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Dreckmeister

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In seinem Editorial beschäftigt sich Francis Wagner mal wieder mit den anonymen Mistkrämern in den Internetforen, welche die Ehre anderer verletzen, aber selbst über keine verfügen.

Bei den meisten populären Internetforen fällt auf, dass letztlich nur eine recht beschränkte Anzahl von Foristen den Großteil der Beiträge bestreiten: Ein paar Dutzend chronischer Kommentatoren – die in ihrer Mehrzahl offensichtlich nicht darauf angewiesen sind, ihr Brot im Schweiße ihres Angesichtes verdienen zu müssen, und es sich so leisten können, einen großen Teil ihrer Zeit am Computer zu verplempern – besitzen in diesen Foren die „Lufthoheit über den Stammtischen“ und ziehen im Schutze der Anonymität über ihre Mitbürger her, wie sie grad lustig sind.

Logo" class="infobox_img" />Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Infekte anonyme Krätzböcke, die lediglich über „Jicken“ in Stecknadelkopfgröße verfügen und sich daher nicht trauen, mit ihrem Namen und ihrem Porträt zu ihrer Meinung zu stehen, werden, vermutlich allein schon deswegen, weil sie selbst über keinen Funken von Ehre im eigenen Leib verfügen, vom dunklen Drang beseelt, fortlaufend andere Menschen – insbesondere durch freie Wahlen bzw. das Vertrauen des Parlaments legitimierte Politiker – in ihrer Ehre zu kränken.

Demnach ist offensichtlich der Neid der Besitzlosen als Haupttriebfeder dieses jeden Anstandes baren geistigen Prekariates anzusehen.

Geschlagen (und mithin noch weiter frustriert) werden diese namenlosen „tristes sires“ indes nicht zuletzt mit selbst induziertem Realitätsverlust: Weil dieser (an der Gesamtbevölkerung gemessen) winzige Kreis von Scheißkrämern in den Foren größtenteils unter sich ist, erliegen sie mit schöner Regelmäßigkeit der Illusion, „das Volk“ zu sein und dergestalt mit der hehren Mission, „den Eliten“ ohne Rücksicht auf Primitivität und Gemeinheit ihrer Ausdrucksweise mal so richtig schön ordentlich heimleuchten zu dürfen, betraut zu sein.

So bestärkten sie sich nach dem 7. Juni gegenseitig in ihrem beknackten Hirngespinst, dass 80 Prozent der Bevölkerung inskünftig nichts sehnlicher wünschten als den Sturz des „Gambia-Putschregimes“.

Allein, ein Petitionsantrag auf Neuwahlen (dessen Initiatoren sich ehrbarerweise und im manifesten Gegensatz zu den oben erwähnten Dreckmeistern offen zu ihrem – wenn schon nicht unbedingt begrüßenswerten so doch im Grundsatz legitimen – Bestreben bekennen) versagte vergangene Woche kläglich: Weit weniger als die erforderlichen 4.500 Bürger fanden sich bereit, den Weckruf zum Urnengang zu unterstützen. Einem zweiten einschlägigen Versuch dürfte es wohl ähnlich ergehen.

In Sachen „regime change“ ist das in etwa so, als ob sich am 14. Juli 1789 sonst niemand als ein paar Busse chinesischer Touristen vor der Bastille eingefunden hätte: Fail!

Womit wir hier aber beileibe nicht behaupten wollen, dass halt jedes Land die Umstürzler hat, die es verdient. Denn das wäre denn doch eindeutigerweise etwas zu viel der Vaterlandslosigkeit. (Ist aber – nun mal ganz unter uns – trotzdem wahr!)