Kräfte und Gelder in audiovisuelle Produktion steckt, ist an sich schon ein Skandal. Dass der krisenbedingt ohnehin geschrumpfte Werbekuchen der Presse nun durch den Staat angeknabbert wird, ein weiterer und dass sich die zuständigen Minister (auch vom CSV-Medienminister Frieden war noch keine Stellungnahme zu hören) in Schweigen hüllen, ein dritter.

Aber Hauptsache, Juncker blickt staatsmännisch von den Plakaten.

An die Geheimdienst-Affäre mag beim solchermaßen selbstsicher dreinblickenden CSV-Superstar wohl niemand mehr zurückdenken. Oder?