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Tageblatt-WM-Kolumne: Metzgerei Germania

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In Deutschland ist jeder ein Meister, pflegt einer unserer erfahrensten Mitarbeiter immer wieder zu sagen. Seit sechs Tagen gibt es vor allem viele Fleischermeister bei unseren Nachbarn jenseits der Mosel. Nach der 0:1-Niederlage gegen Mexiko stürzten Hagel, Donner und Blitze auf die Jogi-Elf hinab. Man bekam glatt den Eindruck vermittelt, als hätte Deutschland gerade gegen eine Bande schnauzbärtiger, als Vihuela-Virtuosen getarnte Drogenverkäufer aus Tijuana verloren und nicht gegen den Weltranglisten-15.

Das hatte wohl auch Mario Basler vergessen, als er zur Verbal-Zerfleischung der DFB-Elf ausholte. Vor laufender Kamera behauptete der Mann von der Weinstraße in Neustadt, dass Mesut Özil nur gegen Luxemburg in der Lage sei, No-look-Pässe zu spielen oder Tore zu schießen. Das, lieber Mario, ist eine steile These und bleibt noch zu beweisen. Denn immerhin haben weder Kylian Mbappé noch Antoine Griezmann beim letzten Vergleich gegen unsere «Roten Löwen» getroffen.

Seit dem selbsttitulierten Fiasko wird in Deutschland jeder Nationalspieler verurteilt, als wäre er gerade aus der JVA Bautzen entflohen. Mats Hummels hat auf einmal nur noch Kreisklassenniveau, Julian Brandt darf keine Selfies mehr mit Kindern machen und Thomas Müller ist der Nachfolger von Lukas Podolski als Maskottchen der DFB-Elf.

Und Glück hatten die Teutonen auch noch. Wie Mexikos Nationaltrainer Juan Carlos Osorio später verriet, wurden seine Spieler von einer Grippe-Welle getroffen und gingen geschwächt in die Partie. Laut unseren Informationen handelt es sich dabei nicht um das Syphilis-Virus, das die Mannschaft nach dem berüchtigten Trainingslager mit 30 Damen aus dem horizontalen Gewerbe hätte einfangen können.

Die Deutschen täten besser daran, sich ein Beispiel an anderen Nationen zu nehmen. Der Erzfeind aus England nimmt es etwas lockerer und weiß bereits im Vorfeld, dass er einen schlechten Torwart hat und nie einen Elfmeter verwandeln wird. Da ist ein knapper Erfolg gegen Tunesien schon so etwas wie eine Erlösung und war bereits ein Grund für gesellige Trinkgelage auf der Insel.

Morgen trifft Deutschland auf Schweden. Die germanischen Metzger erwarten von ihrer DFB-Elf, dass sie die Vertreter der Köttbullar-Dynastie durch den Fleischwolf drehen. Klappt das nicht, gibt es eine gute Nachricht für alle etwas positiver eingestellten Deutschland-Fans: Dann ist nämlich die Zeit der Experten vorbei.