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Esch: 10 Tage danachWobrécken-Schule soll wie geplant öffnen – keine neuen Erkenntnisse zum Unfall 

Esch: 10 Tage danach / Wobrécken-Schule soll wie geplant öffnen –  keine neuen Erkenntnisse zum Unfall 
Hier raste vor zehn Tagen ein Auto hinein. Der Fahrer war auf der Stelle tot. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Zehn Tage nach dem tödlichen Unglück wird an der neuen Wobrécken-Schule in Esch fieberhaft gearbeitet. Am Dienstag kam nun die Entwarnung der Experten. Die Statik des Gebäudes wurde durch den Aufprall nicht in Mitleidenschaft gezogen, sodass der Unterricht wie geplant am 15. September beginnen sollte. Details zum Unfallhergang gibt es derweil keine. 

„Wir hatten wohl Glück im Unglück, wenn man das bei einem derart tragischen Fall überhaupt sagen darf“, so Meris Sehovic („déi gréng“) am Dienstag gegenüber dem Tageblatt. Der neue Schul- und Bautenschöffe der Stadt Esch meint damit die Auswirkungen des Unglücks auf das neue Schulgebäude, das seine Türen zum 15. September für 200 Schüler öffnen sollte und nun auch aller Voraussicht nach wird. Denn am Dienstag gab es die endgültige Entwarnung des Expertenteams aus der Schweiz. Die Statik des administrativen Teils des Gebäudes wurde durch den Aufprall nicht beeinträchtigt, die des Schultraktes selbst war nie infrage gestellt. Zudem sei die massive Tür zwischen beiden Teilen geschlossen gewesen. So konnte verhindert werden, dass Ruß in den Lehrbereich eindringen konnte. Trotzdem wird es noch lange dauern, bis der Verwaltungsflügel der Schule benutzt werden kann. 

Hinter der weißen Fassade verbirgt sich der administrative Teil, hinter der roten die Klassensäle
Hinter der weißen Fassade verbirgt sich der administrative Teil, hinter der roten die Klassensäle Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Am späten Montagabend vor einer Woche war ein 38-Jähriger in Niederkorn mit seinem Wagen vor der Polizei geflüchtet. Die Verfolgungsjagd, die laut Aussagen der Behörde keine im engeren Sinne war, endete am boulevard Grande-Duchesse Charlotte in der Mauer der Wobrécken-Schule. Der Fahrer soll mit einem Tempo jenseits der 150 km/h ungebremst in die Lehranstalt gerast sein, jedenfalls waren am Unfallort keine Bremsspuren zu erkennen. Das Auto fing Feuer, der Fahrer war auf der Stelle tot. Zehn Tage nach dem Unfall ist das noch immer der aktuelle Stand der Dinge, denn weder Polizei noch Staatsanwaltschaft konnten am Dienstag auf Tageblatt-Nachfrage neue Details zum Unfallhergang oder aber zum Fahrer preisgeben. Dafür sei es noch zu früh, hieß es vonseiten der Justiz. 

„Natürlich hatte der Unfall Auswirkungen auf die Baustelle, die in der Vergangenheit ohnehin keine einfache war“, resümiert Meris Sehovic. Die Schule samt „Maison relais“ wurde integral nach den Regeln der Nachhaltigkeit gebaut und funktioniert CO₂-neutral. Kosten sollte sie rund 38,5 Millionen Euro. Die Fertigstellung war zuletzt ein Wettlauf gegen die Zeit, obwohl die Lehranstalt schon längst hätte stehen sollen. 2011 war in unmittelbarer Nähe die alte Wobrécken-Schule, im Volksmund „Gring Schoul“ genannt, abgerissen worden. Ein Architektenwettbewerb war 2016 unter der rot-grünen Koalition abgehalten worden. Damals wurde die Fertigstellung der neuen Schule für 2019 in Aussicht gestellt. Der Grundstein wurde allerdings erst während der Corona-Pandemie im November 2020 gelegt. Der Generationscampus in unmittelbarer Nähe zum neuen Pflegeheim sollte zum Schulbeginn 2022 öffnen. Für Aufregung hatte zudem die mangelnde Informationspolitik der Gemeinde gesorgt, die die Anwohner Anfang 2019 nicht im Vorfeld über die große Abholzaktion entlang des Boulevards in Kenntnis gesetzt hatte.

Wettlauf gegen die Zeit

Man könnte demnach behaupten, die neue Schule stünde unter keinem guten Stern. Nach dem Unfall von vergangener Woche wurde zudem der Standort in den sozialen Medien infrage gestellt. „Der Unfall war eine Extremsituation“, erklärt Meris Sehovic, „trotzdem haben wir im Schöffenrat beschlossen, dass wir die Möglichkeit einer zusätzlichen Sicherung prüfen werden. Das muss dann zusammen mit der Straßenbauverwaltung geschehen, denn der Boulevard ist eine Staatsstraße. Jedenfalls tragen wir den Sorgen Rechnung.“  

Zunächst aber gilt es, die Arbeiten bis zum ersten Schultag am 15. September abzuschließen. Der Unfall hat Zeit gekostet, denn in den letzten Tagen musste zunächst einmal der Schaden geschätzt werden. Momentan wird auf der Baustelle mit Hochdruck gearbeitet. „Ich bin optimistisch, dass es klappen wird“, sagt Sehovic, „auch wenn ich auf ein wenig Verständnis hoffe, dass wir mitunter kreativ sein müssen“. So ist die Sporthalle zwar fertig, die Umkleiden allerdings noch nicht. Improvisation ist demnach in einer ersten Phase gefordert, auch was die Unterbringung der Verwaltung angeht. Nicht alle Klassensäle werden besetzt sein, sodass das Personal vorübergehend untergebracht werden kann. Bis wann der in Mitleidenschaft gezogene administrative Teil wiederhergerichtet ist, bleibt abzuwarten. Zunächst einmal müssen zur Reparatur neue Kostenvoranschläge eingeholt werden. Wer den Schaden durch den Unfall zahlt, ist Sache der Versicherungen.

Mittwoch und Donnerstag kommende Woche sollen sich die Eltern vor Ort ein Bild von der neuen inklusiven Schule in Esch machen, ehe am Freitag die Grundschüler in den Campus einziehen.