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Der Wandel

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1913 eröffnete die Adolf-Emil-Hütte, damals eine der größten integrierten Produktionsanlagen für Stahl weltweit, mit ihren angeschlossenen Erzgalerien, ihren Hochöfen und Walzwerken.

Die mächtige Anlage zog Tausende von Arbeitern in den Süden des Landes und machte aus dem beschaulichen ländlichen Städtchen die zweitgrößte Stadt des Großherzogtums.

Robert Schneider rschneider@tageblatt.lu

Eine Zeitung ließ sich in Esch nieder: Das Tageblatt, das vor zwei Jahren sein Zentenarium feiern konnte, verdankt so indirekt dem Standort Belval und dem damit verbundenen Aufschwung der Stadt seine Existenz.
Hundert Jahre später hatte gestern die Tageblatt-Redaktion Gelegenheit, sich erneut intensiv auf dem Standort umzusehen.

Diesmal stand nicht die Eisenindustrie (die immer noch auf Belval produziert und aus Schrott Stahl kocht und walzt) im Mittelpunkt des Interesses, sondern eine andere „Industrie“, eine Industrie des Wissens und der Forschung …

2.000 Studenten im Herbst

Im Herbst, in wenigen Monaten also, werden in einer ersten Phase rund 2.000 Studenten das Gelände der Universität Luxemburg auf Belval und damit auch die Stadt durch ihre Präsenz bereichern. In den kommenden Jahren werden weitere folgen. Esch-Belval wird der wichtigste Standort von Uni.lu, und kaum einer erinnert sich noch an die politischen Kämpfe, die in den Neunzigerjahren des vorigen Jahrhunderts notwendig waren, um durchzusetzen, was lange nicht jedem selbstverständlich erschien: Die einzige Universität des Landes (deren Schaffung ebenso keine Selbstverständlichkeit war) hauptsächlich im Süden des Landes zu implementieren, störte so manchen …
Schließlich werden nur wenige Fakultäten in der Hauptstadt (voraussichtlich auf Kirchberg) verbleiben.
In Esch-Belval entstanden auf 120 Hektar bereits jetzt rund 20 Neubauten, die der akademischen Arbeit dienen. Allein in die erste Bauphase wurde eine knappe Milliarde Euro investiert.

Wenn der Standort fertig ausgebaut ist, werden rund 7.000 Studierende und 3.000 Lehrkräfte und Forscher dort arbeiten.

Bereits in knapp drei Monaten (mit Einzug der ersten 2.000 Studenten) wird der Wandel, der schon jetzt auf spektakuläre Weise architektonisch zu bewundern ist – die mächtige „Maison du savoir“ erhebt sich 18 Stockwerke hoch über den Standort – die ganze Stadt Esch und viele der Nachbargemeinden erfassen.

Noch fehlt es an Ausgehmöglichkeiten in der einstigen Arbeiterstadt, an Fachbüchereien, an angepasstem Kulturprogramm. Die Nachfrage wird allerdings schnell ein entsprechendes Angebot schaffen (wie es vor über hundert Jahren der Fall war). Belval wird endlich neben Rockhal, Kino und Einkaufsmöglichkeiten seiner neuen Bestimmung gerecht werden.

Die Stadt, die bislang mehr neben als mit dem Standort Belval funktioniert, wird mit einbezogen werden in das Abenteuer Forschung und Wissen.

Der Wandel wird gewaltig sein und er steht unmittelbar vor der Tür. Freuen wir uns darauf …