Diesen Missstand des „Nichtprotestierens“ erkannten viele Frauen im Laufe der letzten Jahrzehnte und wehrten sich gegen die Rolle, in die sie über lange Zeit gezwängt worden waren.
" class="infobox_img" />Roger Infalt rinfalt@tageblatt.lu
„Nicht Blumen – Rechte wollen wir haben“, hieß es 1984 bei einer groß angelegten Demonstration am Muttertag diesseits der Mosel, bei der unter den 15.000 Frauen auch viele Luxemburger Teilnehmerinnen gezählt wurden.
Bis heute hat sich glücklicherweise viel getan, doch hinter die Fassade des Muttertags wird nur wenig geblickt.
Mutterehrungen ziehen sich durch die gesamte Geschichte. Immer wieder gab es Kalendertage, die dem Dank an die Mütter gewidmet waren. So führte Heinrich III. (1216-1239) den „Mothering Day“ ein, um die „Mutter Kirche“ zu ehren. Doch die Bevölkerung machte daraus schnell einen Tag, an dem die Kinder zu ihren Müttern zu Besuch kamen und kleine Geschenke als Dank mitbrachten.
Auch morgen werden wieder Blumen, Küchengeräte, Parfüm, Vasen, Figuren und andere Staubfänger, Gutscheine für ein Wellness-Programm oder Selbstgebasteltes den Muttis geschenkt. Findige Geschäftsleute haben den Muttertag für sich erkannt und werben mit allerlei Krimskrams. Nur ein Beispiel: Eine bekannte Kaffeekette hat sich dieses Jahr zum Muttertag etwas ganz Besonderes ausgedacht, und zwar eine exklusive Geschenkkarte mit blumigem Design. Es handelt sich um die „Limited-Edition Mother’s Day Premium Card“.
Jedoch scheint sich das Angebot vor allem an jene Kinder zu richten, die im Rechnen nicht allzu gut abgeschnitten haben. 178 Euro kostet die exklusive „Card“, mit der die Mutter in den zahlreichen Filialen der Kette einkaufen kann. Allerdings ist die Karte beim Kauf nur mit 45 Euro aufgeladen. „Es ist mehr als eine Geschenkkarte“, meint das Unternehmen auf seiner Homepage. Die reich beschenkte Mutter habe ja später die Gelegenheit, mit ihrer Karte durch neue Einkäufe Treuepunkte zu sammeln.
Dümmer geht’s nimmer!
Ein Geschenk zum Muttertag könnte doch auch so aussehen: Eine Fülle von Aufgaben, die bis dato der Mutter zugeordnet wurden, könnten gesellschaftlich organisiert werden, um so die Frauen zu entlasten. Kindererziehung und die Arbeit im Haushalt müssten in möglichst großem Ausmaß von der Gesellschaft insgesamt übernommen werden.
Notwendig wären auch genügend Plätze sowohl in den Kindertagesstätten als auch in den Ganztagsschulen, aber auch Möglichkeiten zum gemeinsamen Einkauf und zur gemeinsamen Nahrungsversorgung. Denn hier sind die realen Hemmschuhe für viele Frauen, um sich am gesellschaftlichen und sozialen Leben zu beteiligen, zu finden. Der konsequente Kampf für ein anderes Frauen- und Familienbild wäre wohl das schönste Geschenk für die Frauen am Muttertag . Doch das gibt es weder im Geschenkeladen noch bei Starbucks oder so …
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