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China ist schuld!

China ist schuld!
(AP/Archiv)

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China ist schuld! Dieses Mantra wird seit Jahren gerne von allen möglichen Kommentatoren aus der Politik und der Wirtschaft hervorgekramt, um als Erklärung für die wirtschaftliche Misere des Westens herzuhalten.

Es gibt dabei natürlich so einiges, was man beanstanden kann. Die USA zum Beispiel werden nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Währung Chinas, der Yuan, chronisch unterbewertet ist. Dies allein verschaffe den chinesischen Unternehmen einen gewaltigen Wettbewerbsvorteil. Der Rest der Welt sehe sich diesem Zustand schutzlos ausgeliefert. Chinas währungspolitischer Kurs hat allerdings auch Kosten: eine erhöhte Inflation im eigenen Land.

Sascha Bremer sbremer@tageblatt.lu

Rund um den Globus bemängelt man immer wieder auch den nicht existierenden Schutz der Marken. Kaum zu chiffrieren sind in der Tat die gefälschten Produkte, die in Chinas Werkstätten die Produktionsbank verlassen und die Weltmärkte überschwemmen. Zum Schaden der Unternehmen, die die Originalprodukte herstellen. Ähnlich verhält es sich mit den Urheberrechten. Auch hier entsteht für innovative Unternehmen aus dem Westen finanzieller Schaden.

Diese Angriffe gegen das chinesische Wirtschaftsmonster werden natürlich gerne pauschal geführt. Gerade in politischen Wahlkampfzeiten – kein Tag vergeht im US-Wahlkampf, ohne dass China in irgendwelcher Form angeprangert wird – hat das China-Bashing Hochkonjunktur. Dabei wird oft gerne vergessen, dass China in den letzten beiden Dekaden auch Importland war.

Die gute deutsche Konjunktur wäre ohne die Exporte in das Reich der Mitte nicht zu erklären, und jetzt, da vor allem der südeuropäische Markt am Absaufen ist, könnte Deutschland keine Sekunde mehr wirtschaftlich gute Zahlen ohne diesen Milliarden-Menschen-Markt schreiben.

Man mag sich zwar über die wirtschaftlichen Erfolge des roten Drachen wundern, und es schmerzt die okzidentale Seele in ihrem chauvinistischen Selbstverständnis, aber der Aufstieg Chinas ist nichts weiter als eine Rückkehr zur Normalität. Dieser Prozess der wirtschaftlichen Öffnung seit den Tagen Deng Xiaopings – „Es ist egal, welche Farbe die Katze hat, Hauptsache sie fängt Mäuse“, meinte einst der Wirtschaftspragmatiker – ist nichts anderes als die sprichwörtliche „fermeture de la parenthèse“. China gelangt wieder an den Platz, der dem Land gebührt.

Dabei hat das bevölkerungsreichste Land der Erde zwar gewaltige wirtschaftliche Erfolge in den letzten beiden Dekaden zu vermelden. Um die Stabilität zu gewährleisten, sieht China sich allerdings auch gewaltigen Herausforderungen ausgesetzt – nicht zuletzt wegen der festgefahrenen politischen Strukturen.

Wichtiger als US-Wahl?

Keine zwei Tage nach den Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten beginnt in Peking am 8. November der Kongress der Kommunistischen Partei Chinas. Fest steht bereits, dass Xi Jinping auf Generalsekretär Hu Jintao folgen wird, auch ein neues Zentralkomitee wird gewählt werden.

Das eine sind die Personalfragen, das andere jedoch die politischen Perspektiven. Mehr als 20 Jahre nach Tiananmen und dem Beginn der wirtschaftlichen Öffnung – Letzteres half einigen, die Niederschlagung der Revolte zu vergessen – dürstet es das Volk wieder nach einem politischen Wandel.

In der globalisierten Medienwelt ist trotz Zensur und willkürlicher Verurteilung von Aktivisten aller Art kaum noch zu verbergen, dass die Chinesen der grassierenden Korruption, der zwar verbesserten, aber immer noch schlechten Umverteilung der Produktionsfrüchte und der wachsenden Schere zwischen Arm und Reich überdrüssig sind.

Zum anderen sind es eben auch diese sklerotischen Zustände, welche die weitere wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes behindern. Auch dies hat das Volk, unter dem nur noch scheinbar kommunistischen Regime, in nur zwanzig Jahren gelernt.