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Tornado-Opfer Sylvie Diederich aus Bascharage: „Diese Solidarität ist fantastisch!“

Tornado-Opfer Sylvie Diederich aus Bascharage: „Diese Solidarität ist fantastisch!“
Nimmt es gelassen: Sylvie Diederich Foto: Editpress/Laurent Graaff

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Seit Freitag ist das Eigenheim von Sylvie und Fernand Diederich in der avenue de Luxembourg in Bascharage, in dem sie seit 30 Jahren leben, unbewohnbar. Eigentlich wollten sie das Haus demnächst verkaufen und in ein Appartement umziehen. Gegenwärtig ist nicht klar, wie es weitergeht, doch Sylvie Diederich trägt es mit Fassung.

Tageblatt: Wo waren Sie am Freitag, als der Tornado wütete?

Sylvie Diederich: Wir waren gerade in Heidelberg und wollten da eigentlich ein entspanntes Wochenende verbringen. Mittags waren wir dort lecker essen. Irgendwann am späten Nachmittag klingelte dann das Handy. Es war die Nachbarin, die anrief. Ein Tornado habe in Bascharage gewütet und eine Schneise der Zerstörung hinterlassen. Sie sagte, bei uns sei gerade das Dach weggefegt worden und es regne ins Innere des Hauses. Dann ging die Nachbarin hinaus und sagte: «Ihr habt auch kein Dach mehr und kein Fenster mehr. Zudem ist euer Garagentor schwer beschädigt. Und obendrein auch euer Wagen, der vor der Tür parkt.»

Wie haben Sie da reagiert?

Ich habe sie gefragt, ob sie mich auf den Arm nimmt. Ich konnte es partout nicht glauben. Ein Tornado in Luxemburg. Nie im Leben. In den Vereinigten Staaten ja, aber nicht bei uns. Aber es war so. Wir haben dann unseren Koffer wieder gepackt und sind nach Hause gefahren. Unterwegs gab es auch starke Gewitter. Die Fahrt war sehr anstrengend.

Wie war das, als Sie dann endlich zu Hause ankamen?

Was soll ich sagen, wir konnten nicht zu unserem Haus in der avenue de Luxembourg. Weil alles gesperrt war und Rettungsteams bereits am Werk waren. Unsere Kinder waren aber vor Ort. Sie standen gegenüber von unserem Haus gleich bei der Aral-Tankstelle und machten Fotos. Unser Schwiegersohn war auch da. Ihn und unseren Sohn sieht man auch auf den Videos, die später im Umlauf waren.

Wie ging es dann weiter?

Die Häuser wurden evakuiert und die Bewohner anderswo untergebracht. An eine Rückkehr war nicht zu denken. Wir haben dann die Nacht bei unserem Sohn verbracht, wo wir seitdem untergebracht sind. Wir waren bestimmt die Einzigen, die einen gepackten Koffer dabei hatten. Spaßeshalber haben wir dann gesagt, dass wir ja richtig Glück hätten und wenigstens diesen Koffer dabei hätten.

Und am Samstag?

Da konnten wir noch nicht zurück zu unserem Haus. Wir waren zunächst auf der Pressekonferenz „im Treff“. Da hieß es dann, wir könnten auch Fragen stellen. Aber was soll man schon groß fragen, wenn man nicht im Haus war und sich noch kein richtiges Bild vom Ausmaß des Schadens machen konnte? Erst nach 17.00 Uhr durften wir in unsere Wohnung.

Wie war das?

Wir hatten ja schon Fotos gesehen und waren demnach auf diese Katastrophe vorbereitet. Es ist unglaublich. Die Zerstörung. Auch im Inneren. Es ist mit Worten nicht zu beschreiben. Überall Glassplitter.

Und Sie und Ihr Ehemann hatten jetzt eigentlich vor, das Haus zu verkaufen, oder?

Ja, genau das war der Plan. Wir haben uns in der Tat ein schickes Appartement gekauft, das altersgerecht ausgestattet ist. Das Treppensteigen bereitet meinem Ehemann Probleme. Eigentlich wollten wir im Herbst umziehen. Wir hatten das Haus bereits von einem Immobilienmakler schätzen lassen. Und jetzt kommt dieser Tornado dazwischen. Gut, dass wir es noch nicht verkauft haben, denn der neue Besitzer hätte mir echt leidgetan.

Wie fühlen Sie sich?

Mir geht es gut. Ich denke, meinen Kindern geht es weniger gut. Die machen sich viele Gedanken. Man wird vom Hocker gerissen, wenn so eine Naturgewalt zuschlägt. Aber ändern kann man es nicht. Wir müssen das nun über die Bühne bekommen. Die Familie, Freunde und Bekannte unterstützen uns. Und wir rechnen jetzt ganz stark mit der finanziellen Unterstützung der Versicherung. (lacht)

Wie sehen Sie diese ganze Hilfswelle?

Diese Solidarität ist fantastisch! So etwas habe ich noch nie erlebt. Am Sonntag, also zwei Tage nach der Katastrophe, tauchten auf einmal zahlreiche Menschen hier auf, darunter sehr viele junge Leute, die ich persönlich nicht gekannt habe, aber wahrscheinlich Bekannte hier haben, und packten hier ordentlich mit an. Die ganzen Gärten hinter der Häuserreihe wurden vom Unrat befreit. Das ging innerhalb einiger Stunden ratzfatz.

Ernesto
13. August 2019 - 14.04

Och d'Tageblatt geheiert zu deenen déi mam Misère vun den Tornadoaffer wëllen Suen machen, weinstens hei am Facebook.