Headlines

LuxemburgSchadstoffbelastung: Remich und Echternach kratzen beim Stickstoffdioxid am Grenzwert

Luxemburg / Schadstoffbelastung: Remich und Echternach kratzen beim Stickstoffdioxid am Grenzwert
Der Straßenverkehr gehört zu den Hauptverursachern von Stickstoffdioxid Foto: Editpress-Archiv/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Zwar liegen die Werte höher als während der Corona-Pandemie – langfristig scheinen sich die Stickstoffdioxid-Werte in der Luft in Luxemburg aber nach unten zu bewegen. Im vergangenen Jahr überschritt das Jahresmittel an keiner Luxemburger Messstelle den EU-Grenzwert, schreibt die Umweltverwaltung. 

Stickstoffdioxid ist giftig – aber die chemische Verbindung steckt in unserer Atemluft. Sie kommt aus Heizungen, Industrieanlagen und vor allem den Verbrennermotoren der Autos. 2017 hat die Luxemburger Regierung ein Programm verabschiedet, das die Luftqualität an neuralgischen Punkten im Land registriert. Grund ist vor allem, eine Bestandsaufnahme zu machen, um die Auswirkungen der Anstrengungen zur Verbesserung der Luftqualität evaluieren zu können. 

Am Dienstag hat die Umweltverwaltung ihren neuesten Bericht über die Belastung mit Stickstoffdioxid veröffentlicht. Zentrale Botschaft: In Luxemburg sind kurzfristige Konzentrationen dieses Schadstoffs nicht problematisch. Allerdings könnten die Grenzwerte für die langfristigen Jahresmittel „lokal“ überschritten werden. Die Behörde sammelte übers vergangene Jahr Messwerte, alle zwei Wochen werden an 88 Messpunkten in 30 Luxemburger Gemeinden Diffusionsröhrchen eingesammelt, die in drei Metern Höhe der Luft ausgesetzt sind. Was sich dort niedergeschlagen hat, wird dann von einem Labor in der Schweiz chemisch analysiert. Die Einrichtung der Messvorrichtung sowie die Probensammlung nehmen die Gemeinden selbst vor, auch die Standorte der Anlagen bestimmen bis auf einige Ausnahmen die Kommunen. 

Die gute Nachricht vorweg: Die Werte, die die Umweltverwaltung im vergangenen Jahr gemessen hat, liegen an den zehn kritischsten Messstellen noch immer weit unter dem Vor-Corona-Niveau. Zwar sind die Werte 2022 leicht angestiegen, Zahlen wie 2019 oder 2018 wurden aber nicht erreicht. „Seit 2018 ist ein Rückgang der Jahresdurchschnittswerte zu beobachten“, schreibt die Behörde. Der starke Rückgang 2020 sei besonders ausgeprägt und mit der Covid-19-Pandemie zu erklären.

Den bisherigen Tiefpunkt erreichten die Messgeräte 2021. 2022, nachdem die meisten Corona-Maßnahmen beendet wurden, kam es an eben jenen Messstellen mit der höchsten Belastung dennoch nicht zu einem Sprung nach oben. „Im Jahr 2022 sind die meisten Mittelwerte wieder auf das Niveau von 2020 zurückgegangen“, schreibt die Umweltveraltung. Die Modernisierung der Fahrzeugflotte mit neuen Abgasnomen und Elektroautos hat demnach offenbar Wirkung gezeigt – allerdings ist der Effekt insgesamt begrenzt: Die Auswirkungen der sauberen Mobilität wurden durch die allgemeine Zunahme des Straßenverkehrs, der 2022 wieder einsetzte, gebremst, schreibt die Behörde. 

Keine Messstelle überschreitet EU-Grenzwert

Und an keiner Messstelle im Land wurde der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresverlauf überschritten, schreibt die Umweltverwaltung. 2019 war das noch ganz anders. Im Report aus jenem Jahr liegen sechs Messpunkte deutlich über dem Grenzwert, weitere fünf im Grenzbereich oder knapp darüber. Der höchste Wert wurde seinerzeit in der rue des Remparts in Echternach festgestellt: 46,1 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter im Jahresmittel. Im vergangenen Jahr verzeichnete diese Station einen Durchschnittswert von 39 – den zweithöchsten Wert im Land, aber unterm Grenzwert. Die Messstelle, die die höchste Konzentration des Schadstoffes gemessen hat, steht in der rue Enz in Remich. Hier wurden exakt 40 Mikrogramm im „korrigierten Jahresmittel“ verzeichnet. 

Deshalb gibt die Umweltverwaltung auch keine Entwarnung: „Einige Standorte weisen Werte auf, die sehr nahe am Grenzwert liegen.“ Auch wenn aus „regulatorischer Sicht“, die Konformität derzeit noch gegeben sei, müssten die Bemühungen zur Verringerung der Luftverschmutzung fortgesetzt werden.

