Headlines

Der Deal von Genf

Der Deal von Genf
(AP)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ein Anfang ist gemacht: Das Genfer Abkommen der fünf permanenten Sicherheitsratsmächte plus Deutschland mit dem Iran könnte sehr wohl einen entscheidenden Schritt zur Vermeidung eines Kriegs darstellen.

Die Iraner sind also dazu bereit, ihre nuklearen Ambitionen zu begrenzen, was ihnen mit einer Erleichterung der Sanktionen gelohnt werden soll.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Der begeisterte Empfang, der Außenminister Zarif bei seiner Heimkehr in Teheran bereitet wurde, spricht Bände: Die Perser sind der Sanktionen endgültig überdrüssig, und vor allem sind sie es satt, für die Atombombenträume des Mullah-Regimes mit einer empfindlichen Senkung ihres Lebensstandards büßen zu müssen. Auch wenn die machthabenden Pfaffen der Ansicht sind, im Auftrag ihres Gottes (in diesem Fall der schiitischen Version Allahs) nach dem nuklearen Höllenfeuer streben zu müssen, wäre das iranische Volk durchaus froh, wenn es wieder in verstärktem Maße an den Segnungen des Industrie- und Computerzeitalters teilhaben dürfte.

In der Tat sehen die Sanktionslockerungen u.a. vor, dass der Iran wieder Materialien importieren darf, welche es den inländischen Autoherstellern erlauben würden, ihre Produktion wieder aufzunehmen.

Unterdessen am Hindukusch …

Mit dem Genfer Deal löst sich natürlich die iranische Atomfrage mitnichten wie von Zauberhand in Wohlgefallen auf. Der Track-Record des Paffenregimes macht deutlich, dass man den Ayatollahs sein Vertrauen nur mit einer gesunden Portion Misstrauen schenken darf.

Die total negative Reaktion der israelischen Regierung war indes zu erwarten: Einen rechtsextremen Nationalisten wie Netanjahu kann man nicht ärger grämen, als dass man ihn eines Feindes beraubt. Ein Israel ohne Feinde, das wäre ein Netanjahu ohne politische Existenzberechtigung. Und das wird er ja nun doch wohl nicht wünschen wollen.

Der britische Außenminister William Hague tat wohl daran, „wem auch immer in der Welt, einschließlich Israel, davon abzuraten, Schritte zu unternehmen, welche dieses Abkommen untergraben könnten“. Sein französischer Amtskollege Fabius äußerte sich im gleichen Sinne.

Und zum Abschluss noch etwas zum Thema Afghanistan. Präsident Karsai erwägt also nun, Ehebrecher wieder nach alter Väter Sitte zu Tode steinigen zu lassen – seine Vorgänger, die Taliban, inszenierten derlei Spektakel übrigens gerne in der Halbzeitpause von Fußballmatches. Die hatten eben noch Savoir-vivre!

Wie man sieht, wird die „Befreiung“ Afghanistans, für welche „W.“ Bush nach 9-11 die halbe Welt zu rekrutieren verstand, nun endgültig zur tragischen Farce: Tausende westliche Soldaten und noch weit mehr afghanische Zivilisten sind gestorben, damit am Ende radikalislamische Primitive wieder ungestört ihren barbarischen Bräuchen frönen dürfen.
Da können wir aber nun wirklich mächtig stolz drauf sein!