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Einigung bei COP28Weltweite Abkehr von fossilen Energien eingeläutet

Einigung bei COP28 / Weltweite Abkehr von fossilen Energien eingeläutet
COP28-Präsident Sultan Ahmed al-Dschaber konnte doch noch einen für alle Länder tragbaren Kompromiss herbeiführen Foto: Giuseppe Cacace/AFP

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Nach zweiwöchigen Verhandlungen hat die Weltklimakonferenz in Dubai erstmals eine weltweite Abkehr von den fossilen Energien eingeläutet. Die fast 200 teilnehmenden Länder beschlossen am Mittwoch einen Text, der zu einem „Übergang“ weg von fossilen Energien aufruft. Viele Länder begrüßten die Einigung, während die besonders vom Klimawandel bedrohten kleinen Inselstaaten weitreichendere Schritte für notwendig erklärten.

Konferenz-Präsident Sultan Ahmed al-Dschaber verkündete im Konferenzplenum unter dem Applaus der Delegierten den gemeinsamen Beschluss – der erste Beschluss einer UN-Klimakonferenz, der die Zukunft aller fossilen Energien betrifft, neben Kohle also auch Erdöl und Erdgas. Staaten wie die der EU konnten damit ihre Forderung, einen weltweiten Ausstieg aus allen fossilen Energien mit dem Wort „phase-out“ zu verankern, nicht gegen den erbitterten Widerstand von Ölstaaten wie Saudi-Arabien durchsetzen.

„Wir haben die Grundlage für einen transformativen Wandel“, sagte al-Dschaber, nachdem keines der fast 200 Länder Einwände gegen den zentralen Beschlusstext erhoben hatte. Das Plenum fand mit eintägiger Verspätung statt. Nach einer zweiten Verhandlungsnacht hatte der COP-Präsident am Mittwochmorgen den überarbeiteten zentralen Beschlusstext vorgelegt.

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wertete den Beschluss als „Beginn des post-fossilen Zeitalters“. Der US-Klimagesandte John Kerry sagte im Konferenzplenum, in Zeiten der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen habe der „Multilateralismus“ eine Weichenstellung für das „Allgemeinwohl“ bewerkstelligt.

Die besonders vom Klimawandel bedrohten Inselstaaten reagierten mit Bedenken. Samoas Chefverhandlerin Anne Rasmussen sagte im Namen der kleinen Inseln, erreicht worden sei „ein schrittweiser Fortschritt“, gebraucht werde aber ein „exponentieller Schritt zum Wandel“. John Silk, der Verhandler der Marshall-Inseln, verglich die Übereinkunft gar mit einem „Kanu mit einem schwachen und undichten Rumpf, voller Löcher“. Ins Wasser gelassen werden müsse es trotzdem, „weil wir keine andere Option haben“.

Lob und Mahnung

Saudi-Arabien äußerte hingegen im Namen der arabischen Gruppe „Dankbarkeit“ für den Kompromiss. Brasilien und China erklärten, die Industriestaaten müssten nun in der Energiewende vorangehen.

Der Konferenzbeschluss ruft zu einer Verdreifachung der weltweiten Kapazitäten an erneuerbaren Energien bis 2030 und einer Verdopplung der Energieeffizienz im gleichen Zeitraum auf. Er enthält aber auch Verweise auf „Übergangsenergien“ wie Erdgas und die umstrittenen Technologien zur Abscheidung und Speicherung von CO2, was Umweltorganisationen als Hintertür zur Verzögerung der Energiewende kritisieren.

UN-Klimasekretär Simon Stiell rief die Weltgemeinschaft auf, den Dubaier Beschluss nun umzusetzen. „Das Zeitalter der fossilen Energien muss enden“, mahnte auch UN-Generalsekretär António Guterres.

Umwelt- und Entwicklungsorganisationen verbanden Lob mit dem Ruf nach Nachschärfungen. Die Einigung in Dubai „markiert nach 30 Jahren Klimaaktivismus den Beginn vom Ende der Öl-, Gas- und Kohleindustrie – nicht mehr, aber auch nicht weniger“, erklärte Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser. Sie hätte allerdings „verbindlicher und ohne Schlupflöcher sein können und müssen“. „Endlich benennen wir den Elefanten im Raum“, erklärte Mohamed Adow von der Denkfarik Power Shift Africa mit Blick auf die bislang in COP-Beschlüssen nicht ausdrücklich benannten fossilen Energien. „Dieser Geist kehrt nie wieder in die Flasche zurück.“ (AFP)