Generell sei die Stockstoffdioxid-Konzentration von mehreren Faktoren abhängig. Zum einen sei im Winter per se eine höhere Konzentration zu beobachten, weil Heizanlagen zusätzliche Emissionen in die Atmosphäre blasen. Zudem begünstigt das Wetter im Winter Inversionswetterlagen (Kaltluftschichten in Bodennähe), wodurch der Abtransport von Luftschadstoffen verhindert wird. So lieferten die Messgeräte an drei Tagen im März „hohe Werte“, die mit Spitzenwerten beim Feinstaub zusammenfielen. Die Umweltverwaltung schreibt: „An diesen Tagen herrschte trockenes, sonniges Wetter mit schwachem Wind und Inversionswetterlagen.“

Große Unterschiede an den Messstationen

Letztendlich hängt auch viel davon ab, wo die Messstation hängt. „Lokale Ausbreitungsbedingungen können einen großen Einfluss auf die Werte haben“, erklärt die Behörde. Das würde die große Variabilität der Messwerte an Standorten an Hauptverkehrsstraßen erklären. „Es ist zu erkennen, dass die meisten Gemeinden mit einem Risiko, die Grenzwerte zu überschreiten, von stark befahrenen Straßen durchquert werden“, schreibt die Umweltverwaltung. Das niedrigste Gesamtniveau an Stickstoffdioxid wurde demnach im vergangenen Jahr in der ersten Augusthälfte verzeichnet, als es wegen der Sommerferien zu einem „allgemeinen Rückgang des Straßenverkehrs“ gekommen war. 

Insgesamt ist die Bilanz, die die Verwaltung zieht, also gemischt. Zwar könne festgestellt werden, dass an allen Standorten die Grenzwerte eingehalten wurden, auch an den „Hotspots“ aus den Jahren 2018 und 2019. Andererseits sei im Vergleich mit dem Vorjahr an den meisten Messpunkten wieder ein leichter Anstieg verzeichnet worden. Das wiederum liegt laut der Behörde aber auch an den „ungünstigen Wetterbedingungen“.

Nur wenige Standorte weisen in Luxemburg allerdings einen Jahresmittelwert aus, der unter einem anderen Grenzwert liegt: dem der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die hat 2021 ihre Leitlinien zur Luftqualität geändert, die 15 Jahre lang gegolten haben. Dabei wurde auch der Grenzwert für Stickstoffdioxid abgesenkt – statt 40 hält die WHO nur noch 10 Mikrogramm im Jahresmittel für gesundheitlich vertretbar. In der EU gilt bis jetzt noch immer der Wert von 40 Mikrogramm. Die EU-Kommission arbeitet an der Umsetzung des WHO-Ziels.

FAQ: Stickstoffdioxid

Was ist Stickstoffdioxid?

Stickstoffdioxid oder NO2 gehört wie Stickstoffmonoxid zu den Stickstoffoxiden (NOx). Laut dem hessischen Landesumweltamt ist es ein Gas mit rotbrauner Farbe, die sich bei niedrigeren Temperaturen  ins Blaßgelbe verändert. „Im Geruch wird das Gas als stechend empfunden“, schreibt die deutsche Behörde. NO2 wirkt korrosiv und stark oxidierend. Mit Wasser reagiert es langsam zu Salpetersäure. 

Weshalb ist Stickstoffdioxid gefährlich? 

Stickstoffdioxid führt zu erheblichen Gesundheitsbelastungen, schreibt das deutsche Bundesumweltamt. „Belastung mit Stickstoffdioxid steht im Zusammenhang mit Krankheiten wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Schlaganfall, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und Asthma.“ Im Jahr 2014 ließen sich in Deutschland statistisch etwa 6.000 vorzeitige Todesfälle wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen „auf die „NO2-Hintergrundbelastung“ zurückführen. Die Zusammenhänge seien dabei nicht „ursächlich“, Studien lieferten aber Ergebnisse über „zahlreiche konsistente statistische Zusammenhänge“. Die Europäische Umweltbehörde EEA sagt, dass jedes Jahr in der EU 64.000 vorzeitige Todesfälle auf das Konto von Stickstoffdioxid gehen. Die Zahl der vorzeitigen Todesfälle wegen Luftverschmutzung insgesamt wird auf 240.000 geschätzt. 

Wo kommt Stickstoffdioxid her? 

Laut dem hessischen Landesumweltamt entsteht Stickstoffdioxid überwiegend aus „Verbrennungsvorgängen“ – und zwar in Industrieanlagen, Kraftwerken und auch beim Heizen. Wichtigste „mobile“ Quelle ist der Verkehr. „Diesel-Pkw sind die Hauptquelle für Stickstoffoxid in den Städten“, schreibt das Umweltbundesamt in einem Papier von 2020.  „Sie verursachen 65 Prozent der direkten NO2-Emissionen des Straßenverkehrs.“ Der Verkehr verursacht demnach insgesamt 60 Prozent der Belastung. In Wohnungen können offenen Kamine, Gasherde oder undichte Holzöfen sehr hohe NO2-Konzentrationen verursachen. Biologische Reaktionen im Boden, Vulkanausbrüche und Gewitter setzen ebenfalls NO2 frei – allerdings in nur sehr geringen Mengen.

Bella
14. April 2023 - 20.22

Alle Stadtzentren für Verbrenner sperren und fertig.

Firmino
14. April 2023 - 20.02

Ett ass nëtt ësou schlemm fir Remich an Echternach, do ass ëtt ësou wiesou ruppég an onattraktiv.

Nomi
14. April 2023 - 17.49

"kratzen beim Stickstoffdioxid am Grenzwert" Et wir och vlaicht mei' eng preziss Aussoo ob just iwert oder just ennert dem Grenzwert.

jojo
14. April 2023 - 17.09

Die Reaktoren der Jets galten als die größten NO2-Schleudern. Bei niedrigen Temperaturen änder NO2 seine Farbe nicht! Aber es wird in farbloses N2O4 umgewandelt. Deshalb verschwindet die rot-braune Farbe des NO2 zum Teil. Steigt die Temperatur wieder, so bildet sich NO2 aus N2O4 zurück. Also nichts gewonnen!