In Rekordzeit entwickelt, in Zeitlupe verabreicht – das Impftempo in der EU und besonders in Luxemburg wirft Fragen auf. Trotz Lieferschwierigkeiten richten sie sich nicht an die Pharmaindustrie. Offenbar ist es einfacher, einen revolutionär neuen Impfstoff zu entwickeln und ihn millionenfach herzustellen, als ihn anschließend in Spritzen zu füllen und die eigenen Bevölkerungen damit zu schützen.
Diese Pandemie, das muss man ihr lassen, ist immer wieder für eine Überraschung gut.
Luxemburg gibt im internationalen Vergleich ein besonders trauriges Bild ab. 23 EU-Staaten impfen schneller als wir. Nur Kroatien, die Niederlande und Bulgarien kommen noch langsamer voran, wie „Our World in Data“ mitgezählt hat. Dabei wäre anzunehmen, einem äußerst kleinen wie reichen Staat sollte ein solch logistischer Aufwand leichter von der Hand gehen.
Dass der Testweltmeister zur Impfschnecke wird, hätte kaum jemand erwartet. Zufriedenstellende Erklärungen fehlen weiterhin. Das könnte einigen im Angesicht neuer Gefahren durch Virusvarianten noch um die Ohren fliegen. Würde es wahrscheinlich schon – wenn wir nicht in Luxemburg wären, wo Gesundheitsministerin Paulette Lenert das schleppende Vorankommen wie nebenbei auf eine mangelnde Impfbereitschaft schiebt. Motivation geht anders.
Immerhin haben wir mutige, sich in waghalsiger Selbstlosigkeit in die ersten Spritzen werfende Männer. So gerieten die „Hôpitaux Robert Schuman“ diese Woche in Erklärungsnöte, nachdem sich der Präsident des Verwaltungsrates und seine beiden Vizepräsidenten Mitte Januar entweder sehr früh oder sehr gegen die Richtlinien der „Santé“ hatten impfen lassen. Unter anderem ein ehemaliger Minister und ein Ex-Präsident des Unternehmerverbandes werden vor medizinischem Personal und besonders gefährdeten Personen immunisiert – andernorts hätte das für einen Aufschrei gesorgt. In Luxemburg kaum.
Auch Xavier Bettel hielt sich bei seiner Einschätzung vornehm zurück. Dazu könne er nichts sagen, sagte der Premier. In Zeiten quasi wöchentlicher Regierungspressekonferenzen kontrastiert das mit den immer eindringlichen, zumeist mahnenden Appellen an die Bevölkerung: Abstand, Abstand, Abstand, von Fremden, Familien, Freunden, wir alle sind Teil der Lösung.
In den „Hôpitaux Robert Schuman“ aber wollten drei Verwaltungsräte diese Lösung offenbar nicht zum Teil ihres Problems werden lassen (immerhin sind Vorteile für Geimpfte weltweit wohl nur eine Frage der Zeit). Zumindest ein Rüffel durch den Premier, eine Erinnerung daran, dass wir das gemeinsam lösen sollen und Impfvordrängler nicht gerade Euphorieschübe bei der Regeleinhaltung der Gemeinsterblichen auslösen, wären angebracht gewesen. Auch hier: Motivation geht anders.
Will die Regierung die viel beschworene „Corona-Müdigkeit“ aufbrechen und sie nicht bloß als zupasskommende Entschuldigung für das eigene Handeln vor sich hertragen, muss sie geradliniger auftreten. Dazu gehören das Eingestehen eigener Versäumnisse wie das Benennen von Fehlverhalten – auch und besonders, wenn es von Privilegierten ausgeht. Alle noch so gut gemeinten Appelle an die Allgemeinheit verblassen sonst. Auch politische Kommunikation hat Nebenwirkungen.
et ass geféierlech ze glewen dat, wann ee geimpft wiir, dann hät een ALL Fräiheeten, esou wéi et am Moment verstaane göt, an och héich gespillt göt.
Dofiir ass och elo op eemol rieds vun enger 2Klasse-Politik, daat ze verstoe göt, dat dee Nöt-Geimpften muss sech fügen an den Aaneren nöt.
Dat ass zum Engem, nöt esou ömzesetzen well jo no engem Impf-System, dee Jonken réicht vläicht an engem Joer drukönnt, an dee méi Eeleren schon am März. Wou ass dann do een Equiliber vu Berechtegkeet, ze mengen, geimpft, ok da lass an Du bläiws doheem
Eppes Aaneschtes, wann ech richteg läien, da war dach iirgendwann am Summer, ee ganze Wagon mat Impfstoff vu Pfizer ukomm, deen, well en misst bäi -70° gelagert gin, iirgendwou an engem Bunker léit, den Xavier, hat de Cargo empfaangen, ech errennere mech nach haut un déi Foto, et huet ausgesin wéi an engem Park, a wou ass deen Impfstoff dan haut drun, war dat just eng Attrape oder ass hee futti gangen et ass nömme méi rieds vun AstraZeneka .. ech beweege mech vläicht hei op Äis, oder!?
lully
Wie immer ein sehr gutes editorial herr back. Zu "andernorts hätte das für einen Aufschrei gesorgt": in LUX hängt das manchmal m.M. nach aber auch daran, dass die medien - auch das medium das mit dem "scoop" kommt - nicht dran bleiben, nicht nachhaken. zum "testweltmeister": was uns dieser titel gebracht hat, ist immer noch nachzuweisen... hoffe die medien bleiben da dran bis dass dieser nachweis erbracht worden ist.
In Sachen Impfstoff und impfen hat die Regierung und ganz Europa versagt.
Die Politik hat eine Zweiklassengesellschaft abgelehnt, wollte keine Vorteile für Geimpfte einführen, der Demokratie wegen. Die Demokratie , der für sich entscheidende Bürger bleibt auf der Strecke und die Politik zeigt ihr wahres Gesicht was Demokratie , Freiheit wert ist.Vertuschung, Beschwichtigung , Privilegien haben Einzug gehalten in unserer westlichen Welt.Wenn ein Land wie die Schweiz seinen Impfstoff von Astrazeneca verkauft, wegen geringer Wirksamkeit ??, tun sich Fragen auf , nützt kein Schönreden .
Wann et un Impfstoff fehlt da froen ech mech virwat net emol de Sputnik an Erwägung zeien. Ass doriwwer schon emol diskuteiert gin ?
Offensichtlich wird in Luxemburg versucht, durch die Weiterführung des wahnsinnigen Large Scale Testings die Versäumnisse bezüglich der Impfstrategie zu vertuschen und vom Fiasko abzulenken. Es gab für 2021 nur ein einziges Ziel, und das hieß: so schnell wie möglich so viele Leute wie möglich zu impfen. Ergebnis bei uns: eine Katastrophe. Und dass zudem einen Teil der luxemburger Traditionsfamilien vorrangig geimpft wurden, hätte im Ausland sicher zu Rücktrittsforderungen geführt. Das hat nichts mit Parteipolitik zu tun. Auch in der Politik sollten Verantwortliche die gescheitert sind ausgetauscht werden. In der Privatindustrie passiert das auch, und da geht es meistens nicht um Menschenleben.
und der Rest ist Schweigen
max