Aus Neuseeland, mit 70 Autoren und über 100 Künstlern. Die sich dann unter die 1.000 Autoren und 7.300 Aussteller aus den über 100 anderen Ländern mischen. Um bei den 3.000 Veranstaltungen dabei zu sein, für die 300.000 erwarteten Besucher.
" class="infobox_img" />Janina Strötgen jstroetgen@tageblatt.lu
Da ist was los! Alles wird getan. Gegessen, getrunken, gelacht, geschrien, gerannt, gesungen, geflohen, geredet, gemeckert – nur nicht gelesen. Höchstens vielleicht Visitenkarten. Doch auch die nur flüchtig. Aufgearbeitet und Kontakte geordnet wird später. Das nächste Event ruft. Schnell. Schnell.
Das klingt furchtbar. Ist es aber nicht. Denn jeder hier Beteiligte ist wegen einer Überzeugung hier. Obwohl in Frankfurt kaum einer liest und selbst das Sich-etwas-Vorlesenlassen eigentlich viel zu anstrengend ist, sind alle durch das Lesen miteinander verbunden. Man fühlt sich wie in einem Club, in dem sich alle Mitglieder der Wichtigkeit des Gutes „Lesen“ bewusst sind. Weil Lesen Spaß macht, bildet und uns reisen lässt, weil Lesen das vernetzte Denken fördert, weil Lesen ein aktiver Vorgang ist, da er immer von dem Leser verlangt, die vom Buch angebotene Eigenwelt mit seiner Vorstellungskraft zu vervollständigen, weil Lesen entschleunigt und wichtigen Abstand schafft.
Und – auch das ist eine sehr beruhigende Erkenntnis in dem ganzen Durcheinander – es spielt keine Rolle, auf welchem Medium gelesen wird.
Haptik! Geruch!
Nachdem vor 15 Jahren die ganze E-Book-Maschinerie samt Digitalisierung in Gang kam und daraufhin der Untergang unserer Lesekultur an allen Ecken und Enden heraufbeschworen und vorhergesehen wurde, ziehen Buchwissenschaftler nach mehreren Jahren Forschung, Experimenten und Fallstudien nun das für die ganze große Buchmesse und all ihre Leser tröstliche Fazit: „Es gibt keinen Clash der Lesekulturen – ob analog oder digital – Lesen wird die wichtigste Kulturtechnik bleiben.“ Das E-Book bietet neue Möglichkeiten, Inhalte zu präsentieren. Deshalb läutet seine Erfindung noch lange nicht den Untergang der Buchkultur ein, sondern ist schlicht und einfach eine Bereicherung für den Leser. Denn auch wenn viele Probanden den Wohlfühlfaktor beim Lesen von gedrucktem Papier weiterhin höher einschätzen, ist es mittlerweile wissenschaftlich bewiesen, dass Leser den Inhalt auf dem E-Book oder auf dem Tablet-PC genauso schnell oder langsam erfassen und genauso gut oder schlecht behalten wie beim Lesen des guten alten Buches mit seinen bedruckten Seiten und bunten Buchdeckeln auch. Deshalb wäre es für unsere Lesekultur im Grunde egal, wenn sich das Buch immer stärker dematerialisierte. Denn es wäre immer nur die Hülle, die verloren ginge. Der Geist aber bleibt.
Natürlich – und auch das ist auf einer Buchmesse spürbar – wird trotzdem gekämpft. Auf der einen Seite ist der Buchhändler, der Liebhaber von Kunstbänden, der Antiquariatsbesitzer, der nostalgische Verteidiger des Papiers, der „Haptik!“ und „Geruch!“ ruft, auf der anderen Seite ist jener, der in den technischen Möglichkeiten elektronischer Literatur nicht nur seine eigene, sondern auch die Zukunft der Lesekultur an sich sieht.
In Frankfurt stehen sie sich nun gegenüber und erkennen, dass sie wohl nebeneinander existieren können, dass es immer der Konsument und in diesem Fall der Leser sein wird, der entscheidet. Und der ist in seinen Bedürfnissen und Wünschen zum Glück so unterschiedlich wie die Literatur und die Möglichkeiten ihrer Vermittlung auch.
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