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Präsident Schintgen im Interview„Nicht gleich ein Gegentor kassieren“: Warum sich der F91 in Dublin auf einen Sturmlauf einstellen muss

Präsident Schintgen im Interview / „Nicht gleich ein Gegentor kassieren“: Warum sich der F91 in Dublin auf einen Sturmlauf einstellen muss
Dem Düdelinger Präsidenten Gerry Schintgen gefiel die kollektive Leistung des neuen F91 Foto: Editpress/Tania Feller

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Beim F91 Düdelingen sitzt man auf gepackten Koffern. Am Mittwoch reist der Tabellendritte der BGL Ligue nach Dublin, wo einen Tag später das Conference-League-Rückspiel gegen St Patrick’s Athletic stattfindet. Nach dem 2:1-Heimsieg stellt sich Präsident Gerry Schintgen auf einen gehörigen Sturm im Richmond Park ein. Sollte der F91 ihn überstehen, würde es bereits nächste Woche nach Malta oder Nordirland gehen.

Tageblatt: Wie fühlt sich der Fußballfan in Ihnen, wenn Ihnen im Europapokal ein Gegner von der Insel zugelost wird?

Gerry Schintgen: Super. Ich bin wirklich immer froh, sogar wenn man bedenkt, dass es zweimal nicht gegen irische Mannschaften für ein Weiterkommen gereicht hat. Die Stimmung war jedes Mal hervorragend und die Mentalität der Leute ist klasse. Am Donnerstag rechnet der Verein mit 2.500 Zuschauern, mehr dürfen nicht ins Stadion rein. Die Einstellung ihrer Anhänger ist exemplarisch: Sie waren letzte Woche ab 11.00 Uhr in Düdelingen unterwegs, u.a. im „Why not“. Dort haben sie dann Tüten angefordert, um ihren Dreck einzusammeln. 

Wie groß wird die Unterstützung der Luxemburger sein?

Wir konnten diesmal keine Reise für unsere Anhänger organisieren, da wir selbst nur 38 Plätze im Flugzeug zur Verfügung hatten. Meine Frau reist beispielsweise bereits heute Abend (am Dienstag) nach Dublin, mein Bruder kommt am Donnerstag. Ich habe von einigen gehört, die auf Eigeninitiative anreisen werden, u.a. die Eltern eines Spielers. 

Welchen Eindruck hat St Patrick’s Athletic im Stade Nosbaum hinterlassen – und wie ärgerlich ist dieses späte Anschlusstor?

Die Gegner waren, wie erwartet, physisch stark. Sie sind wirklich 95 Minuten gelaufen, ohne aufzugeben. Mich nervt nicht nur das besagte Gegentor, sondern vielmehr der Umstand, dass wir es nicht geschafft haben, selbst drei oder vier Tore zu schießen. Mit diesem 2:1-Vorsprung liegen unsere Chancen auf ein Weiterkommen bei 50 Prozent. Aber wenn wir so auftreten wie zu Hause, werden wir uns auch in Dublin Torgelegenheiten herausspielen. Die Mannschaft war diszipliniert und physisch auch fit, wenn man bedenkt, dass das Training erst exakt einen Monat vor diesem Spiel begonnen hat. Unser Gegner steckt mitten in der Meisterschaft, das macht schon einen Unterschied. 

Was erwartet den F91 am Donnerstagabend in Dublin?

Einen Gegner, der mit 150 Stundenkilometern loslegen wird und von der Unterstützung seiner Fans profitieren will. Unser Ziel muss es sein, nicht gleich ein Gegentor zu kassieren, sondern diese Druckphase unbeschadet zu überstehen. Offensiv sind wir stark genug, um später selbst ein, zwei Tore zu machen.

Was würde es sportlich und finanziell bedeuten, in die zweite Runde der Conference League einzuziehen?

Sowohl sportlich als auch finanziell wäre es enorm wichtig. In der zweiten Runde würde uns ein Gegner aus Malta oder Nordirland erwarten – was wiederum bedeuten würde, dass es nicht unmöglich wäre … Brutto bringt eine Teilnahme an der ersten Runde 250.000 Euro, also vor allen Kosten, die das Ganze nach sich zieht: die Reise, Hotelkosten, die Organisation des Heimspiels … Bei einem Weiterkommen sind es nochmals 200.000 Euro. Deshalb war es ja auch enttäuschend, dass wir uns über den Pokal nicht gleich für die zweite Runde qualifizieren konnten.

