Fußballerherz, was willst du mehr? Mit den WM-Klassikern Russland – Saudi-Arabien, Ägypten – Uruguay und Marokko – Iran startete die 21. Weltmeisterschaft in Russland. Erst am gestrigen Abend stand mit dem iberischen Bruderduell das erste Spiel von wirklichem Belang auf dem Programm der Titelkämpfe.
Umso besser, denn wenn auf dem grünen Rasen nichts geboten wird, dann kann man sich auf die Randgeschichten konzentrieren. Wie z.B. den Auftritt von Robbie Williams bei der Eröffnungsfeier. Befremdlich war dabei weniger die Musik, sondern vielmehr der Stinkefinger, der in den Medien sämtliche Tore der Auftaktspiele in den Schatten stellte.
Wichtigste Erkenntnis der Szene war, dass das traditionelle „Up Yours“ der Briten offensichtlich der Globalisierung zum Opfer gefallen ist. Aus britischen Pubs kannte man das locker aus dem Handgelenk geschwungene, umgekehrte Victoryzeichen, das erst unmittelbar vor den Nasenlöchern zum Halten kam. Robbie Williams dagegen hielt den gemeinen Mittelfinger in die Kamera und wurde dadurch immerhin rund um den Globus verstanden.
Ober aber auch nicht, denn am Freitag rätselte die Welt, wem die obszöne Geste denn nun galt. Dem Verbrechertrio auf de Ehrentribüne wohl eher nicht, schließlich beißt man nicht die Hand, die einen füttert. Vielleicht also der „Yellow Press“, die seinen Auftritt aufgrund der politischen Spannungen zwischen Großbritannien und Russland kritisierte. Oder hatte Williams den Fußball aus seiner Heimatstadt Stoke im Visier, da sowohl City als auch das von ihm geliebte Port Vale in dieser Saison abstiegen?
Vielleicht meinte RW auch die Duma-Abgeordnete Tamara Pletnewa, die kurz zuvor russische Frauen davor gewarnt hatte, sich sexuell mit ausländischen WM-Touristen einzulassen. Was ein „Womanizer“ wie Robbie Williams nicht auf sich sitzen lassen kann, zumal Pletnewa sogar ins Detail ging und aufklärte: „Junge Frauen können jemanden kennenlernen und schwanger werden.“ Potzblitz! So weit, so witzig. Schmutzig wurde es erst, als sie die Hautfarbe der potenziellen Väter aus dem Ausland ins Spiel brachte. Dafür hätte Petnewa allemal den Mittelfinger verdient gehabt.
In Russland gibt es übrigens eine Verordnung gegen vulgäre Ausdrucksweise. Falls die auch für Fußballstadien gilt, droht Williams eine Geldstrafe von umgerechnet 35 Euro.
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