An der Seitenlinie steht ein neuer Coach und auf dem Platz sind viele neue Gesichter (neun Neuzugänge, acht Abgänge). Wie schwer war es, diesen Umbruch aus menschlicher Sicht zu vollziehen?

Wir haben drei Jahre mit diesem Trainerteam und einigen der besagten Spieler zusammengearbeitet. Daher ist es auch nicht angenehm gewesen, als sich die Wege trennten. Wir haben uns zuerst mit den Trainern zusammengesetzt und ihnen erklärt, dass wir aus finanziellen Gründen einen anderen Weg einschlagen müssten. Wir hätten gerne mit ihnen weitergemacht, wenn sie bereit gewesen wären, mit einer neuen, möglicherweise nicht ganz so wettbewerbsfähigen Mannschaft zu arbeiten. Die Spieler ihrerseits haben die gleichen Informationen bekommen. Es war nicht einfach. Man muss aber auch hinzufügen, dass es zum Schluss der letzten Saison enttäuschend lief. Zwar wurde Hesperingen verdientermaßen Meister, aber sowohl in der Coupe de Luxembourg als auch die Tatsache, dass wir am Ende noch den zweiten Platz aus der Hand gegeben haben, war frustrierend. Das bedeutet aber nicht, dass der Abschied nicht schmerzte.

Das Hinspiel hat gezeigt, dass die Mannschaft schon zusammengefunden hat. Wie viel Steigerungspotenzial gibt es noch?

In dem vergangenen Monat wurden einige ganze Menge Anstrengungen gemacht. Unser Sportdirektor Manou Georgen hat während dieser Wochen Tag und Nacht in Absprache mit dem Coach gearbeitet, um ein Team aufzubauen, das die richtige Mischung hat. Yahcuroo Roemer hatte ich selbst vorher noch nicht spielen gesehen – wenn ich jemanden hervorheben muss, dann ihn. Der ist permanent auf seinem Flügel auf und ab gelaufen. Auch Oege-Sietse Van Lingen tut unserem Offensivspiel gut. Aber es war eher die kollektive Leistung, die den Ausschlag gegeben hat. Das Team war taktisch gut eingestellt. Wir hatten den Coach nach Dublin geschickt, um den Gegner zu beobachten. Wenn jetzt nicht noch jemand an die Tür klopft, der uns 40 Saisontreffer verspricht, ist unsere Kaderplanung abgeschlossen (lacht).

Wo sehen Sie dieses Team am Ende der Saison?

Das ist schwer zu sagen und ich möchte mich bei dieser Frage auch nicht festlegen. Eine erste Antwort kann es nach sechs oder sieben Meisterschaftsspielen geben. Was ich letzte Woche gesehen haben, stimmt mich sehr positiv. Wir haben mit Swift Hesperingen einen übermächtigen Gegner, der wohl mit 12 bis 15 Punkten Vorsprung Meister werden wird, aber ich kann jetzt noch nicht einschätzen, wie stark die restliche Konkurrenz sein wird.

Im Überblick

1. Qualifikationsrunde der Champions League:
Hinspiel: Slovan Bratislava (SLK) – Swift Hesperingen 1:1
Rückspiel am Mittwoch um 20.00 Uhr im Stade de Luxembourg

1. Qualifikationsrunde der Conference League:
Hinspiel: F91 Düdelingen – St Patrick’s Athletic (IRL) 2:1
Rückspiele am Donnerstag, 20.00 Uhr: SC Gjilani – Progrès Niederkorn
Hinspiel: Progrès Niederkorn – SC Gjilani (KOS) 2:2
Rückspiel am Donnerstag, 20.45 Uhr: St Patrick’s Athletic – F91 Düdelingen

2. Qualifikationsrunde der Champions League:
Urartu (ARM)/Zrinjski (BIH) – Swift
(25./26. Juli und 1./2. August)

2. Qualifikationsrunde der Conference League:
D03 – NK Maribor (SLO)/Birkirkara FC (MLT)
FC Midtjylland (DK) – Niederkorn/Gjilani (KOS)
Gzira United (MLT)/Glentoran (NIR) – F91/St Patrick’s Athletic (IRL) 
BK Häcken (SWE)/New Saints (WAL) – Slovan Bratislava (SLK)/Swift (nur bei einer Swift-Niederlage gegen Slovan)
(27. Juli und 3. August)